Gareth Edwards konnte mich mit seinen beiden bisherigen Spielfilmen, dem mäßig unterhaltsamen Monsters und dem grottenschlechten Godzilla nicht gerade begeistern. Insofern war ich etwas skeptisch, inwieweit er die richtige Wahl für das erste offizielle Star-Wars-Spin-Off sein würde. Meine anfänglichen Zweifel wurden jedoch schnell zerstreut.
Wie allseits bekannt, erzählt Rogue One die Vorgeschichte zu Episode IV, also davon, wie die Baupläne des Todessterns in die Hände der Rebellen gelangten. Und obwohl die Protagonisten allesamt unbekannt sind und in den bisherigen Filmen der Reihe nicht vorkommen, stellte sich doch schnell das Gefühl ein, einem echten Star-Wars-Film beizuwohnen. Dafür sorgen nicht nur die bekannten Settings, Figuren und Raumschiffe, sondern auch zahlreiche weitere Referenzen für diejenigen, die mit den übrigen Filmen vertraut sind. Sei es der „Walrus-Man“ (Ponda Baba) samt Begleiter, der in einer kurzen Szene zu sehen ist und in Episode IV zu einem wenig ruhmreichen Auftritt in der Bar in Mos Eisley kam, das Schachspiel mit den kleinen Monstern, das auch später von Chewie im Millenium Falcon gespielt wird, etc. Und auch Darth Vader ist natürlich mit von der Partie, wobei sich seine Präsenz auf einige kurze, dafür aber umso bedrohlicher wirkende Auftritte beschränkt.
Bezüglich des Looks orientierte man sich glücklicherweise an den alten Filmen und ignorierte den Hochglanz-Look der Episoden I bis III. Und so passt sich Rogue One schon rein optisch nahtlos ein und wirkt als Prequel authentischer als die Vorgenannten. Auch die Herausforderung, eine schlüssige Story um die Entwendung der Todesstern-Pläne zu entwickeln, wurde gut gemeistert. Die Geschichte wirkt durchaus glaubwürdig und passt gut in den Gesamtkontext, zumal nun endlich eine Frage zufriedenstellend beantwortet wird, die der aufmerksame Kinogänger sich schon anno 1977 gestellt hat, nämlich wie es passieren konnte, dass eine derart aufwändig und perfekt konstruierte Raumstation wie der Todesstern eine solche Schwachstelle aufweisen konnte. Nun weiß man es endlich. Die Inszenierung ist relativ actionlastig und orientiert sich damit stärker an Return of the Jedi als an den Episoden IV und V. Auch der Humoranteil wurde (glücklicherweise) stark reduziert. Die Wirkung der Macht wird kaum thematisiert, was aber ebenfalls passt, denn zu Beginn von Episode IV ist eben jene ja ziemlich in Vergessenheit geraten, weil es dank Order 66 so gut wie keine Jedi mehr gibt.
Die kleine Rebellengruppe, die im Zentrum der Handlung steht, ist bunt gemischt und die Zusammenstellung erkennbar von dem Bemühen geprägt, jeder Figur ein Wiedererkennungsmerkmal zu verpassen. Dies ist gut gelungen und selbst die Einbindung eines Droiden funktioniert völlig problemlos. Der wuchtige und irgendwie etwas unheimliche K-2SO, ein umprogrammierter Wachroboter des Imperiums, ist eine der interessantesten künstlichen Geschöpfe des Star-Wars-Universums.
Ein besonderes Lob gebührt den Machern für die „Wiederbelebung“ Peter Cushings als Gouverneur Tarkin mittels motion-capturing. Die Wirkung ist einfach phänomenal und die entstandenen Bilder wirken täuschend echt. Man könnte meinen, die Szenen seien tatsächlich vom dem vor knapp 25 Jahren verstorbenen Briten gespielt worden, wozu sicherlich auch die Tatsache beiträgt, dass Cushing schon zu Lebzeiten den optischen Eindruck einer wiederbelebten Leiche vermittelte. Jedenfalls bereiteten mir die Szenen mit ihm große Freude. Bei Carrie Fisher als Prinzessin Leia verpufft der Effekt hingegen etwas, was aber auch an der kurzen Screentime liegt. Dennoch trägt die Szene zu einem fast nahtlosen Übergang zwischen dem Ende von Rogue One und dem Beginn von Episode IV bei.
Gibt es auch etwas Negatives über Rogue One zu berichten? Wenn man kritisch sein will, könnte man sagen, dass die Rebellen um Jyn Erso nicht die Magie entfalten wie seinerzeit Luke Skywalker, Prinzessin Leia und Han Solo. Das stimmt zwar, ist aber irgendwie auch etwas unfair. Außerdem empfand ich die Gegenseite (das Imperium) ohnehin immer als die Faszinierendere, und deren Wirkung ist nach wie vor ungebrochen. Wenn etwa Darth Vader auftaucht, begleitet von den typischen Geräuschen seiner Beatmungsmaske, hält man immer noch in Ehrfurcht die Luft an – genau wie vor 40 Jahren. Und mein inzwischen recht fortgeschrittenes Alter trägt zu der Erkenntnis bei, die Rebellengruppe ganz ohne Verklärung als das zu sehen, was sie schon 1977 war: eine Bande skrupelloser Terroristen, die weder vor Attentaten noch Terroranschlägen zurückschreckt. Natürlich machen sie hehre Ziele für ihre Taten geltend, doch macht das nicht jeder Terrorist? Die Daumen drückt man ihnen natürlich trotzdem.