Donnerstag, 30. April 2015

RIOT IN CELL BLOCK 11 (Don Siegel, 1954)


Eine frühe Regiearbeit von Don Siegel – übrigens mit Sam Peckinpah als Produktionsassistenten – die die Missstände in US-Gefängnissen in den 50er Jahren thematisiert und dies geschickt in einen spannenden Thriller verpackt.

Dass es sich dabei um eine Low-Budget-Produktion handelt, merkt man dem Film nicht an, wobei Siegel ja ohnehin für seine effiziente und kostengünstige Arbeitsweise bekannt war. Bei den Darstellern (wie auch dem Produzenten Walter Wanger) handelt es sich zum Teil um ehemalige Sträflinge. Gedreht wurde im bekannten Folsom State Prison, teilweise sogar mit echten Insassen und Wärtern in den Nebenrollen. Dies alles trägt erheblich zur Authentizität bei. Ungeachtet der Tatsache, dass in der Darstellerriege keine ganz großen Namen vertreten sind, macht diese ihre Sache durchgehend sehr ordentlich, allen voran Neville Brand als Rädelsführer und Emile Meyer als Gefängnisdirektor, der nicht zuletzt deshalb ein gewisses Verständnis für die Forderungen seiner Insassen hat, weil sie zum Teil seinen eigenen Forderungen gegenüber dem Land entsprechen, bei deren Durchsetzung er in der Vergangenheit gescheitert war. Infolgedessen steht man als Zuschauer dem Anliegen der Strafgefangenen offen gegenüber, ohne dass Siegel den Fehler macht, sich völlig auf deren Seite zu schlagen. So lässt er keinen Zweifel daran, dass die angewendeten Mittel zu verurteilen sind, macht jedoch auch klar, dass das Vorgehen der Aufständischen in erster Linie der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit geschuldet ist, die aus ihrem Dasein erwächst, beschäftigungslos in einem völlig überfüllten Gefängnis ohne Trennung zwischen Soziopathen, psychisch Kranken und sonstigen Straftätern dahinzuvegetieren. We're rotting to death – wie Dunn es ausdrückt.

Natürlich ist Siegel nicht als Fachmann für sozialpolitische Dramen bekannt und so überwiegen bei Riot in Cell Block 11 erwartungsgemäß die Thriller- und Actionelemente, die sich u. a. auch daraus ergeben, dass es unter den Aufständischen unterschiedliche Auffassungen hinsichtlich der Vorgehensweise und der Behandlung der Geiseln gibt. Die gewohnt geradlinige und schnörkellose Inszenierung und die sehr überschaubare Spielzeit von gerade mal 80 Minuten sorgen für äußerst kurzweilige Unterhaltung vor einem sozialpolitisch interessanten Hintergrund.

Mittwoch, 8. April 2015

EXODUS: GODS AND KINGS (Ridley Scott, 2014)

God is with US!

Exodus wurde von der Kritik einhellig zerrissen, doch lässt mich das völlig unbeeindruckt, zumal es angesichts des Regisseurs schon im Vorfeld klar war, dass der Film die für dessen Alterswerk fast schon typischen Schwächen aufweisen würde. Und so ist es dann auch: schwächelnde Dialoge und eine nicht immer schlüssige Story sind ja schon fast Standard bei Scott. Hinzu kommen historische Ungenauigkeiten, die sich angesichts der Tatsache, dass es sich bei Moses nicht um eine geschichtliche sondern nur um eine biblische Figur handelt, relativ leicht verschmerzen lassen. Schwerer fällt das schon mit Scotts Entscheidung, Gott als kleinen Jungen darzustellen. Und Christian Bales Moses ist auch nicht unbedingt das, was man als charismatischen Anführer bezeichnen würde. Auch der teilweise etwas schwülstige Score von Alberto Iglesias kann nicht völlig überzeugen. So weit, so schwach.

Und dennoch: Ich mag Ridley Scotts überheblichen, selbstgefälligen Inszenierungsstil, den er natürlich auch hier wieder bis zum Anschlag ausreizt. Im Gegensatz zu DeMilles Schinken bleibt man hier auch von christlichem Fundamentalismus verschont, soweit die Story dies zulässt. Exodus kommt jedenfalls deutlich bodenständiger daher und alleine deswegen schon weitaus sympathischer. Zudem hat er ungeachtet seiner zahlreichen Angriffspunkte auch nicht zu leugnende Stärken, wie z. B. die anfängliche Schlacht zwischen den Ägyptern und Hethitern, die überaus effektvolle Inszenierung der biblischen Plagen oder die mitreißende Verfolgungsjagd am Schluss, die den gewogenen Zuschauer über die sonstigen Defizite großzügig hinwegsehen lassen. Dies wird sicher nicht jedem gelingen, dazu muss man Scotts Stil schon mögen. Ich jedenfalls fühlte mich trotz einiger Längen drei Stunden lang recht gut unterhalten. 

Freitag, 3. April 2015

THE TEN COMMANDMENTS (Cecil B. DeMille, 1956)

Als ich heute beim morgendlichen Stuhlgang die Fernseh-Zeitschrift studierte und sah, dass DeMilles Monumentalschinken heute Abend gezeigt wird, fiel mir ein, dass der auch noch ungesehen bei mir rumliegt. 

Und da eine Sichtung dieses knapp vierstündigen Films im Privatfernsehen, vermutlich unterbrochen von zahllosen Werbepausen und dann auch noch synchronisiert, nur etwas für echte Masochisten ist, landete die Scheibe gleich heute Nachmittag im Player. Doch auch ohne Werbepausen war die Sichtung schon ermüdend genug. Als der Abspann kam, fühlte ich mich völlig erschöpft. Die erste Hälfte des Films ist sogar noch ganz ansehnlich und recht spannend erzählt, wenn auch mit etlichen Längen behaftet. In der zweiten Hälfte jedoch wird die fundamental-christliche Botschaft derart dick aufgetragen, dass es stellenweise kaum noch zu ertragen ist. Und so ertappte ich mich irgendwann dabei, dass ich mich auf die Seite der Ägypter geschlagen hatte, auch wenn meine Bibelkenntnisse immerhin so gefestigt sind, dass mir der Ausgang der Geschichte bekannt war. Wobei ich die Verkündung der zehn Gebote dann schon wieder witzig fand, insbesondere wenn es dann nach tausenden von Toten irgendwann heißt: Thou shalt not kill. Da konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Bei allen Schwächen verfügt The Ten Commandments aber auch über eine Reihe von Schauwerten, die ihn zumindest noch in die Kategorie sehenswert einstufen. Dies sind in erster Linie natürlich die verschwenderisch prachtvollen Kulissen, Kostüme und Requisiten, die man heutzutage so nicht mehr zu sehen kriegt. Höchst beeindruckend auch die Verfolgungsszene mit 50 oder mehr echten Streitwagen, die eine ganz andere Wirkung entfaltet als die heute bei solchen Szenen üblichen CGI. Erstaunlich gut sieht auch die Teilung des Roten Meeres aus. Insgesamt nötigt einem der immense Aufwand, der für die Realisierung der Geschichte betrieben wurde und der dem Film auch jederzeit anzusehen ist, schon Respekt ab. Richtig genießen kann man es aufgrund der penetrant vorgetragenen Botschaften trotzdem nicht. Irgendwie schade.

Mittwoch, 1. April 2015

LA VÈNUS À LA FOURRURE (Roman Polanski, 2013)

Amüsante, kleine Komödie vom heimlichen Meister des Kammerspiels, der seine diesbezüglichen Fertigkeiten zuletzt mit dem hervorragenden Carnage nachgewiesen hat oder auch schon früher mit dem nunmehr zwanzig Jahre alten Death and the Maiden

La Vénus à la fourrure ist ein ziemlich braver Film, niemals schlüpfrig oder anzüglich, nie richtig böse, aber eben auch alles andere als platt. Getragen von zwei souveränen Darstellern – wobei der Franzose Mathieu Amalric lustigerweise genauso aussieht wie Roman Polanski in jüngeren Jahren (Zufall oder Absicht?) – und einer gehörigen Portion Dialogwitz vergeht die Zeit wie im Flug. Emmanuelle Seigner verfügt über eine erotische Ausstrahlung, wie sie nur eine Frau mit einer gewissen Reife und Lebenserfahrung haben kann, und so ist es nicht verwunderlich, dass der arme Thomas ihr bald mit Haut und Haar verfallen ist. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen den gespielten Rollen und den echten Personen zusehends, bis am Ende eine Differenzierung kaum noch möglich ist. Sehr unterhaltsam.