Freitag, 10. Januar 2020

RAMBO: LAST BLOOD (Adrian Grunberg, 2019)

All the ones I‘ve loved are now ghosts

Die Frage, ob es eines weiteren Rambo-Films bedurft hätte, kann man ohne großes Nachdenken mit nein beantworten. Dies gilt aber im Grunde genommen auch schon für die drei Vorgänger, denn Rambos Geschichte war schon am Ende von First Blood auserzählt. Keiner der Nachfolger erreichte dessen Intensität und Klasse auch nur im Ansatz. Das sieht erwartungsgemäß auch bei Last Blood nicht anders aus, was nun aber keineswegs bedeuten soll, dass es sich um einen schlechten Film handelt. 

Grunberg hatte zuvor mit Get the Gringo, der mir seinerzeit gut gefallen hat, erst einen echten Film vorzuweisen. Schon der Titel seines zweiten Films klingt wie eine Reminiszenz an Ted Kotcheffs Film von 1979 und auch die Tatsache, dass die finale Konfrontation in Rambos Heimat spielt – genauer gesagt sogar auf seiner eigenen Farm – soll natürlich einen Bogen schlagen zu den Anfängen in den Wäldern Washingtons, während die drei anderen Filme allesamt in Asien angesiedelt waren. 

Rambo ist alt geworden und grunzt und brummt inzwischen in einer derart tiefen Tonlage, dass man sich teilweise schon etwas anstrengen muss, um die Dialoge zu verstehen. Und auch in kämpferischer Hinsicht scheint er müde geworden zu sein. Seine völlig überstürzte und planlose Rettungsaktion in Mexiko ist derart stümperhaft umgesetzt, dass er sich schon bei der Beobachtung des Hauses bald einer hoffnungslosen Übermacht gegenüber sieht und deftige Prügel bezieht. Seine Mission geht schief und er kann seine Geliebte Pflegetochter Gabriella nur noch tot nach Hause bringen. Bevor er sich endgültig zur Ruhe setzt – sehr schön repräsentiert durch den Schaukelstuhl auf der Veranda – will der alte Mann nur noch eins: blutige Rache. 

Während es bei den drei Vorgängern letztlich immer darum ging, irgendwelche Geiseln zu befreien und heimzubringen, besteht Rambos Mission hier ausschließlich darin, die Mörder Gabriellas zur Strecke zu bringen. Zu diesem Zweck lockt er sie auf seine Farm nach Arizona, wo er über die Jahre ein riesiges unterirdisches Tunnelsystem angelegt hat, das er für die Ankunft seiner Gäste sorgsam mit allerlei schönen Fallen präpariert. Der Einfallsreichtum, mit dem die mexikanischen Menschenräuber dann in der letzten halben Stunde zur Strecke gebracht werden, ist ebenso beachtlich wie der extrem hohe Gore-Faktor. Die rote Suppe spritzt, dass es eine wahre Freude ist. Die Tötung des Anführers wird schließlich wie eine Kreuzigung zelebriert, bevor Rambo ihm mit bloßen Händen das Herz aus der Brust reißt.  

Ernstnehmen konnte man schon die drei Vorgänger nicht, und das gilt natürlich genauso für Last Blood. Unterhaltsam und kurzweilig ist das Ganze ist in jedem Fall, und mehr war auch nicht zu erwarten. Ich hatte jedenfalls meinen Spaß.