Samstag, 26. November 2016

13 HOURS (Michael Bay, 2016)

You're in my world now.

Es ist jetzt nicht so, dass ich ein großer Fan von Michael Bay bin, aber atemlose Action mitreißend inszenieren - das kann er zweifellos. 13 Hours ist dafür ein gutes Beispiel. Auf unnötigen Ballast wie beispielsweise eine genauere Beleuchtung der Hintergründe oder der politischen Großwetterlage nach dem sogenannten "Arabischen Frühling" verzichtet er weitgehend. Erklärt wird nur das Notwendige, um die Situation, in der sich die CIA-Mitarbeiter befinden, dem Zuschauer näher zu bringen. Zwecks besserer Identifikation werden dann noch die familiären Gegebenheiten der Protagonisten kurz skizziert, und schon kann's losgehen.

Wer also hier eine kritische Abrechnung mit der US-Außenpolitik erwartet, ist fehl am Platz, wobei das Versagen des Außenministeriums in der Bengasi-Angelegenheit zumindest thematisiert wird. Die Leidtragenden sind die Einsatzkräfte vor Ort, die sich nach offizieller Sprachregelung gar nicht dort befinden. Kommt einem bekannt vor, folgt doch die Außenpolitik der Weltmacht seit Jahrzehnten dem immer gleichen Schema.

Das alles interessiert Michael Bay nur am Rande. Hat man die Einführung erstmal hinter sich gebracht, wird man mit einem furiosen Action-Feuerwerk belohnt, das kaum Wünsche offen lässt. Nach der Erstürmung der amerikanischen Botschaft und deren Inbrandsetzung bemüht sich das Spezialteam vergeblich um die Rettung des Botschafters. Die Inszenierung und der Erzählstil erinnern dabei frappierend an Ridley Scotts Black Hawk Down, der von der Machart ganz ähnlich ist. Auch Bay bedient sich (wenig überraschend) des seit längerem etablierten pseudo-dokumentarischen Stils, der dem Zuschauer das Gefühl vermittelt, sich inmitten des Kampfgetümmels zu befinden. Das eigentliche Highlight ist jedoch die ausgedehnte Belagerungssequenz in der zweiten Hälfte des Films, in der ein Haufen islamistischer Terroristen versucht, den Stützpunkt der Amerikaner zu stürmen.

13 Hours bietet über die gesamte Spielzeit ausgesprochen kurzweilige Unterhaltung und darüber hinaus eine gute Gelegenheit, die heimische Surround-Anlage ausgiebig zu testen. Wer die Sichtung mit den entsprechenden Erwartungen angeht, wird hier bestens bedient.

Samstag, 12. November 2016

BLOOD FATHER (Jean-François Richet, 2016)

I'm sorry I wasn't there for you, baby.

Nach dem überraschend guten Get the Gringo darf Mel Gibson mal wieder in einer Hauptrolle ran. Wollte man böse sein, könnte man nach Gemeinsamkeiten zwischen ihm und der hier verkörperten Rolle suchen - wird diese doch mit der Teilnahme an einem Treffen der anonymen Alkoholiker eingeführt. Aber ganz so schlimm wie dem Ex-Säufer und Ex-Knacki Link hat das Leben dem echten Mel Gibson dann doch nicht mitgespielt. Aber, Spaß beiseite: Der unsagbar dämliche Filmtitel suggeriert ein zünftiges Blutbad oder zumindest eine deftige Action-Schlachtplatte, und so stellte mich mich auf ähnlich gute Unterhaltung ein, wie sie der oben erwähnte Streifen bot. 

Doch leider ist Blood Father in dieser Hinsicht eine ziemliche Enttäuschung. Etwas ansprechend inszenierte Action gibt es zwar, aber doch sehr dosiert und auf insgesamt drei Szenen verteilt.  Dazwischen wird eine nicht sehr originelle Vater-Tochter-Geschichte erzählt, die wenig Gehaltsvolles bietet. Links Wandlung vom Versager-Vater zum Super-Papi wird überwiegend recht schlüssig dargelegt, bleibt dabei aber jederzeit vorhersehbar. Überraschungen bleiben aus. Gibson spielt seine Rolle gut und hat immer noch genug Charisma, um einen Film souverän über 90 Minuten zu tragen. Und mit Michael Parks und William H. Macy kann man noch mit zwei weiteren starken Darstellern aufwarten, die immer gerne gesehen sind. Erin Moriarty als Links Tochter Lydia kann hingegen nur teilweise überzeugen.

Insgesamt bietet Blood Father allenfalls solide Unterhaltung. Man langweilt sich nicht, echte Begeisterung will sich aber auch nicht einstellen. Die beste Szene ist eigentlich noch die Eröffnungssequenz, in der die 17-jährige Lydia in einem Kaufhaus keine Zigaretten erwerben darf, weil sie keinen Ausweis vorlegen kann und somit den Altersnachweis schuldig bleibt. Der Kauf der scharfen Munition für eine Pistole im selben Laden ist dagegen kein Problem.