Dienstag, 31. Dezember 2019

ANNA (Luc Besson, 2019)

Bitch! 

Sehr stylisch inszenierter Action-Reißer, der mit seinen ständigen Rückblenden anfangs etwas verwirrt. Der Aufbau folgt dem immer gleichen Muster: irgendetwas geschieht, das erklärungsbedürftig ist oder zumindest von Besson dafür gehalten wird, dann folgt eine Rückblende, die die Erklärung dazu liefert oder auch einfach nur eine Vorgeschichte erzählt. Dieses Stilmittel hilft dabei, die eigentlich sehr geradlinige Geschichte nach mehr aussehen zu lassen als sie tatsächlich ist. Dies funktioniert dann aber erstaunlich gut und trägt dazu bei, die Spannung über die gesamten 120 Minuten hoch zu halten. 

Die Hauptdarstellerin Sasha Luss war mir bis dato völlig unbekannt (Valerian habe ich noch nicht gesehen), sieht aber ganz nett aus und meistert auch die – natürlich völlig überzogenen – Kampfsequenzen ganz ordentlich. Ihre sehr begrenzte Mimik verleiht ihr etwas Unnahbares und ist womöglich ihren ebensolchen schauspielerischen Fähigkeiten geschuldet. Zugleich gibt dies aber ihrer Figur auch eine Verletzlichkeit, die in krassem Gegensatz zur eiskalten Ausführung ihrer Mordaufträge steht, und sie umso interessanter macht. Der eigentliche Star des Films ist aber ohne Zweifel Helen Mirren, die ich anfangs gar nicht erkannt habe, als mit allen Wassern gewaschen ranghohe KGB-Offizierin, die nach anfänglicher Ablehnung im Laufe der Zeit fast so etwas wie Muttergefühle für die junge Agentin zu entwickeln scheint.

Vielmehr gibt es über Anna nicht zu sagen. Ein typischer Luc-Besson-Film eben mit jeder Menge Action, rasantem Schnitt, makelloser Inszenierung, hohem Bodycount, ein paar mehr oder weniger überraschenden Wendungen und einer attraktiven Dame in der Hauptrolle. Ähnliches hat man schon oft gesehen, macht aber trotzdem immer wieder Spaß. Kurzweilige Unterhaltung allemal.

Montag, 30. Dezember 2019

HUSTLERS (Lorene Scafaria, 2019)

Angeblich basierend auf einer wahren Begebenheit, erzählt Hustlers die Geschichte von vier Stripperinnen, die Männer mit einem selbst gemixten Drogencocktail außer Gefecht setzen, um dann ihre Kreditkarte zu plündern. Geschaut habe ich den Film in erster Linie wegen JLo, die dann auch der eigentliche Star des Films ist, auch wenn Constance Wu nominell die Hauptrolle spielt. Lopez dominiert mit Leichtigkeit alle Szenen, in denen sie auftaucht, was jedoch weniger ihren schauspielerischen Fähigkeiten als vielmehr ihrer Aura und der raumverdrängenden Präsenz zuzuschreiben ist. Und trotz ihrer mittlerweile 50 Lenze sieht sie dabei noch verdammt gut aus.  

Hustlers bedient jedes gängige Klischee. Schon alleine die Besetzung des weiblichen Quartetts mit einer Latina (Lopez), einer Asiatin (Wu), einer Schwarzen (Palmer) sowie einer blonden Weißen (Reinhard) zeigt, wo der Hase langläuft. Für die Opfer-Perspektive interessiert sich der Film überhaupt nicht. Die Männer bleiben austauschbare, reiche, meist verheiratete Statisten, die den Raub letztlich hinnehmen, sei es aus Scham, Mangel an Beweisen oder schlicht Angst vor der Ehefrau. Eine Ausnahme bildet lediglich einer der letzten Kunden, der so viel Geld verloren hat, dass er nicht mehr in der Lage ist, das Darlehen für sein Haus zu zahlen und seinen Sohn zu versorgen. Er appelliert jedoch erfolglos an die Gnade der profitgeilen Damen.

Erzählerisch scheint sich Scafaria an Martin Scorsese zu orientieren, natürlich ohne dessen Klasse auch nur im Ansatz zu erreichen. Dennoch erinnert Hustlers von Struktur und Aufbau an Filme wie Casino oder Goodfellas, auch wenn Scafaria erkennbar in erster Linie auf optische Reize setzt. Muss ja auch nicht das Schlechteste sein. Gefällig in jedem Fall die leichtfüßige Inszenierung, die einem hilft, gnädig über die zahlreichen Logiklöcher und die eindimensionalen Charaktere hinwegzusehen. Unter dem Strich ein biederes Gute-Laune-Filmchen, das außer einer Vielzahl von attraktiven Darstellerinnen und einer mitreißenden Performance von JLo nicht viel zu bieten hat. Trotzdem ganz nett anzuschauen.

Montag, 23. Dezember 2019

ONCE UPON A TIME IN... HOLLYWOOD (Quentin Tarantino, 2019)

Want me to suck your cock while driving?

Bereits mit dem tollen The hateful Eight zeigte sich Tarantino zurück in alter Form, nachdem die drei Vorgänger doch etwas hinter seinen ersten vier Filmen zurückgeblieben waren. Und viel Zeit bleibt ihm ja auch nicht mehr. Wenn er seine Ankündigung wahr macht, nach zehn Filmen aufzuhören, dann war Once upon a Time in... Hollywood seine vorletzte Arbeit. Umso erfreulicher, dass er qualitativ da weiter macht, wo er mit seinem Western-Kammerspiel aufgehört hat. 

Stilistisch erinnert Tarantinos neuester Film an Pulp Fiction und Jackie Brown. An den Erstgenannten wegen der episodenhaften Erzählweise und der beiläufig dahinplätschernden Handlung, die keinem richtigen Ziel zu folgen scheint. Und auch hier steht ein grandios aufspielendes Darsteller-Duo im Mittelpunkt. Anstelle zweier Profikiller darf man hier den abgehalfterten Serienstar Rick Dalton (Leonardo DiCaprio) begleiten, der seine besten Tage hinter sich hat, und seinen Stuntman, Freund und Mann für alles, Cliff Booth (Brad Pitt), der an den Filmsets auch deswegen eine gewisse Achtung genießt, weil er damit ungestraft davon kam, seine Frau getötet zu haben. Von Jackie Brown – für mich nach wie vor Tarantinos Bester – hat Once upon a Time in... Hollywood die ungeheure Coolness, die die Sichtung trotz der stattlichen Laufzeit zu einem großen Vergnügen macht. Als Zuschauer könnte man stundenlang mit Booth durch das L.A. des Jahres 1969 fahren, vorbei an unzähligen Filmplakaten und Kinos und sich an den überwiegend attraktiven umher lungernden Manson-Girls erfreuen oder Dalton bei seinen Dreharbeiten und den Alkohol getränkten Selbstmitleidsausbrüchen zuschauen. Und wenn Jackie Brown Tarantinos Liebeserklärung an den Blaxploitation-Film ist, dann begleitet Once… den Niedergang des traditionellen Hollywood. Verkörpert wird dies nicht zuletzt durch seine beiden Protagonisten, die ebenfalls auf dem absteigenden Ast sind, während im Nachbarhaus Roman Polanski mit seiner Frau Sharon Tate einzieht, die wiederum für das neue Hollywood stehen.

Im Vorfeld war zu lesen, dass der Film den brutalen Mord der Manson-Family an Sharon Tate thematisieren würde. Dies tut er irgendwie auch, aber obwohl die wiederholten Datums- und Uhrzeit-Einblendungen eine gewisse Dramatik vorgaukeln, spielt die Figur der von Margot Robbie bezaubernd dargestellten Sharon Tate nur eine Nebenrolle. Sie taucht immer mal wieder auf, sagt belanglose Sachen, tut belanglose Dinge und hat ihre längste und beste Szene, wenn sie ihren eigenen Film in einem Kino anschaut, was Tarantino wiederum die Gelegenheit bietet, Robbies nackte Füße ausführlich in Großaufnahme zu zeigen. Ihre Unbedarftheit und fröhliche Unbekümmertheit, die sie nicht nur in der Szene im Kino an den Tag legt, hinterlassen insbesondere deswegen ein flaues Gefühl, weil man ja weiß, welch grausames Schicksal sie wenig später ereilen sollte.

Doch nicht so bei Tarantino: der märchenhafte Charakter des Films wird ja schon im Titel angedeutet, und so schreibt Tarantino die Geschichte einfach um, wie er dies zuvor schon bei Inglourious Basterds getan hattte. Er rettet Tate genau dadurch, dass er sie von der zentralen Figur zur Nebenfigur degradiert. Die Manson-Jünger dringen dann auch folgerichtig entgegen ihrem Auftrag nicht in das Tate/Polanski-Haus ein, sondern in das Nachbarhaus, in dem der völlig zugedröhnte Dalton im Pool mit Kopfhörern Musik hört und sein ebenso derangierter Kumpel gerade seinen Hund füttert. Ob sie das mit Absicht machen oder ob es sich um ein Versehen handelt, bleibt offen. In jedem Fall hat dies für die verhinderte Mörderbande äußerst drastische Konsequenzen und kulminiert in einem mitreißenden und extrem blutigen Finale.

Wie bereits erwähnt ist Once upon a Time in... Hollywood eine zutiefst entspannte Angelegenheit. Die Liebe zum Detail und die große Verehrung, die Tarantino dem Kino entgegenbringt, springt dem Zuschauer aus jedem einzelnen Bild entgegen. Sets, Kostüme und Musik lassen einen eintauchen in diese faszinierende Zeit des Umbruchs und man verspürt schnell den Wunsch, noch länger in dieser Welt verweilen zu können. Meinetwegen hätte der Film noch eine Stunde länger dauern können. Die Handlung mäandert meist wenig zielführend umher, aber angesichts des grandiosen Settings nimmt man das kaum wahr. Die zahlreichen Verweise und Filmzitate, die man bei einer Sichtung wahrscheinlich gar nicht alle erfassen kann – grandios übrigens die Szene, in der sich Dalton vorstellt, er hätte McQueens Rolle bei The great Escape erhalten und dies durch digitale Nachbearbeitung der Originalsequenzen untermauert wird – und die geschickte Einbindung realer Personen in fiktive Szenen ergeben in Kombination mit den witzigen Dialogen eine faszinierende Mischung aus Fiktion und Wahrheit, der man sich als Filmliebhaber einfach nicht entziehen kann.

Und nicht zuletzt ist ein Tarantino-Film auch irgendwie immer wie ein Familientreffen. Neben den Hauptdarstellern gibt es viele bekannte Gesichter aus seinen vorherigen Filmen, die zum Teil nur kurz zu sehen sind (Michael Madsen, Bruce Dern, Kurt Russell, Zoë Bell, etc.). Und am Ende, wenn schon der Abspann läuft, ist DiCaprio tatsächlich noch beim Dreh eines Werbespots für Red-Apple-Zigaretten zu sehen. Ein ganz wunderbarer Film.

Montag, 29. April 2019

WORLD WAR Z (Marc Forster, 2013)

 There is nowhere to evacuate you to.

Ein durch und durch familientauglicher Zombie-Endzeitfilm, der zudem mit Brad Pitt eine starke Identifikationsfigur bereit hält. Viel Neues bietet Forster nicht, letztlich handelt es sich um einen typischen Dawn-of-the-Dead-Ableger, nur eben kinderfreundlich um Blut und Gedärme bereinigt. So wie Resident Evil, nur noch steriler. Und dabei habe ich schon die "unrated"-Fassung von World War Z gesehen, die dem Vernehmen nach immerhin etwas härter ausgefallen sein soll als die Kinofassung. Der Anfang in Philadelphia ist in jedem Fall höchst beeindruckend in Szene gesetzt, gelang es doch den Zustand des Ausgeliefertseins gegenüber dem totalen Chaos und dem Verlust der öffentlichen Ordnung bis hin zur Anarchie treffend einzufangen. 

Der Rest des Films kann mit dem grandiosen Beginn nicht mehr ganz mithalten - spannend ist das Gebotene allemal. Ganz witzig auch die Ideen, mit denen einzelne Staaten versuchen, der Zombie-Plage Herr zu werden, sei es indem man sämtlichen Einwohnern in einer Hauruck-Aktion die Zähne ziehen lässt (Nordkorea) oder eine riesige Mauer um das eigene Staatsgebiet baut (Israel). Wobei Letzteres heute natürlich sofort als Anspielung auf Trumps Mauer interpretiert werden würde, die anno 2013 zur Entstehungszeit des Films noch kein Thema war. Im Übrigen zeigt sich ja auch recht schnell, dass die Idee mit der Mauer nicht funktioniert. Am Ende ist es die eigene Überheblichkeit, die die Israeliten dazu verleitet, sich in falscher Sicherheit zu wiegen, die sie schließlich ans Messer liefert.

World War Z ist ein solide inszenierter Actionthriller ohne große Schwächen, der über weite Strecken gut unterhält und schön anzuschauen ist. Die Idee, die letztlich die Immunität gegen die Zombies bringt, fand ich sogar recht originell. Das Ende deutet auf eine Fortsetzung hin, die aber bisher nicht zustande kam und meines Wissens inzwischen komplett verworfen wurde.

Dienstag, 26. März 2019

OVERLORD (Julius Avery, 2018)

In Overlord verbindet Julius Avery geschickt das Genre des Kriegs- mit dem des Horrorfilms und lässt deutsche Ärzte in einem unterirdischen Labor einem französischen Dorf für den Führer an einem Serum forschen, das nicht nur übermenschliche Kräfte verleihen, sondern auch Tote als Zombies wiederauferstehen lassen kann. Dabei lässt sich zunächst alles wie ein herkömmlicher Kriegsfilm an: in Vorbereitung der Landung amerikanischer Bodentruppen an den Stränden der Normandie soll eine Fallschirmjäger-Einheit eine Radarstation zu zerstören, die in dem Kirchturm eines französischen Dorfes angebracht ist. Das Flugzeug wird von der gegnerischen Flugabwehr in Stücke zerlegt, bevor ein geordneter Absprung der Soldaten möglich war, und die Gruppe der Überlebenden wird zusätzlich von den deutschen Soldaten dezimiert. Angekommen in dem französischen Dorf kommen sie bei der adretten Chloe unter, die zusammen mit ihrer unter den Experimenten der Nazis mutierten Großmutter und ihrem 8-jährigen Bruder ein Haus bewohnt.

Overlord ist ein großer Spaß, der ganz ausgezeichnet unterhält. Natürlich kann man die klischeehaften Figuren bemängeln oder die reißbrettartigen Handlungsstränge, die alle bereits unzählige Male in ähnlicher Art und Weise verwurstet wurden. Doch ist zumindest die Idee mit dem Zombie-Serum recht originell. Zwar kennt man Nazi-Zombies schon aus diversen B-Movies, doch so hochwertig und kompetent und zudem mit einem ordentlichen Budget versehen wurden derartige Ideen bisher noch nicht umgesetzt.

Overlord bietet rasante Action, garniert mit einigen recht derben Splatterszenen und sieht dabei einfach verdammt gut aus. Alleine die ausgedehnte Eröffnungssequenz, in der das amerikanische Flugzeug mit den Fallschirmspringern an Bord ins Visier der deutschen FLAKs gerät, ist hervorragend gefilmt und an Intensität nur schwer zu übertreffen. Dabei werden gar Erinnerungen an Steven Spielbergs Saving Private Ryan wach, respektive die dort gezeigte Landung der Boote an den Stränden der Normandie. Sicherlich nicht ganz zufällig, denn die Handlung von Overlord ist ja am Vorabend des D-Day angesiedelt.

Natürlich hält Avery dieses Tempo nicht den ganzen Film über aufrecht. Im Dorf angekommen, müssen sich die Soldaten vor den deutschen Patrouillen verstecken, was alleine schon eine deutlich entschleunigte Erzählweise zur Folge hat. Damit verschiebt sich auch der Schwerpunkt zunehmend in Richtung Thriller mit stimmungsvollen Horrorelementen, bevor es am Ende dann zum großen Showdown kommt. Insgesamt eine runde Sache.

Dienstag, 19. März 2019

AFTERMATH (Elliott Lester, 2017)

Inzwischen ist Arnold Schwarzenegger im Bereich der DTV-Produktionen angekommen. Aftermath ist aber auch sonst ein untypischer Film für den Österrreicher, weil es sich in erster Linie um eine Mischung zwischen Charakterstudie und Drama handelt. Die Handlung basiert auf der Kollision zweier Flugzeuge bei Überlingen im Jahr 2002, bei der Besatzung und Passagiere beider Flugzeuge getötet wurden. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen der von Schwarzenegger verkörperte Roman Melnyk, der bei dem Unglück seine Frau und seine schwangere Tochter verliert sowie der diensthabende Fluglotse Jacob Bonanos, den kein direktes Verschulden an dem Zusammenstoß trifft, der sich aber selbst große Vorwürfe macht. Die von Unbekannten angebrachten Schmierereien an seinem Haus, die ihn als Mörder brandmarken, scheinen ihn darin zu bestätigen.

Aftermath ist ein ruhig und zurückhaltend erzählter Film, der sich auf das Unvermögen seiner beiden Hauptfiguren konzentriert, mit der jeweiligen Situation umzugehen. Dabei überrascht Schwarzenegger mit einer rundum überzeugenden Darbietung, bei der er auch nicht davor zurückscheut, seinen inzwischen merklich aus der Form geratenen Oberkörper zu entblößen. Sein Roman ist ein alter Mann, Schwarzenegger – mit struppigem, grauem Vollbart bemüht sich gar nicht erst, dies zu verbergen. Sein Schmerz und seine Verzweiflung wirken absolut authentisch. Und dass er auch ernste Rollen beherrscht, hat er ja bereits mit Maggie vor einigen Jahren bewiesen.

Noch besser ist die Vorstellung seines Gegenübers Scoot McNairy. Es bereitet beinahe körperliche Schmerzen ihm dabei zuzusehen, wie sein Jacob leidet, während sein komplettes Leben inklusive seiner Ehe und dem Verhältnis zu seinem Sohn zu Staub zerfällt. Eine fatale Fehlentscheidung während seines Dienstes, deren Konsequenzen er aufgrund der Umstände (Ausfall der Telefonanlage, Abwesenheit seines Kollegen) nicht absehen konnte, hatte den Tod von 271 Menschen zur Folge – da kann man schon den Boden unter den Füßen verlieren.

Trotz der hervorragenden Darsteller macht Aftermath aus der interessanten Konstellation letztlich aber zu wenig. Mit zunehmender Spieldauer stellt sich das Gefühl der Beliebigkeit ein, die einzelnen Szenen wirken zum Teil unmotiviert aneinandergereiht. Ein roter Faden ist allenfalls mit viel gutem Willen erkennbar. Zudem gelingt es Lester nicht, den Zuschauer in die Lage zu versetzen, die Zeitabläufe zwischen den Szenen richtig einzuordnen. Die Eskalation am Ende, die relativ nah an den wahren Begebenheiten ist, kommt ziemlich überraschend, jedenfalls dann, wenn man sich im Vorfeld nicht mit dem Film beschäftigt hat. Wobei der saudämliche deutsche Titel Vendetta – Alles was ihm blieb war Rache dies natürlich in gewisser Weise vorwegnimmt. Ich frage mich ja immer wieder, welche Menschen sich diese bekloppten deutschen Titel ausdenken und dafür womöglich sogar noch Geld kriegen. Wie auch immer – die Motivation Romans, Jakob mit Hilfe einer Journalistin ausfindig zu machen und anschließend zu töten, konnte ich nicht recht nachvollziehen, auch wenn man unterstellt, dass er ursprünglich keine Tötungsabsicht verfolgte, sondern ihn lediglich in einem Gespräch zur Rede stellen wollte. Die Konfrontation schließlich zwischen Jakobs inzwischen erwachsenem Sohn und dem aus dem Gefängnis entlassenen Roman fand ich hingegen wieder stimmig.

Unter dem Strich ist Aftermath ein durchaus sehenswerter Film, der einiges richtig macht, dabei jedoch insbesondere mit einer nicht immer schlüssigen Handlung zu kämpfen hat. Letztlich verschenkt er zu viel Potential, das die vielversprechende Ausgangssituation geboten hätte.

Donnerstag, 21. Februar 2019

GI-EOK-UI BAM / FORGOTTEN (Jang Hang-jun, 2017)

Der Zwanzigjährige Jin-seok zieht mit seiner Familie, zu der neben seinen Eltern auch sein älterer und von ihm bewunderter Bruder Yoo-seok gehört, in ein neues Haus. Weil in einem Raum des Hauses noch vorübergehend Sachen des Vorbesitzers gelagert sind, müssen die beiden Brüder sich ein Zimmer teilen. Während eines nächtlichen Ausflugs wird Yoo-seok von mehreren Männern in einen schwarzen Van gezerrt und kehrt erst 19 Tage später zu seiner Familie zurück. An das was in diesen 19 Tagen geschehen ist, hat er keine Erinnerung. Jin.seok merkt mit der Zeit, dass sein Bruder verändert ist und nicht mehr der Mensch zu sein scheint, der er vor seiner Entführung war.

Forgotten ist bereits der 6. Kinofilm des südkoreanischen Regisseurs Jang Hang-jun, der sich u. a. auch bereits mehrfach als Darsteller und Drehbuch-Autor betätigt hat. Ich kenne keiner seiner vorherigen Filme, und auch die Darsteller in Forgotten sind mir allesamt unbekannt. In jedem Fall versteht Jang es sehr geschickt, eine unheilvolle, dichte Atmosphäre aufzubauen, die den Zuschauer sofort in ihren Bann zieht. Von dem Raum mit den Sachen des Vorbesitzers geht eine nicht greifbare Bedrohung aus, die sich in merkwürdigen Geräuschen, die jedoch nur Jin-seok wahrzunehmen scheint, und flüchtigen Schatten unter der verschlossenen Tür äußert. Deutlich realer erscheint hingegen die Gefahr, die von seinem Bruder ausgeht. Zumindest legt dieser seit seiner Rückkehr ein eigenartiges Verhalten an den Tag, dass sich Jin-seok nicht erklären kann. Doch damit nicht genug, wird er auch noch von furchtbaren Alpträumen gequält, deren Sinn ihm verborgen bleibt.

Was wie ein klassischer Horrorfilm beginnt, wandelt sich alsbald zu einem äußerst spannenden Psycho-Thriller, der nicht nur mit dem Protagonisten, sondern auch mit dem Zuschauer ganz gehörig Katz-und-Maus spielt. Die mit hohem Tempo erzählte originelle Story mit ihren zahlreichen Wendungen, die so nicht vorhersehbar sind, lässt die Spannungskurve immer weiter ansteigen, unterstützt durch eine dynamische Inszenierung, die sich auf das Wesentliche konzentriert. Einen erheblichen Anteil daran haben auch die guten Darsteller, wobei insbesondere Kang Ha-neul in der Rolle des jungen Studenten überzeugt, dessen Leben immer mehr aus den Fugen gerät. Bei kritischer Betrachtungsweise lässt sich zwar auch die ein oder andere inhaltliche Ungereimtheit erkennen, aber angesichts der sonstigen Qualitäten kann man leicht darüber hinwegsehen. Und wenn man schon meint, der Film sei zu Ende, setzt Jang mit einer kleinen Schluss-Sequenz noch eine schöne finale Pointe. Korea-Kino vom Feinsten!

Mittwoch, 20. Februar 2019

JOHN WICK (Chad Stahelski und David Leitch, 2014)

Der Trailer hatte mir seinerzeit wenig bis keinen Anreiz geboten, John Wick einer Sichtung zu unterziehen, auch wenn ich Rachefilme eigentlich ganz gerne mag. Beflügelt durch die positiven Erfahrungen mit mehreren Genre-Vertretern in den letzten Wochen und nicht zuletzt aufgrund der hartnäckigen Fürsprache eines Kollegen ließ ich mich mit mehrjähriger Verspätung dann doch dazu hinreißen. Dabei zeigte sich dann relativ schnell, dass meine anfängliche Skepsis nicht ganz unbegründet war. Zwar wird hier fraglos viel Action geboten, die auch technisch durchaus gekonnt in Szene gesetzt ist, doch fiel es mir über die gesamte Spielzeit schwer, eine Beziehung zu den handelnden Personen, zumindest aber zum Protagonisten aufzubauen. Der Hund tat mir leid, aber ansonsten ließ mich das Geschehen weitgehend kalt, was vorwiegend auf die zwar stylische, aber stets kühle und distanzierte Inszenierung zurückzuführen ist. Hinzu kommt die oberflächliche Charakterzeichnung, die keinerlei echtes Interesse an den Figuren vermitteln kann. In Kombination mit dem absurd hohen Bodycount fühlt sich John Wick eher wie ein Computerspiel an. Leitchs Debut Atomic Blonde weist übrigens zum Teil ähnliche Schwächen auf, wobei diese dort jedoch weniger ins Gewicht fallen. Auch die im Film gezeichnete Gangsterwelt mit dem zentralen Treffpunkt des Continental-Hotels wirkt von Beginn an unwirklich und vermittelt das Gefühl, nicht in der realen Welt verortet zu sein.

Die zahlreichen stilistischen Parallelen und Ähnlichkeiten zu The Matrix sind sicher kein Zufall, denn bekanntlich agierten die beiden Regisseure in jenem als Stuntdoubles für Keanu Reeves, der hier nun John Wick verkörpert. Dabei ist The Matrix aber ein weitaus besserer Film, denn das Innovative und Bahnbrechende, was jenen auszeichnete, geht John Wick ebenso ab wie eine philosophische Fragen aufwerfende Story. Schlimmer noch: die Geschichte, die John Wick erzählt, hat bei nüchterner Betrachtung weder Hand noch Fuß und weist zahlreiche Ungereimtheiten auf. Aufgrund des hohen Tempos und der durchgehend ordentlichen Darstellerleistungen ist der ganze Unsinn dann aber doch leidlich unterhaltsam. Ich habe mich jedenfalls nicht gelangweilt, aber einen nachhaltigen Eindruck konnte John Wick nicht hinterlassen, auch weil ich schlichtweg nicht emotional gepackt wurde. Das Wort „seelenlos“ beschreibt den Film, glaube ich, am treffendsten.

Dienstag, 29. Januar 2019

SOLO: A STAR WARS STORY (Ron Howard, 2018)

Assume everyone will betray you and you will never be disappointed.

Im Nachhinein eine Vorgeschichte für die Figur des Han Solo zu erzählen, ist grundsätzlich eine blöde Idee, da die damit verbundene Erwartungshaltung gar nicht befriedigt werden kann. Ein Scheitern ist quasi unausweichlich. Erschwerend kommt hinzu, dass die Star-Wars-Saga auch nicht nach einer solchen Vorgeschichte verlangt. Während Rogue One noch eine sinnvolle Ergänzung darstellte und einige offene Fragen beantworten konnte („wie gelangten die Pläne des Todessterns in die Hände der Rebellen“, „warum hat eine derart perfekte Kampfstation eine solche Schwachstelle“, etc.), gibt es zur Herkunft von Han Solo keine Fragen, die zwingend beantwortet werden müssten. Alle zusätzlichen Informationen sind somit im besten Fall überflüssig, im schlechtesten Fall sogar geeignet, das Bild, das man seit vierzig Jahren von ihm hat, zu beeinträchtigen.

Denkbar schlechte Voraussetzungen also für Solo: A Star Wars Story. Immerhin konnte man nach einigem Hin und Her mit Ron Howard einen erfahrenen Regisseur, der sein Handwerk versteht, für das Projekt gewinnen. Mit der Wahl Alden Ehrenreichs als Hauptdarsteller bewies man hingegen ein weniger glückliches Händchen. Zwar macht er seine Sache nicht so schlecht, doch fehlt ihm erkennbar das Draufgängerische, das den von Harrison Ford gespielten Solo auszeichnete. Ehrenreichs Solo ist weniger der liebenswerte Halunke aus Episode IV als vielmehr ein sympathischer, verliebter Jüngling, der von einer großen Zukunft und seinem eigenen Raumschiff träumt. Hingegen verkörpert der von Woody Harrelson gespielte Tobias Beckett all jenes, was man bisher mit Solo verbunden hat und lässt Ehrenreich daneben ziemlich blass aussehen. 

Angesichts der schwierigen Ausgangssituation ist Solo: A Star Wars Story dennoch ein recht ansehnlicher Film geworden, der über die gesamt Spielzeit gut unterhält. Das von Star-Wars-Veteran Lawrence Kasdan in Zusammenarbeit mit seinem Sohn erstellte Drehbuch ist ganz brauchbar und sorgt mit einigen Wendungen zumindest dafür, dass keine Langeweile aufkommt. Neben einem tollen Woody Harrelson kann auch Donald Glover als Lando Calrissian überzeugen und Paul Bettany hat ebenfalls einen gelungenen Auftritt als Oberschurke. Die Dialoge sind recht gewitzt und kommen überwiegend gut auf den Punkt. Zudem ist das Ganze routiniert inszeniert und schön fotografiert, die Effekte können ebenfalls überzeugen. Bezüglich der Frage, ob ich den Charakter der auf einem knallharten Emanzipationskurs befindlichen, resoluten Roboterdame L3-37 als gelungen ansehen soll, bin ich mir noch nicht ganz im Klaren. Eigentlich fand ich die Idee recht witzig, und sie ist auch auf durchaus originelle Art und Weise umgesetzt, doch die dezenten Andeutungen in Richtung einer romantische Züge annehmenden Beziehung zwischen L3-37 und ihrem Besitzer Lando fand ich dann doch etwas weit hergeholt und wenig glaubwürdig. 

Angesichts der eingangs formulierten Kritikpunkte ist die Tatsache, dass Solo: A Star Wars Story vielfach nur mäßige Begeisterung ausgelöst hat, verständlich. Bei nicht allzu kritischer Herangehensweise kann man aber durchaus seinen Spaß mit dem Film haben. Gegen den meiner Meinung nach hervorragenden Rogue One stinkt er jedoch ziemlich ab.

Mittwoch, 23. Januar 2019

RESCUE DAWN (Werner Herzog, 2006)

Herzogs filmische Umsetzung der Flucht des deutschstämmigen, in die USA ausgewanderten Piloten Dieter Dengler aus einem Gefangenenlager des mit dem Vietcong verbündeten Pathet Lao in Laos basiert auf einer wahren Geschichte. Diese hatte er bereits zehn Jahre zuvor in einem Dokumentarfilm aufgearbeitet, den ich nicht kenne. Ich bin aber überzeugt, dass er weitaus interessanter ist als Rescue Dawn. Dessen größte Schwäche ist die Wahl von Christian Bale als Hauptdarsteller. Bale hat zwar ein paar gute Filme gemacht, aber als begnadeten Schauspieler habe ich ihn nie wahrgenommen. Doch so schwach wie in Rescue Dawn habe ich ihn zuvor noch nie gesehen. Über weite Strecken wirkt er völlig überfordert. 

Dabei ist die erste Hälfte des Films noch recht spannend geraten. Ähnlich wie im großen Vorbild The great Escape planen die Inhaftierten ihre Flucht bis ins kleinste Detail und versuchen, alle möglichen Probleme im Vorfeld zu berücksichtigen. Der eigentliche Ausbruch läuft dann natürlich völlig chaotisch ab und ganz anders als geplant.

Im zweiten Teil, der die Flucht durch den Dschungel zeigt, wird es dann ziemlich langweilig. Es passiert wenig und insbesondere Denglers Begleiter Duane, der sich schon während des Ausbruchs übergibt und anschließend mit permanenter Leidensmiene durch die Gegend torkelt, stellt den Zuschauer auf eine harte Probe. So ist man fast erleichtert, als er endlich von den Häschern des Pathet Lao zur Strecke gebracht wird.

Nach Denglers Rettung wird es dann richtig albern: Während er gerade von der CIA im Krankenlager verhört wird, kommen seine alten Kameraden mit einer großen Kiste samt Geburtstagstorte und bringen ihn heimlich zurück auf den Flugzeugträger. Dort wird er dann von der gesamten Crew mit überschwänglichem Pathos wie ein Superstar gefeiert.

Im Gegensatz zu dem kürzlich gesichteten 13 Strong oder vergleichbaren Filmen verfolgt Rescue Dawn einen sehr minimalistischen Ansatz. Im Ergebnis ist so ein realistischer und authentisch wirkender Film entstanden. Abgesehen von der albernen Schlussfeier könnte sich das meiste durchaus so ähnlich abgespielt haben. Dies ist grundsätzlich lobenswert, doch aufgrund der zahlreichen Schwächen hinterlässt Rescue Dawn einen zwiespältigen Eindruck. Dabei gibt es durchaus gute Ansätze, aber abgesehen von dem Teil der Handlung, der im Gefangenenlager spielt, bleibt wenig in positiver Erinnerung. Mit einem besseren Hauptdarsteller und einer etwas stringenteren Inszenierung wäre hier viel mehr möglich gewesen. Stoff für einen guten Film bildet die Geschichte allemal.

Donnerstag, 17. Januar 2019

12 STRONG (Nicolai Fuglsig, 2018)

Now you have killer eyes! 

12 Strong steht in einer Reihe mit Filmen wie Black Hawk Down, Lone Survivor, 13 Hours, etc. und ist ein typischer Vertreter seiner Art. Im Mittelpunkt steht jeweils eine amerikanische Spezialeinheit in einem fremden Land, die sich einer feindlichen Übermacht gegenüber sieht. Auch wenn die Hintergründe jeweils etwas anders gelagert sind, ist der Ablauf doch stets sehr ähnlich. Zu Beginn werden die Hintergründe des Konflikts kurz erklärt, bevor sich die Helden von ihren Familien verabschieden und ins Einsatzgebiet gebracht werden. Dort sehen sie sich einer Übermacht feindlicher Kämpfer gegenüber.

Ich mag solche Filme grundsätzlich gerne, auch wenn sie zumeist ein sehr einseitiges Loblied auf den amerikanischen Patriotismus singen und dabei an der Grenze zur Militärpropaganda nur knapp vorbeischrammen. 12 Strong ist dabei glücklicherweise ein eher zurückhaltender Vertreter, zumal von Anfang an klar ist, dass die Mission nur darin besteht, die Luftunterstützung für die Nord-Allianz zu koordinieren. Man ist also auf die Hilfe der Einheimischen dringend angewiesen. 

Die Handlung ist kurz nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 angesiedelt und basiert auf dem Buch Horse Soldiers des Journalisten Doug Stanton, das angeblich die wahre Geschichte einer zwölfköpfigen US-Spezialeinheit erzählt, die bei der Befreiung der Stadt Masar-e Scharif von der Herrschaft der Taliban im Rahmen der Operation Enduring Freedom die amerikanischen Luftschläge vom Boden aus koordinierte. Inwieweit die geschilderten Geschehnisse der Realität entsprechen sei dahingestellt, zumal die Authentizität derartiger „journalistischer“ Ergüsse ohnehin grundsätzlich bezweifelt werden muss. Ist aber völlig egal, denn wer eine Jerry-Bruckheimer-Produktion guckt, erwartet keine seriöse Geschichtsstunde sondern kurzweilige Unterhaltung und vor allem jede Menge Action, Schießereien und Explosionen. Und davon bietet 12 Strong reichlich. Der Subwoofer hat jedenfalls ordentlich zu tun. 

Für die Regie verpflichtete man den Dänen Nicolai Fuglsig, der mir völlig unbekannt ist. 12 Strong war sein Spielfilmdebut, und diese Aufgabe hat er sehr ordentlich gemeistert. Im Mittelpunkt der Handlung steht die von Zweifeln und Misstrauen geprägte Beziehung zwischen dem Hauptmann der Spezialeinheit, Nelson, und einem der untereinander zerstrittenen Führer der Nord-Allianz, General Dostum – inzwischen übrigens erster afghanischer Vizepräsident. Anfangs ignoriert Dostum Nelson geradezu, weil jener über keinerlei Kampferfahrung verfügt und Dostum ihm dies an den Augen ansieht. Im Laufe des Films entwickelt sich zwischen den beiden eine Art Freundschaft, was angeblich auch im echten Leben so war – so suggeriert es zumindest eine Einblendung am Ende des Films. In den Dialogen zwischen den beiden bemüht man sich redlich, auf die Beweggründe der Kämpfer einzugehen. Dennoch bleiben diese – abgesehen von ihrem General – eine gesichtslose Masse. Auch die Bösartigkeit der Taliban wird in mehreren, kleinen Szenen herausgestellt. Die Grenzerfahrung Nelsons, das erste Mal im Kampfeinsatz gegnerische Kämpfer zu töten, wird ebenfalls thematisiert, doch letztlich wird daraus zu wenig gemacht.

Das Hauptaugenmerk liegt klar auf den gut inszenierten Kampfszenen, denen man die Unerfahrenheit des Regisseurs nicht anmerkt. Wie durch ein Wunder überlebten alle 12 Mitglieder der Spezialeinheit die Mission – zumindest dies darf man als geschichtlich verbürgt ansehen. 12 Strong bietet kurzweilige Unterhaltung ohne großen Anspruch und bläst einem die Ohren ordentlich durch. Mehr durfte man auch nicht erwarten.

Dienstag, 15. Januar 2019

BRAWL IN CELL BLOCK 99 (S. Craig Zahler, 2017)

I’m more of a finisher.

Der frühere Boxer Bradley Thomas verliert seine Arbeit und arbeitet dann als Drogenkurier für seinen Freund und Auftraggeber Gil, um seiner Frau ein besseres Leben zu ermöglichen. Bei einem Auftrag geraten er und seine beiden Begleiter, die für einen dubiosen Partner von Gil arbeiten, in einen Polizeihinterhalt. Statt unerkannt zu fliehen, hilft er den Polizisten gegen seine schießwütigen Begleiter, wird verhaftet und anschließend zu 7 Jahren Gefängnis verurteilt.

Dass S. Craig Zahler ein wahres Multitalent ist, hat er durch seine vielfältigen Tätigkeiten als Schriftsteller, Drehbuchautor, Kameramann und Musiker hinlänglich unter Beweis gestellt. Sein Regie-Debut Bone Tomahawk hat mir seinerzeit ausgesprochen gut gefallen, weil es auf originelle Weise das Western-Genre mit dem Kannibalenfilm verband. Im Gedächtnis blieben vor allem die derben Splatterszenen und genau da macht Zahler mit seinem zweiten Film weiter. Denn auch Brawl in Cell Block 99 wird in der zweiten Hälfte des Films ziemlich splattrig, wobei es sich ansonsten um ein traditionelles Gefängnisdrama handelt. Wie schon beim Vorgänger zeichnete Zahler neben der Regie nicht nur für das Script sondern – zusammen mit seinem Kumpel Jeff Herriott – auch für den Score verantwortlich.

Vince Vaughn, dessen Namen ich bisher eher mit Komödien in Verbindung gebracht habe, ist eine erstklassige Wahl für die Hauptrolle. Sein Bradley Thomas verfügt nicht nur über eine beeindruckende Statur, sondern aufgrund seiner Vergangenheit als Boxer auch über herausragende kämpferische Fähigkeiten. Seine Kraft stellt er gleich zu Beginn eindrucksvoll unter Beweis, als er aus Wut über das Fremdgehen seiner Frau wie ein Berserker mit bloßen Händen auf deren Auto einschlägt. Dennoch verabscheut er körperliche Gewalt gegen Unschuldige. Dies bringt ihn letztlich erst ins Gefängnis, denn wäre er einfach geflohen statt den Polizisten zu helfen, hätte er unerkannt entkommen können. Erstmal im Gefängnis, dreht sich die Spirale der Gewalt unaufhaltsam weiter, denn Gils Partner Eleazar will sich für den begangenen Verrat rächen und lässt Bradleys schwangere Frau entführen.

Gut ausgearbeitete Charaktere zeichneten bereits Zahlers Debut aus. Und auch hier gelingt es ihm, ein recht detailliertes Bild des Protagonisten zu zeichnen, der gegen seinen Willen zu immer extremeren Gewaltexzessen getrieben wird. Darüber hinaus scheint Zahler ein Faible für altgediente Recken aus der zweiten Riege der Darsteller zu haben. Nachdem er bereits Kurt Russell zu einer tragenden Rolle in seinem Debut verholfen hatte, sind dieses Mal Don Johnson und Udo Kier mit von der Partie. Insbesondere Johnson merkt man die pure Freude darüber deutlich an, den sadistischen Gefängnisleiter spielen zu dürfen, und auch Udo Kier gefällt in einer undurchsichtigen, schmierigen Rolle.

Die Gewaltausbrüche kommen zum Teil ziemlich überraschend und werden etwas zartbesaitete Gemüter, die womöglich einfach einen spannenden Gefängnisfilm erwartet hatten, vermutlich vor den Kopf stoßen. Sie passen aber perfekt zu den düsteren, verdreckten Gefängnisräumen, in denen sich die Szenen abspielen. Insbesondere die Kammer mit den Folterutensilien weckt Assoziationen an einen mittelalterlichen Kerker zu Zeiten der Inquisition. Um eine Resozialisierung der Gefangenen mit dem Ziel, sie wieder in die Gesellschaft zu integrieren, geht es im Zellenblock 99 sowieso nicht mehr. Hier gilt es nur noch, die extremen Gewalttäter irgendwie unter Kontrolle zu halten. Bei Bradley versagen jedoch alle bewährten Mechanismen. 

Brawl in Cell Block 99 versprüht eine ungezügelte Kraft und kann mit seinem erfrischenden Ansatz, der Altbewährtes in ungewohnter Form kombiniert, überzeugen. Noch dazu beweist Vince Vaughn, dass er weit mehr kann als flache Komödien. Auf die weiteren Arbeiten des Herrn Zahler darf man sehr gespannt sein.

Sonntag, 13. Januar 2019

PEPPERMINT (Pierre Morel, 2018)

You didn't serve justice, Your Honor. But I will.

Irgendwo habe ich gelesen, Peppermint sei „Death Wish on steroids“ und das trifft den Nagel auf den Kopf. Jennifer Garner pflügt mit eiskalter Präzision als Rächerin Riley North durch die gut 100 Minuten und lässt die Schergen des lokalen Drogenhändlers Diego zu Dutzenden über die Klinge springen. Wobei – genauer gesagt – ein sauberer Kopfschuss ihre bevorzugte Hinrichtungsmethode ist. Im Vergleich dazu wirkt Paul Kersey wie ein Waisenknabe. Der Härtegrad ist deftig, die Inszenierung rasant und die Bilder sind ausgesprochen stylisch. Egal, ob ein versifftes Armenviertel oder die prachtvoll ausgestattete Luxusvilla des Drogenbarons – ein Gefühl für ansehnliche Bildkompositionen kann man Pierre Morel und seinem Kameramann David Lanzenberg nicht absprechen.

Die Charakterzeichnung bleibt dabei erwartungsgemäß auf der Strecke. Obwohl man Riley den gesamten Film über folgt, weiß man am Ende fast nichts über sie. Auch die fünf Jahre zwischen dem Mord an ihrer Familie und dem Beginn ihres Rachefeldzugs bleiben komplett im Dunkeln. Man erfährt lediglich, dass sie sich zwischendurch als MMA-Kämpferin verdingte, um sich auf die kommende Kämpfe körperlich und psychisch vorzubereiten.

Diese inhaltliche Leere fällt jedoch überhaupt nicht negativ ins Gewicht. Man erfährt immerhin genug, um mit ihr auf ihrer Mission mitfiebern zu können, zumal die Dialoge überwiegend gut auf den Punkt kommen. Ein paar kernige One-Liner dürfen dabei natürlich auch nicht fehlen. Garners schauspielerische Leistung ist tadellos. Die von Verlustschmerz und Rachedurst zerfressene Frau spielt sie sehr überzeugend und sieht dabei sogar noch gut aus. Eine kritische Bewertung ihrer Taten findet lediglich durch die Polizei statt, die aber – abgesehen von der finalen Konfrontation – immer einen Schritt zu spät kommt. In den sozialen Medien hingegen wird sie als Schutzengel der Schwachen regelrecht gefeiert, und auch die Obdachlosen fühlen sich dank Riley wieder sicher. Ihre Identität ist allen Beteiligten praktisch von Anfang an bekannt. Trotzdem gelingt es weder Diegos Häschern noch dem FBI, ihrer habhaft zu werden.

Wer einen intelligenten und halbwegs glaubhaften Actionfilm sehen will, ist hier komplett fehl am Platz. Gegen die eher zierliche Jennifer Garner sind selbst die durchtrainiertesten Auftragskiller völlig chancenlos. Bevor sie wissen, was los ist, spritzt ihre Hirnmasse schon durch die Gegend. Freunde von comichaft überzeichneter Gewalt und stylisch inszenierten Hinrichtungen kriegen hier hingegen die Vollbedienung. Peppermint scheißt einen riesengroßen Haufen auf die allgegenwärtige political correctness und reibt dem pikierten Publikum seine „Selbstjustiz-ist-geil“-Message mit ausgestrecktem Stinkefinger unter die Nase. Und das gelungene Ende setzt auf den Haufen dann noch das Sahnehäubchen oben drauf. Sehr schön.

Donnerstag, 10. Januar 2019

BLUE RUIN (Jeremy Saulnier, 2013)

I'm not used to talking this much.

Zu Beginn des Films beobachten wir den Obdachlosen Dwight Evans dabei, wie er in ein fremdes Haus einbricht, um dort ein Bad zu nehmen und auf einem Jahrmarkt die Müllsäcke nach verwertbaren Dingen durchsucht. Nachts hält er sich in seinem alten, verrosteten blauen Pontiac auf, den er am Strand geparkt hat. Als ihm eines Tages die Polizei mitteilt, dass der Mörder seiner Eltern freigelassen werden soll, beschließt er spontan, sich an ihm zu rächen. Obwohl seine Versuche, sich eine Schusswaffe zu besorgen, scheitern, gelingt es ihm, den Mörder zu richten.

Blöderweise muss er dabei sein Auto zurücklassen, was dessen Brüdern Rückschlüsse auf seine Identität erlaubt. Dadurch setzt er eine unaufhaltsame Spirale der Gewalt in Gang, denn das Auto ist unter der Adresse seiner toten Eltern registriert, wo nun seine Schwester mit ihren kleinen Kindern residiert. Und so wird aus dem ursprünglich geplanten singulären Vergeltungsakt schnell eine veritable Familienfehde. Keiner der Beteiligten informiert die Polizei. Vielmehr will man das nach alter Tradition selbst regeln, gemäß dem biblischen Motto „Auge um Auge, Zahn um Zahn“. 

Selten bin ich die Sichtung eines Films so unvorbereitet angegangen wie die von Blue Ruin. Ich wusste vorher nicht, worum es in dem Film geht, von dem Regisseur hatte ich noch nie etwas gehört und sämtliche Darsteller waren mir völlig unbekannt. Lediglich Amy Hargreaves habe ich schon mal in irgendeinem Film gesehen, ansonsten allesamt unbeschriebene Blätter. Umso erfreulicher, dass die Sichtung bei mir einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat.

Jeremy Saultier ist mit seiner zweiten Regiearbeit ein ganz ausgezeichneter kleiner Film gelungen, der mich durch seine ruhige und unaufgeregte Erzählweise regelrecht begeisterte. Dialoge werden nur sparsam eingesetzt, teilweise wird minutenlang gar nichts gesprochen. Auch die Vorgeschichte – der Mord an den Eltern – wird nur kurz angerissen. Filmen, die den Zuschauer nicht vollquasseln und mit Informationen überfluten, bin ich seit jeher gewogen. Blue Ruin ist dafür ein Musterbeispiel: Der Zuschauer erfährt nach und nach alles was er wissen muss, zusätzliche Details dienen allenfalls der stimmungsvollen Ausgestaltung einzelner Szenen.

Das geringe Budget von gut 400.000 Dollar sieht man dem Film zwar an, jedoch macht es sich nicht negativ bemerkbar, sondern lässt die Macher aufgrund des bei der Produktion an den Tag gelegten Enthusiasmus nur noch sympathischer erscheinen. Das beschauliche Hinterland Virginias, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint, bildet den perfekten Rahmen für die Geschichte und der mir bislang völlig unbekannte Macon Blair, bei dem es sich um einen Freund des Regisseurs handelt, trägt den Film souverän auf seinen schmächtigen Schultern.

Das Ende mündet dann in die zu erwartende Eskalation und lässt alle Beteiligten als Verlierer zurück. Aber immerhin ist der Rachedurst gestillt.

Mittwoch, 9. Januar 2019

HEREDITARY (Ari Aster, 2018)

Hereditary ist das Spielfilmdebut des amerikanischen Regisseurs Ari Aster und wurde von den Kritiken regelrecht abgefeiert. Ein bemerkenswerter Film ist Hereditary sicherlich, aber auch weit davon entfernt, der Meilenstein des Horrorgenres zu sein, zu dem er in der Presse zum Teil stilisiert wurde. Dennoch ist nicht zu übersehen, dass Aster über die Gabe verfügt, eine unheilvolle Stimmung zu erzeugen und diese langsam aber stetig in eine beinahe unerträgliche Intensität zu steigern. Die erste Stunde von Hereditary ist in ihrer andeutungsschwangeren, beklemmenden Atmosphäre wirklich meisterhaft. Man fühlt das Unheil unaufhaltsam näherkommen, kann es aber nicht greifen.

Dem Zuschauer wird ziemlich schnell klar, dass es sich bei der Familie Graham um eine Ansammlung neurotischer Charaktere handelt. Keines der Familienmitglieder – vielleicht mit Ausnahme des Vaters – verhält sich auch nur annähernd normal. Den Vogel schießt die offensichtlich verhaltensgestörte Tochter Charlie ab, die am offenen Sarg ihrer Großmutter genüsslich eine Tafel Schokolade verzehrt und in der Pause des Schulunterrichts nicht Besseres zu tun hat, als einer toten Taube den Kopf abzuschneiden. Deutlich spürbar ist auch das Misstrauen der Familienmitglieder untereinander, dessen Hintergründe erst im späteren Verlauf erklärt werden. Als Zuschauer hat man das Gefühl, niemandem trauen zu können, wobei insbesondere von Charlie eine diffuse Bedrohung auszugehen scheint. Diesen Trumpf gibt Aster jedoch durch ihr frühes Ableben schnell aus der Hand. 

Und auch sonst macht Aster aus der vielversprechenden Ausgangslage zu wenig. Das anfangs unerklärliche Verhalten der Familienmitglieder will irgendwie plausibel gemacht, die Ursachen wollen offengelegt werden. Dabei griff er auf einen der ältesten und abgeschmacktesten Tricks des Genres zurück, nämlich das Heraufbeschwören eines bösen Dämons im Rahmen einer Séance. Nachdem die Katze aus dem Sack ist, geht es mit dem Film auch zügig bergab. In der zweiten Filmhälfte verspielt Hereditary einen Großteil des Kredits, den er sich zu Beginn erarbeitet hat. Die letzte Szene, in der eine schwarze Messe zelebriert wird, wirkt dann überhaupt nicht mehr unheimlich sondern nur noch lächerlich. Viel cleverer wäre es gewesen, den Film nach dem Fenstersturz zu beenden. Dies hätte Hereditary zumindest einen einigermaßen würdigen Abgang beschert.

Zu loben ist neben den überzeugenden Darsteller-Leistungen vor allem das hervorragende Sounddesign von Colin Stetson, das ganz erheblich zu der bedrohlichen Stimmung beiträgt. Gabriel Byrne habe ich seit einer gefühlten Ewigkeit in keinem Film mehr gesehen. Dabei war der Mann durchaus aktiv in den letzten Jahren, nur kenne ich keinen der Filme, in denen er mitgespielt hat. Der von ihm gespielte Familienvater verhält sich noch am rationalsten und versucht ebenso mühsam wie erfolglos, die immer weiter auseinander driftende Familie zusammenzuhalten. Letztlich bleibt er aber nur die ungehört verhallende Stimme der Vernunft in einer Kakophonie des Wahnsinns. Toni Colette bietet eine geradezu beängstigende Vorstellung. Der von ihr verkörperten Annie möchte man nicht mal im hellen Tageslicht begegnen.  

Die Zutaten passen also, und mit einem besseren Drehbuch hätte Hereditary sicherlich ein herausragender Film werden können. Durch die blödsinnige Dämonengeschichte wird viel Potential unnötig verschenkt. Sehenswert ist Ari Asters Debut aber allemal.

Freitag, 4. Januar 2019

ALL THE MONEY IN THE WORLD (Ridley Scott, 2017)

If you can count your money, you are not a billionaire.

Scotts filmische Umsetzung der Entführung des Getty-Enkels Paul 1973 in Rom war vor allem dadurch in den Schlagzeilen, dass Kevin Spacey, der ursprünglich den Öl-Magnaten Getty gespielt hatte, im Zuge der unsäglich verlogenen #MeToo-Debatte gefeuert und durch Christopher Plummer ersetzt worden war, mit dem die jeweiligen Szenen dann nachgedreht wurden. Inwieweit sich dieser Besetzungswechsel auf den Film ausgewirkt hat, ist natürlich schwer zu beurteilen. Klar ist jedoch, dass der fast 90-jährige Plummer eine derart mitreißende Performance abliefert, dass dies alleine schon Grund genug für eine Sichtung des Films ist. Im Übrigen passt er schon vom Alter her viel besser, denn der deutlich jüngere Spacey hatte spezielles Make-up benötigt, um seine Rolle glaubhaft darstellen zu können.

Mit Scotts Filmen ist das ja meist so eine Sache: insbesondere seine letzten Werke weisen bei kritischer Betrachtung häufig eine Reihe von Schwachstellen auf. Dazu zählen regelmäßig die Charakterzeichnung der Figuren und die Dialoge. Dies ist bei All the Money in the World ganz anders. Auch ohne die bei mir immer bereit liegende rosarote Ridley-Scott-Brille – ich mag seine Filme einfach – gibt es hier wenig auszusetzen.

Soweit ich das nachvollziehen konnte, hielt man sich weitgehend an die tatsächlichen Ereignisse. Mit der Figur des von Mark Wahlberg verkörperten ehemaligen CIA-Agenten Fletcher Chase etablierte man neben Pauls Mutter eine weitere Identifikationsfigur, die dabei hilft, Struktur in die Erzählung zu bringen. Diese Maßnahme wurde wohl als nötig angesehen, denn – und da wären wir beim einzigen Schwachpunkt des Films – Michelle Williams kann nur in Teilen überzeugen und wirkt mit der Rolle von Pauls Mutter zum Teil überfordert, was – und das ist dann wieder ganz witzig – auch irgendwie zur Rolle passt, denn wer wäre in der Situation, in der sich ihre Figur befand, nicht überfordert? Dennoch eine bestenfalls durchschnittliche Leistung, für die sie merkwürdigerweise sogar eine Golden-Globe-Nominierung erhalten hat. 

Die besten Szenen des Films sind alle, in denen Christopher Plummer präsent ist. Sein John Paul Getty ist ein eiskalt berechnender Machtmensch, der womöglich – dies wird in einer Szene am Anfang angedeutet – gerne mehr Familienmensch wäre, seinen geschäftlichen Aktivitäten jedoch alles andere unterordnet. Dabei fühlt man sich mehr als einmal an Orson Welles‘ Porträt des Verlegers Charles Foster Kane erinnert. Auch wenn viele Details und ein Großteil der Dialoge erfunden wurden, scheint die Figur nicht allzu weit vom echten Getty entfernt zu sein. Immerhin ist überliefert, dass er sich nach der Freilassung seines Enkels weigerte, dessen Dank für die Bezahlung des Lösegelds entgegen zu nehmen und von seinem Sohn anschließend 800.000 Dollar mit Zinsen als Ausgleich für das Lösegeld zurückforderte.

All the Money in the World ist also nicht nur Entführungsgeschichte und Familiendrama, sondern vor allem eine faszinierende Charakterstudie des damals wohl reichsten Menschen der Welt. Die Inszenierung ist gewohnt souverän, die Dialoge sind pointiert, die Sets wirken authentisch und die Darsteller machen ihre Sache – mit Ausnahme von Michelle Williams – allesamt gut. Insgesamt eine runde Sache.