Sonntag, 18. Dezember 2016

LEGEND OF TARZAN (David Yates, 2016)

Legend of Tarzan bedient sich der Hauptfigur der vom amerikanischen Schriftsteller Edgar Rice Burroughs geschaffenen Tarzan-Geschichten, geht aber auf deren Leben im Dschungel nur in Rückblenden ein. Die eigentliche Geschichte beginnt viel später, lange nachdem Tarzan nach England zurückgekehrt ist und wieder den Titel Lord Greystoke trägt. Dabei setzte man wieder einmal auf das derzeit in Hollywood so angesagte Rassismus-Thema, und hier im speziellen die Ausbeutung der afrikanischen Ureinwohner durch den bösen weißen Mann. Dabei ist die weiße Rasse ein wahrer Ausbund an Schlechtigkeit, außer Tarzan und Jane sind alle Weißen ausnahmslos skrupellos, egoistisch und hemmungslos ausbeuterisch unterwegs. Als großer Edelmann kommt hingegen der von Samuel L. Jackson verkörperte George Washington Williams daher (kein Wunder - er ist ja auch schwarz), übrigens eine historische Figur. Und selbst der zunächst böse Stammeshäuptling Mbonga, der Tarzan aus Rache nach dem Leben trachtet, lässt sich von jenem schnell besänftigen, indem er ihm seine Motive für die Tötung von Mbongas Sohn erklärt. Von differenzierter Charakterzeichnung also keine Spur, hier gibt es nur schwarz oder weiß - im wahrsten Sinne des Wortes. Aber sei's drum!

Leider kann Legend of Tarzan auch darüber hinaus nur in Teilbereichen überzeugen. Darstellerisch ragt natürlich Jackson heraus, was aber auch das Problem beinhaltet, dass er mit seinem Charisma die eigentliche Hauptfigur eher zur Randerscheinung verkommen lässt, zumal diese vom Schweden Alexander Skarsgård recht spröde und nordisch unterkühlt dargeboten wird. Immerhin macht er dabei durch seine imposante körperliche Erscheinung eine gute Figur. Margot Robbie ist keine gute Schauspielerin, sieht aber zweifellos toll aus und bietet so einen schönen Blickfang. Und Christoph Waltz spielt die gleiche Rolle wie immer, wobei sein affektiertes Gehabe hier ganz gut zu seiner Figur passt. 

Positiv sind die gelungenen Special Effects zu erwähnen. Nahezu alle Tiere wurden digital erschaffen, was man aber - von vereinzelten Ausnahmen abgesehen (Stichwort: Leopard) - kaum bemerkt. Dazu gibt es atemberaubend schöne (digitale) Landschaftsaufnahmen und ein paar nett gemachte Actionszenen, die jedoch insgesamt sehr routiniert und wenig inspiriert wirken. Atmosphärisch ist das Ganze also durchaus stimmig, doch wirkt die Inszenierung wenig durchdacht und etwas unstrukturiert. Die zahlreichen Rückblenden stören den Filmfluss und sind eher selbstzweckhaft, als dass sie die Handlung vorantreiben.

Unter dem Strich bietet Legend of Tarzan bestenfalls durchschnittliche Unterhaltung. Da ich die Sichtung ohnehin mit geringen Erwartungen angegangen bin, hält sich meine Enttäuschung in Grenzen. Wenn man gar nicht mehr weiß, man gucken soll, kann man sich das durchaus mal anschauen. Man kann es aber genauso gut lassen.