Chazelles zweiter Spielfilm ist nur oberflächlich
betrachtet ein Musikfilm. In Wirklichkeit geht es um Leidenschaft, Hingabe und
den totalen Willen, das Maximale aus sich herauszuholen und der Beste zu sein,
Grenzen zu überwinden und die Bereitschaft, alles für den Erfolg zu opfern. Um
der beste Schlagzeuger zu werden, erträgt Andrew die Demütigungen durch Fletcher
und die Schmerzen seiner blutenden Hände, notdürftig mit ein paar Pflastern
behandelt. Selbst seine Freundin gibt er auf, weil er der Meinung ist, ihre
Beziehung könne sich nachteilig auf seine Musikerkarriere auswirken. Dabei hatte
es ihn zuvor erhebliche Mühe gekostet, seine Schüchternheit zu überwinden und
sie überhaupt anzusprechen. Die Parallelen zu Daronofskys Black Swan sind nicht von der Hand zu
weisen, auch wenn dieser auf den ersten Blick ein anderes Thema zu haben
scheint. Im Kern geht es in beiden Filmen aber um dasselbe. Wie in Black Swan sind die größten Stärken des Films die hervorragenden
Darsteller, insbesondere die beiden Hauptakteure Miles Teller und J. K. Simmons,
wobei Letzterer wie seinerzeit Portman für seine Leistung einen Oscar erhalten
hat. Sein Terence Fletcher verfügt zwar offensichtlich über eine sadistische
Ader, doch ist dies nicht sein eigentlicher Antrieb. Vielmehr geht es ihm darum,
aus jedem seiner Schüler das Bestmögliche herauszuholen und sie dazu
anzutreiben, ihre Grenzen zu überschreiten, um immer besser zu werden. Dabei ist
er stets auf der Suche nach dem Einen, nach dem Buddy Rich oder Charlie Parker
der Gegenwart.
Positiv zu erwähnen sind unbedingt Chazelles straffe
und schnörkellose Regie und das hervorragende Sound-Design, das insbesondere in
der ausgedehnten Schlussszene zur Geltung kommt. Simmons läuft hier zur Hochform
auf. Fletcher hatte Andrew ursprünglich für die Show engagiert, um sich an ihm
zu rächen, indem er ihn vor den versammelten Fachleuten dadurch bloßstellte,
dass er zur Eröffnung ein Stück spielen ließ, das Andrew nicht kannte und für
das er keine Noten hatte. Sein Plan schien zunächst aufzugehen, doch erweist
sich Andrew als stärker als gedacht und kehrt zurück, um seinerseits
zurückzuschlagen. Man spürt Fletchers inneren Kampf, man kann an seiner Mimik
ablesen, wie es in ihm arbeitet. Man sieht, wie die zunächst dominierende Wut
über Andrews Verhalten und die Absicht, seinen Alleingang zu sabotieren,
zunehmend Anerkennung und Bewunderung weichen, ob des von seinem ehemaligen
Schüler Dargebotenem. Letzten Endes ist dies trotz aller Dissonanzen somit auch
eine Bestätigung seiner Arbeit und der Beweis, dass er mit seiner ersten
Einschätzung von Andrews Talent richtig gelegen hatte. Und so dirigiert er ihn schließlich zu einem furiosen Finale. Danach kurze Stille und de Abspann.
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