Dienstag, 31. Oktober 2017

KING ARTHUR: LEGEND OF THE SWORD (Guy Ritchie, 2017)

Schon in den ersten Minuten wird einem klar, dass man einem Guy-Ritchie-Film beiwohnt. Der eigenwillige Stil des Briten, der u. a. von zahlreichen Jump-Cuts und hektisch geschnittenen Dialogen gekennzeichnet ist, ist von Anfang an erkennbar, will aber nicht recht zum Thema des Films passen. Wobei ohnehin klar war, dass Ritchie nicht einfach nur die Artus-Sage nacherzählen würde, sondern ein buntes Potpourri aus Elementen der Vorlage und zusätzlichen Ideen bieten würde. Insbesondere der mythische Teil der Geschichte wurde stark ausgedehnt und um zahlreiche zusätzliche Elemente ergänzt, was sich jedoch nicht unbedingt positiv bemerkbar macht. Und angesichts der gigantischen Elefanten, mit denen Mordreds Männer zu Beginn des Films Camelot angreifen, beschleicht einen der Gedanke, die Drehbuchschreiber hätten sich an der ein oder anderen Stelle von Jacksons Lord of the Rings inspirieren lassen.

Auf der Habenseite stehen das hohe Erzähltempo, die dynamische Inszenierung und der gelungene Score, der modern und zeitgemäß klingt, sich dabei aber auch Versatzstücken mittelalterlicher Klänge bedient, wobei die Handlung eigentlich gar nicht im Mittelalter angesiedelt ist, sondern viel früher. Passt aber irgendwie trotzdem ganz gut. Zudem gibt Charlie Hunnam in der Titelrolle einen durchaus charismatischen Anführer, der – so viel Klischee muss sein – natürlich erst seine eigenen Zweifel und Ängste überwinden muss, bevor er das Schwert Excalibur und die Macht, die es verleiht, kontrollieren kann. Jude Law mimt dabei einen herrlich fiesen Gegenspieler, der vor keiner Gräueltat zurückschreckt, um seine Ziele zu erreichen.

King Arthur: Legend of the Sword ist nicht zuletzt aufgrund seiner überschaubaren Laufzeit ein recht kurzweiliger Film, der ganz ordentlich unterhält, ohne dabei nachhaltig beeindrucken zu können. Jedenfalls nicht so, dass eine Fortsetzung gerechtfertigt wäre, wobei die Gestaltung des Titels ja genau dies nahelegt. Nettes Popcorn-Kino für den anspruchslosen Filmfreund, mehr nicht.

Dienstag, 24. Oktober 2017

7 DÍAS EN LA HABANA (diverse Regisseure, 2012)

Sieben kleine Geschichten, jeweils inszeniert von einem Regisseur: das Konzept ist nicht neu, ist aber ohne Zweifel ein adäquates Mittel, ein lebendiges Portrait einer Stadt zu zeichnen. Wie meist bei solchen Filmen fällt die Qualität der einzelnen Arbeiten, die hier jeweils einen Wochentag repräsentieren, unterschiedlich aus. Während drei davon jeweils aus der Sicht eines Ausländers erzählt werden, der sich aus unterschiedlichsten Gründen vorübergehend in der Stadt aufhält, konzentrieren sich die anderen hauptsächlich auf einheimische Figuren und bringen dadurch dem Zuschauer einen Teil des alltäglichen Lebens in der kubanischen Metropole näher. Besonders gelungen ist dies in der Episode „Cecilias Versuchung“, die die in Havana herrschende Armut thematisiert und die daraus entstehende Versuchung, dieses Leben hinter sich zu lassen und das Glück in Europa – in diesem Fall Spanien – zu suchen. Auch „Bittersüß“ greift das Thema Armut auf und zeigt einen ebenso ereignisreichen wie hektischen Tag im Leben der Psychologin Mirta, die aufgrund ihrer Fernsehauftritten zwar landesweit bekannt ist, sich aber dennoch mit mehreren Jobs finanziell über Wasser halten muss. 

Die letzte Geschichte „Der Brunnen“ betont vor allem die Solidarität und den Zusammenhalt der Menschen. Weil der durchgeknallten Martha in ihren Träumen die heilige Jungfrau erschienen ist, will sie ihr unbedingt ein Denkmal bauen. Ihre Freunde und Nachbarn setzen alle Mittel in Bewegung, trotz nicht vorhandener finanzieller Mittel die notwendigen Baustoffe zu beschaffen.  Auffällig ist die heitere Grundstimmung, die die Mehrzahl der Geschichten verbreitet, obwohl die Lebensumstände der Protagonisten alles andere als erfreulich sind. Von der Lebensfreude der Kubaner lässt sich selbst der griesgrämige serbische Regisseur Emir Kusturica anstecken, der sich in der betreffenden Episode selbst spielt und den die musikalischen Talente seines Taxifahrers bald seine privaten Probleme vergessen lassen. Wie ein Fremdkörper wirkt hingegen die bewusst provokante Arbeit des Franzosen Gaspar Noé, der eine Art Teufelsaustreibung zeigt, in der versucht wird, einem jungen Mädchen seine lesbischen Neigungen auszutreiben. Und auch mit Elia Suleimans Erzählung wurde ich nicht warm, in der der palästinensische Regisseur sich selbst verkörpert und ziellos in Havana umherirrt, während er auf einen Termin mit Fidel Castro wartet, der aber lieber eine endlos lange Rede vor seinen Anhängern hält. Ansatzweise fühlt man sich hier an Luis Buñuel erinnert, letztlich langweilt man sich aber einfach nur.

Unter dem Strich ist 7 días en La Habana ein recht unterhaltsamer Film, der dem Zuschauer interessante Einblicke verschafft und ein differenziertes Bild der kubanischen Gesellschaft vermittelt, das zumindest auf mich als Außenstehenden weitgehend authentisch wirkt. Dazu gehört auch Kritik am Kapitalismus der westlichen Welt, die jedoch nur unterschwellig und niemals penetrant geäußert wird.