Mittwoch, 31. Dezember 2014

SUPERSTAU (Manfred Stelzer, 1991)

 Jetzt moch'i di Bahn dicht!

Komödien sind normalerweise gar nicht mein Ding, und für gewöhnlich meide ich sie wie der Teufel das Weihwasser. Wenn es dann aber schon sein muss, dann bitte schön entweder schwärzesten britischen Humor oder eben flachen deutschen. Superstau ist ein besonders gelungener Vertreter der zweiten Art. Die Machart ist simpel: man nehme verschiedene Figuren aus allen Ecken Deutschlands, gestalte sie nach den gängigen Klischees, lasse sie in ihrem jeweiligen Dialekt sprechen und sich alle anlässlich eines Staus bei der Reise in den Urlaub auf der Autobahn treffen. Ein Prinzip, das hier hervorragend funktioniert, was zum Großteil auch den tollen Darstellern zu verdanken ist. Die jeweiligen Figuren sind wie aus dem Leben gegriffen. Mein Favorit ist seit jeher der bayrische Wohnmobilfahrer Ludwig Stocker, wunderbar verkörpert von Ottfried Fischer. Wenn er über seinen harten Stuhl philosophiert oder seine Frau für seine eigenen Fehler verantwortlich macht, könnte ich mich jedesmal wegschmeißen. Ich habe Superstau schon so oft gesehen, dass ich die meisten Dialoge auswendig aufsagen kann. Und trotzdem ist jede weitere Sichtung immer wieder ein großes Vergnügen.

Sonntag, 28. Dezember 2014

HANNA (Joe Wright, 2011)

I just missed your heart.

Nett gemachter und recht spannender Reißer, der allerdings außer einer glänzenden Oberfläche nicht viel zu bieten hat. Die Story ist dünn und wenig originell, die Plotholes so groß wie Fußballfelder. Die einzige Chance, überhaupt Gefallen an dem Film zu finden, ist die Handlung nicht zu hinterfragen, sondern das bunte Treiben einfach so hinzunehmen. Hirn ausschalten und Anlage aufdrehen, sonst fragt man sich spätestens nach 20 Minuten, was der ganze Schwachsinn überhaupt soll. Punkten kann Wright vor allem mit der dynamischen Inszenierung, die mich allerdings stark an Tykwers Lola rennt erinnerte, was ja grundsätzlich weder schlecht noch verwerflich ist. Zudem kann er auf ein vorzügliches Darsteller-Ensemble bauen, wobei vor allem die stets großartige Cate Blanchett und die beim Dreh erst 16-jährige Saoirse Ronan hervorzuheben sind. Die stärkste Szene ist die, in der Hanna in einem marokkanischen Hotel übernachten will und dort mit diversen technischen Geräten konfrontiert wird, die sie, die ohne Elektrik in der Wildnis aufgewachsen ist, völlig überfordern. Die Szene ist toll geschnitten und ermöglicht es dem Zuschauer für einen Moment, sich in Hannas Gedankenwelt zu versetzen. Schade, dass der Film nicht mehr solcher Szenen zu bieten hat. 

Freitag, 26. Dezember 2014

GWOEMUL / THE HOST (Bong Joon-ho, 2006)

Eine originelle Mischung aus Monsterfilm, Satire und Komödie, die mich ausgesprochen gut unterhalten hat. Der Score ist nicht sehr gelungen und wirkt häufig so, als bemühe er sich um Bombast, ohne dies zustande zu bringen, und auch die CGI sind alles andere als realitätsnah. Das macht aber gar nichts, denn dafür punktet der Film mit ebenso tollpatschigen wie sympathischen Charakteren, hervorragenden Darstellern und einer originellen und wendungsreichen Story, die sich angenehm von dem genre-üblichen Einheitsbrei abhebt. Dabei kommt er mitunter der Grenze zur Albernheit gefährlich nahe, so z. B. bei der Trauerszene zu Beginn, ohne sie jedoch zu überschreiten. Und Song Kang-ho ist einfach wunderbar als narkoleptischer, unterbelichteter Versager, der ständig bei den unpassendsten Gelegenheiten einschläft. Auf der Suche nach seiner verschleppten Tochter wächst er schließlich über sich hinaus und wird am Ende sogar zum Helden. 
 
Da dies nun schon der zweite gute Film von Bong Joon-ho ist, den ich gesehen habe, habe ich mir direkt noch zwei weitere besorgt. Mal gespannt, was der Südkoreaner sonst noch zu bieten hat.

Dienstag, 23. Dezember 2014

GONE GIRL (David Fincher, 2014)

You two are the most fucked-up people I've ever known.

Die Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Gillian Flynn, die auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, ist eine gnadenlose Abrechnung mit der Institution Ehe, die in ihrer Konsequenz ebenso erschreckend wie faszinierend ist. Ein zynischer Blick in die Abgründe des menschlichen Miteinanders, die unter der glänzenden Oberfläche lauern. Ein weiteres Kernthema ist die manipulative Macht der Medien, der sich nicht einmal die ermittelnden Polizisten völlig entziehen können. Ein Stoff also, der wie gemacht ist für den Zyniker Fincher, der seit jeher ein Faible für menschliche Abgründe und Menschen in Extremsituationen hat. Und wer die Ehe als solche bisher nicht als Extremsituation wahrgenommen hat, wird durch die Sichtung von Gone Girl womöglich eines Besseren belehrt. 
 
Denn Fincher stellt hier erneut unter Beweis, dass er einer der besten Regisseure der Gegenwart ist. Formal wie immer brillant erzählt er die wendungsreiche Geschichte mit jener atemlosen Spannung, die in dieser Form zu erzeugen außer ihm nur wenige seiner Kollegen in der Lage sind. Trent Reznor, mit dem Fincher schon mehrfach zusammengearbeitet hat, sorgt mit einem bedrohlich wummernden Score für die passende musikalische Untermalung. Plottwists sind bei Fincher schon fast Standard und dennoch kommen sie auch hier wieder überraschend und unerwartet. Bis zum Schluss lässt er den Zuschauer stets im Ungewissen, in welche Richtung sich die Handlung entwickeln wird, um sie dann zu einem ebenso stimmigen wie unerwarteten Ende zu bringen. Von der ursprünglich drohenden Todesstrafe wird Nick (großartig: Ben Affleck) „begnadigt“ zu lebenslanger Haft mit einer unberechenbaren Psychopathin – da ist man fast geneigt zu fragen, welches Schicksal das gnädigere gewesen wäre. Ein herausragender Film.

Montag, 22. Dezember 2014

IRONCLAD (Jonathan English, 2011)

I am the blood!

Historische Schlachtgemälde sind mir stets willkommen, doch weist Ironclad bedauerlicherweise ein ganzes Füllhorn von Schwächen auf, die den Filmgenuss erheblich schmälern. Dabei ist die Story gar nicht übel und auch die Darstellerriege (u. a. Paul Giamatti und Brian Cox) kann sich sehen lassen. Umso ärgerlicher, dass diese ihr Potential aufgrund der schablonenhaften Figuren nicht ausspielen kann. Die Idee, die einzelnen Crew-Mitglieder zu Beginn einzeln einzusammeln, ist nicht neu, hat aber durchaus Charme, nur macht der Film daraus zu wenig, denn die meisten Charaktere bleiben relativ blass. Der Inszenierungsstil soll wahrscheinlich Authentizität vorgaukeln, wirkt jedoch schlicht billig und lässt den Verdacht aufkommen, es hier mit einer lieblos heruntergekurbelten TV-Produktion zu tun zu haben; in Wahrheit lief Ironclad – zumindest in Großbritannien – im Kino. Die Kämpfe sind – wie heutzutage leider üblich – schnell geschnitten und recht blutig, wobei die Effekte zum Teil misslungen sind. Und auch die vorgetragene Behauptung, dass die Protagonisten aufgrund zur Neige gegangener Vorräte Hunger leiden, ist optisch nicht zu belegen, sind sie auch nach wochenlangem Hungern überaus wohlgenährt, zum Teil sogar fettleibig. Soviel zum Thema Authentizität.

Dies alles wäre schon ärgerlich genug, doch zu allem Überfluss wird noch eine Liebesgeschichte zwischen dem Tempelritter und der Frau des Festungskommandanten breit ausgetreten, die völlig deplaziert wirkt. Das einzig Positive an Ironclad ist, dass er trotz der genannten Schwächen recht spannend erzählt wird. Das alleine ist zu wenig. Schade um das verschenkte Potential.

Sonntag, 21. Dezember 2014

THE EXPENDABLES 3 (Patrick Hughes, 2014)

Time to mow the lawn.

Alle Jahre wieder kommen die alten Haudegen aus der Versenkung und lassen nochmal die Sau raus. Für Freunde der Old-School-Action wie mich jedesmal ein Festtag. Glücklicherweise hat man am Konzept der Reihe nichts geändert und bietet wiederum die richtige Mischung aus Selbstironie, knackigen Onelinern und krachender Action. Bei mir jedenfalls trifft dies genau ins Schwarze.

Für den dritten Teil wurde der Australier Patrick Hughes als Regisseur verpflichtet, der zumindest für mich bisher ein unbeschriebenes Blatt war. Seine Arbeit macht er über weite Strecken sehr ordentlich, auch wenn er sich inszenatorisch nicht immer ganz auf der Höhe zeigt. Hin und wieder fällt es schwer, in dem Kampfgetümmel den Überblick zu behalten. Neben den bisher bekannten Altstars kommt eine Reihe illustrer Namen dazu wie Antonio Banderas, Wesley Snipes, Harrison Ford oder Mel Gibson. Ein Gewinn ist in jedem Fall die Verpflichtung der Mixed-Martial-Arts-Kämpferin Ronda Rousey, die nicht nur ganz ansprechend aussieht, sondern auch richtig kämpfen kann. Die rasante Inszenierung hält das Tempo durchgehend hoch und lässt kaum Zeit zum Luftholen. Trotz der recht stattlichen Spieldauer von gut zwei Stunden gibt es keinerlei Durchhänger. Danach fühlt man sich wie frisch gebadet.

Montag, 15. Dezember 2014

THE POSSESSION (Ole Bornedal, 2012)

Solide inszenierter und leidlich spannender Thriller ohne besondere Momente. Ganz offensichtlich keine Herzensangelegenheit des Dänen, sondern die klassische Auftragsarbeit. Die Story bietet Altbekanntes, die Darsteller machen ihre Sache ordentlich, das Sounddesign ist gelungen und sorgt für den ein oder anderen Schockmoment. Und die Bornedal-typische Szene in der Leichenhalle gibt's auch. Gruselig ist das alles nicht, aber ganz nett anzuschauen. Durchaus unterhaltsam, aber ohne großen Erinnerungswert. Der Mann hat weitaus bessere Filme gemacht.

Dienstag, 9. Dezember 2014

DAWN OF THE PLANET OF APES (Matt Reeves, 2014)

War has already begun.

Nach dem überraschend guten Rise of the Planet of Apes, der mich ungeachtet seiner Schwächen sehr ordentlich zu unterhalten wusste, bietet der Nachfolger nicht viel mehr als biedere Hausmannskost. Die Geschichte des Films wurde in ähnlicher Form schon hundertmal erzählt: ein sich langsam zuspitzender Konflikt zwischen zwei Parteien, die ihrerseits beide über besonnene Anführer und streitlustige Widersacher verfügen. Das einzig Neue dabei ist, dass eine der Konfliktparteien aus Affen besteht. Ansonsten wird jedes erdenkliche Klischee bemüht, sowohl auf Seite der Menschen als auch der Affen. Überhaupt: die Verhaltensweisen der Affen sind derart menschlich, dass man sie problemlos durch eine Menschengruppe ersetzen könnte, ohne am Drehbuch viel ändern zu müssen. Selbst der klassische Vater-Sohn-Konflikt wurde eingebaut. Dies ist dann auch die größte Schwäche des Films: dass er es nämlich nicht schafft, den Affen eine eigene Identität zu verleihen, sondern sie wie Menschen mit einem niedrigeren Zivilisationsgrad wirken lässt. Merkwürdig auch, dass die Affen sich meist in Gebärdensprache unterhalten, dabei aber der englischen Sprache mächtig sind. Ihre eigene Lautsprache nutzen sie hingegen kaum noch, ohne dass ein Grund erkennbar ist. Warum sollte eine Gruppe von Lebewesen, die in der Lage ist, sich untereinander mit Lauten zu verständigen, dazu übergehen, sich in Gebärdensprache zu unterhalten? Nicht die einzige Frage, die am Ende offen bleibt. Und so ist DawnofthePlanetofApes ein zwar unterhaltsamer und tricktechnisch beeindruckender, aber eben auch völlig uninspirierter und klischeebeladener Film geworden, der die Finesse seines Vorgängers vermissen lässt.

Montag, 1. Dezember 2014

SNOWPIERCER (Bong Joon-ho, 2013)

I believe it is easier for people to survive on this train if they have some level of insanity.

Die Prämisse des Films ist ziemlich amüsant: In seiner unendlichen Hybris, die den Menschen glauben lässt, Herrscher über das Klima zu sein – dieser Tage übrigens wieder schön bei der „Weltklimakonferenz“ in Lima zu beobachten – , jagt man gigantische Mengen des Kühlmittels CW7 in die Atmosphäre, in der Hoffnung, den Planeten damit abzukühlen. Dies geht gründlich schief und löst eine Eiszeit aus, die nahezu alles Leben vernichtet. Die letzten Überlebenden können sich an Bord eines Zuges retten, der – angetrieben von einem Perpetuum mobile – unermüdlich den Globus umrundet. Schnell etabliert sich ein Ordnungssystem, das die Passagiere in rechtelose Mitfahrer im hinteren Zugteil und privilegierte Passagiere im vorderen Zugteil einteilt. Und ganz vorne wacht der Firmengründer über den heiligen Motor, der den Zug antreibt. Da ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich die untere Klasse gegen die Unterdrücker erhebt.

Der Südkoreaner Bong Joon-ho schuf mit Snowpiercer einen höchst unterhaltsamen Film, der sich des aktuellen Zeitgeists bedient, um die oben geschilderte Ausgangssituation zu schaffen. Es gehört nicht viel Phantasie dazu sich auszumalen, dass – wäre der Film 30 Jahre früher entstanden – als Begründung für die globale Eiszeit wahrscheinlich der Fallout einer nuklearen Katastrophe hätte herhalten müssen. Der Film würde ansonsten genauso funktionieren. In Zeiten, in denen niemand mehr Angst vor Atomwaffen hat, schürt man eine irrationale Angst vor dem Klimawandel. Vor irgendwas muss der Mensch ja schließlich Angst haben. Der Film funktioniert dann auch nach dem gleichen Schema: die Macht der Zugbetreiber baut in erster Linie auf die Angst der Passagiere vor einem Leben in der eisigen Kälte bzw. der Unmöglichkeit desselben, und so wird keine Gelegenheit ausgelassen, diese Angst weiter zu befeuern. Sei es durch mittelalterlich anmutende Bestrafungsaktionen wie das erzwungene Abfrieren von Gliedmaßen oder die einer Hirnwäsche gleichende Unterrichtung der Kinder der wohlhabenden Passagiere, die den lebenserhaltenden Motor der Lokomotive beinahe wie eine Gottheit verehren. 

Eine große Stärke des Films ist, dass die Handlung sich immer wieder in eine Richtung entwickelt, die schwer vorherzusehen ist. Zudem ist Bong in der Ausgestaltung der Details erfreulich konsequent und geht keine Kompromisse ein. Dies zieht sich durch bis zum bitteren Ende, das in seiner unnachgiebigen Konsequenz ziemlich verstörend ist. Und dennoch bleibt am Schluss ein Hoffnungsschimmer, verkörpert durch den Eisbär, der beweist, dass ein Leben unter den unwirtlichen Bedingungen der Außenwelt möglich ist.

Montag, 10. November 2014

NIGHTWATCH (Ole Bornedal, 1997)

I guess they got the wrong guy.

Mit den Filmtiteln in Deutschland ist das oftmals eine lustige Sache, und der Titelwirrwarr um Nightwatch ist dafür ein wunderbares Beispiel. Statt Bornedals Debut in Deutschland unter dem Titel Nachtwache zu veröffentlichen, griff man auf den internationalen Titel Nightwatch zurück, denn englisch klingt ja viel cooler. Blöd nur, dass das US-Remake, für das ebenfalls Bornedal verantwortlich zeichnete, auch so heißt. Offenbar beseelt vom festen Willen, die doppelte Verwendung des Titels zu umgehen, kam man auf die glorreiche Idee, das Remake unter dem völlig albernen Titel „Freeze – Alptraum Nachtwache“ zu veröffentlichen, was zwangsläufig die Frage aufwirft, wer oder was in dem Film denn nun frieren mag.

Was Bornedal geritten hat, nur drei Jahre nach seinem phantastischen Debut ein englischsprachiges Remake mit US-Darstellern zu drehen, weiß wohl nur er selbst. Wahrscheinlich zielte er damit auf eine vermeintlich größere Publikumsgruppe auf dem amerikanischen Markt ab oder war schlichtweg von monetären Motiven getrieben. Von allen entbehrlichen Remakes der Filmgeschichte ist das hier wohl eines der überflüssigsten: die Story wurde zum Original kaum verändert, allerdings wurden Kürzungen vorgenommen, die dazu führen, dass einige der besten Szenen nicht mehr vorhanden sind. Beispielhaft seien die Verunglimpfung des Andersen-Denkmals oder die Sex-Szene in der Leichenhalle genannt, wobei es von der Letztgenannten kurioserweise immerhin die Spermaspuren in den fertigen Film geschafft haben. Die Darsteller sind bei weitem nicht so sympathisch wie im Original – Patricia Arquette sieht immerhin besser aus als Sofie Gråbøl - und die bedrohliche Atmosphäre desselben gelang es nicht einmal ansatzweise zu reproduzieren. 

Unter dem Strich bleibt dennoch ein stimmiger und recht gelungener Thriller, den man in Unkenntnis des weitaus besseren Originals durchaus genießen kann; im direkten Vergleich jedoch schmiert er gnadenlos ab.

Samstag, 8. November 2014

SABOTAGE (David Ayer, 2014)

Look at you, with your 48 percent body fat!

Sabotage wird sicher nicht als Glanztat in das filmische Wirken Schwarzeneggers eingehen. Dafür ist die Story zu dämlich und zu einfallslos. Im Vergleich zu seinem ersten Film nach Beendigung der politischen Karriere The last Stand fällt Sabotage deutlich ab, und auch die Filme, in denen er neben Stallone lediglich die zweite Geige spielte, konnten mich mehr überzeugen. Zumal Arnie hier zum ersten Mal richtig alt aussieht - daran kann auch die Heinrich-Himmler-Gedächtnisfrisur nichts ändern. Charisma und Leinwandpräsenz hat er natürlich nach wie vor zu bieten, die Actionszenen sind ordentlich choreografiert und inszeniert und auch eine gewisse Spannung kann man Sabotage sicher nicht absprechen. 

Für einen ausgemachten Arnie-Fan wie mich immer noch genug Gründe, anderthalb Stunden Lebenszeit auf die Sichtung des Streifens zu verwenden. Und die Schlusseinstellung ist sogar richtig toll, wenn Arnie sich - tödlich getroffen - an einem Bartisch niederlässt, um sich einen letzten Drink und eine letzte Zigarre zu genehmigen, zufrieden dreinblickend und mit sich im Reinen, weil seine Rachemission vollendet ist.

Freitag, 31. Oktober 2014

COLOMBIANA (Olivier Megaton, 2011)

I want to be a killer.

Formidable Rachegeschichte aus der Feder von Luc Besson, die aufgrund der tadellosen Inszenierung uneingeschränkt zu begeistern weiß. Zoë Saldaña strahlt eine raubtierhafte Eleganz aus und mimt die eiskalte Rächerin ganz vorzüglich. Und nebenbei sieht sie auch noch sehr ansprechend aus. Natürlich strotzt der Plot vor Ungereimtheiten und Logikfehlern, doch lässt sich darüber großzügig hinwegsehen. 

Olivier Megaton bemüht sich zumindest, dem Charakter seiner Protagonistin Tiefe zu verleihen und wirft die Frage auf, inwieweit der Vollzug der Rache ihr tatsächlich die erhoffte Erlösung zu verschaffen mag. Und das ist schon mehr, als man bei einem simpel gestrickten Reißer erwarten darf. Gut gelungen ist auch der Score des Franzosen Nathaniel Méchaly, der die schönen Bilder perfekt ergänzt. Insgesamt eine runde Sache.

Donnerstag, 30. Oktober 2014

NATTEVAGTEN (Ole Bornedal, 1994)

Bornedals Debut zählte in den 90er Jahren zu den von mir am häufigsten gesehenen Filmen und besticht vor allem durch seine wahnsinnig dichte Atmosphäre, die sympathischen Darsteller und das hervorragende Sound-Design. Die Fähigkeit des dänischen Filmemachers, Spannung mehr aus der Charakterentwicklung denn aus vordergründigen Schockeffekten zu evozieren, ist bereits hier deutlich erkennbar. Dabei ist die Inszenierung ebenso stylisch wie bodenständig. Die Ansiedlung von großen Teilen der Handlung in der Pathologie eines Krankenhauses verleiht Nattevagten überdies eine höchst morbide Atmosphäre, die durch Szenen wie die schnelle Nummer in der Leichenhalle noch unterstrichen wird. 

Ein durch und durch großartiger Film, der über die gesamte Spielzeit eine enorme Spannung aufbaut, die sich schließlich in einem - zugegebenermaßen etwas unrealistischen - Showdown entlädt. Die Dreharbeiten scheinen jedenfalls Kim Bodnia so beeindruckt zu haben, dass er gleich zwei der drei Darstellerinnen (nacheinander natürlich) heiratet. Pflichtprogramm für alle Freunde des skandinavischen Kinos.

Donnerstag, 23. Oktober 2014

KÆRLIGHED PÅ FILM (Ole Bornedal, 2007)

Kærlighed på Film, der international unter dem treffenden Titel Just another Love Story und in Deutschland unter dem ebenso albernen wie nichtssagenden Titel Bedingungslos erschienen ist, ist ein extrem stilisierter Thriller um Identitätstausch und die Verlockung, aus dem eintönigen Familienleben auszubrechen. Stellenweise könnte man fast den Eindruck haben, Bornedal hätte ein paar Filme von Kim Ki-duk gesehen, denn der Stoff könnte in ähnlicher Form auch von dem Südkoreaner stammen, auch wenn dieser die Handlung sicherlich deutlich entschlackt und weniger komplex erzählt hätte. 

Atmosphärisch fühlte ich mich hingegen an Bornedals Debut Nattevagten erinnert, was nicht zuletzt mit den zahlreichen Innenaufnahmen von Pathologie und Leichenhalle zu tun hat, schließlich fotografiert der Protagonist beruflich Mordopfer. Garniert ist dies zudem mit einem Hauch Noir, was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass Julias Vergangenheit lange im Unklaren bleibt. Die stets wiederkehrenden und länger werdenden Flashbacks verleihen ihr eine geheimnisvolle Note. Die Figurenentwicklung bleibt trotz des ungewöhnlichen Handlungsverlaufs jederzeit schlüssig, und auch wenn die Dinge am Schluss etwas aus dem Ruder zu laufen drohen, ist Kærlighed på Film in seiner Gesamtheit noch 'ne ganze Ecke besser geraten als sein Nachfolger.

Samstag, 11. Oktober 2014

FRI OS FRA DET ONDE (Ole Bornedal, 2009)

Fri os fra det Onde heißt soviel wie "Erlöse uns von dem Bösen", und der Titel ist Programm. Das Böse steckt in jedem von uns und das führt Bornedal uns mit unbarmherziger Konsequenz vor Augen. Die anfangs heimelige Idylle des kleinen Dörfchens im dänischen Jütland erweist sich schnell als trügerisch. Das Geschehen spitzt sich langsam aber unaufhaltsam zu, um schließlich in einem extremen Finale zu kulminieren, das im Übrigen ganz dreist bei Peckinpahs Straw Dogs geklaut ist. Dies stört jedoch nicht im Geringsten, zumal ich Peckinpah im Allgemeinen und Straw Dogs im Besonderen ohnehin nicht viel abgewinnen kann. 

Die Darsteller sind toll, mir jedoch allesamt unbekannt, wobei ich vom dänischen Kino jenseits von Nicolas Winding Refn ziemlich unbeleckt bin. Dass Bornedal Thriller kann, hat er bereits vor zwanzig Jahren mit seinem Debut Nattevagten eindrucksvoll bewiesen, und so wohnt Fri os fra det Onde eine nägelkauende Spannung inne, die bis zum Ende nicht nachlässt. Dabei meistert er die Herausforderung, die Figuren trotz ihrer extremen Handlungen glaubwürdig erscheinen zu lassen. Unter formalen Aspekten gibt es ohnehin nichts zu kritisieren. Der starke Einsatz von Farbfiltern und die hervorragende Kamera-Arbeit bringen ausgesprochen schöne Bilder hervor. Auch der Twist am Ende ist gelungen, wenn in einer kurzen Rückblende gezeigt wird, was wirklich passiert ist. 

Ein rundum gelungener Film und für mich Anlass genug, das (überschaubare) Werk des einst von mir geschätzten und früh aus den Augen verlorenen Ole Bornedal zum Thema einer Wiederentdeckungsreise zu machen. Fri os fra det Onde war ein vielversprechender Auftakt. So darf es gerne weitergehen.

Mittwoch, 8. Oktober 2014

GODZILLA (Gareth Edwards, 2014)

Ich habe in meinem Leben ja schon einige schlechte Filme gesehen, aber ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt einen solchen Müll gesehen habe wie Edwards unsäglichen Godzilla. Lächerliche Effekte, blasse Darsteller und ein Drehbuch, das dermaßen bekloppt ist, dass es einem die Sprache verschlägt. Und da der Film mich schon zwei Stunden meiner Lebenszeit gekostet hat, will ich ihm nicht noch mehr Zeit widmen. Jedes weitere Wort wäre zuviel.

Freitag, 3. Oktober 2014

OZ THE GREAT AND POWERFUL (Sam Raimi, 2013)

I don't want to be a good man... I want to be a great one.

Der Film erzählt die Vorgeschichte zum Zauberer von Oz, und wie eben jener richtet er sich an ein sehr junges Publikum. Zwar ist man auch als Erwachsener hier nicht direkt fehl am Platz, doch ist die Zielgruppe erkennbar in der Altersgruppe zwischen 6 und 16 zu suchen. Tim Burton zeigt seit vielen Jahren, wie man Filme macht, die Groß und Klein begeistern können, Sam Raimi gelingt dies hingegen nur bedingt. Insbesondere in der ersten Stunde gilt es allerlei Albernheiten zu überstehen und zudem über die zum Teil erschreckend schwachen Effekte hinwegzusehen. Insbesondere nach der Ankunft Oscars in Oz gibt es viele Szenen, die aussehen als würden die Darsteller vor schlecht gemachten Hintergrundbildern umherlaufen. Zum Teil sind die Effekte aber auch richtig gut, sodass insgesamt ein merkwürdiger Mischmasch entsteht. 

Während der Sichtung ertappte ich mich mehrfach bei Überlegungen, wie der Film wohl aussehen würde, wenn Tim Burton Regie geführt hätte. Sein (thematisch einige Parallelen aufweisender) Alice in Wonderland gefällt mir im direkten Vergleich jedenfalls deutlich besser. James Franco spielt den Zauberer übrigens auch ähnlich wie Johnny Depp derartige Rollen anlegt. Letzten Endes ist Oz the Great and Powerful ein mäßig unterhaltsamer Film geworden, der sich allerdings vorzüglich für einen Filmnachmittag mit der ganzen Familie eignet.

Sonntag, 14. September 2014

THE PLACE BEYOND THE PINES (Derek Cianfrance, 2012)

If you ride like lightning, you're going to crash like thunder.

Cianfrankes Drama liegt eine interessante Idee zugrunde, aus der aber letztlich zu wenig gemacht wird. Die erste Story mit dem Bankräuber ist die mit Abstand interessanteste. Der Mittelteil mit dem Polizisten, der den Bankräuber erschossen hat, fällt deutlich ab, was nicht zuletzt mit der Figur des Avery Cross zusammenhängt, die für mich einfach nicht stimmig ist. Das Finale, in dem sich die beiden Söhne treffen, wirkt fast etwas unmotiviert, so als wären den Machern die Ideen ausgegangen, was sie mit der - an sich hochinteressanten - Konstellation denn nun anfangen könnten. 

Zugute halten muss man dem Film, dass er über die gesamte Spieldauer spannend ist, weil der Zuschauer nie weiß, in welche Richtung sich die Handlung weiterentwickeln wird. Zumindest dann, wenn man - wie in meinem Fall - ohne Vorkenntnisse an die Filmsichtung geht. Sicher kein schlechter Film, aber auch einer, der mehr verspricht, als er einzulösen vermag und den man - hat man ihn mal gesehen - sicher nicht nochmal sehen will.

Mittwoch, 10. September 2014

NOAH (Darren Aronofsky, 2014)

We build an ark.

Bibelverfilmung bzw. Verfilmungen von Geschichten aus der Bibel stehe ich seit jeher skeptisch gegenüber, sind diese nicht selten doch recht schwülstig geraten und/oder mit stark missionarischen Untertönen behaftet. Ganz anders Noah: Aronofsky erzählt die Geschichte um den Bau der Arche mit prachtvollen Bildern voller Poesie und unbändiger Kraft. Natürlich kommt er dabei nicht umhin, die Verderbtheit der Menschen zu zeigen, die den Schöpfer dazu treibt, alles Leben zu vernichten und mit wenigen Auserwählten ganz neu anzufangen. Das bringt die Geschichte, die im Übrigen recht frei interpretiert wurde, so mit sich. Dennoch ist dies auf recht subtile Art und Weise gelöst - erstaunlich bei einem Mann wie Aronofsky, für den Subtilität immer ein Fremdwort zu sein schien; diesen Schluss legen zumindest seine bisherigen Filme nahe.

Russell Crowe ist natürlich die Idealbesetzung für den gottesfürchtigen Noah, den er in seiner gewohnt überheblichen Art wunderbar interpretiert. Der restliche Cast gibt sich ebenfalls keine Blöße, und auch die Effekte sind überwiegend gut gelungen; nur die versteinerten Wächter sehen etwas merkwürdig aus.  

Noah ist von Anfang bis Ende ein äußerst spannendes und mitreißendes Filmerlebnis, das über die gesamte Spieldauer zu fesseln weiß.

Mittwoch, 3. September 2014

MONSTERS (Gareth Edwards, 2010)

I'm going to be a meteorologist, because it's the only job where I can be wrong every day, and not get fired.

Das Kinodebut des britischen Regisseurs Gareth Edwards hat als Besonderheit die Prämisse vorzuweisen, dass Aliens auf die Erde gelangt sind und dort nun in einer infizierten Zone im Norden Mexikos ihr Unwesen treiben. Edwards machte daraus keinen klassischen Monsterfilm, sondern erzählt eine romantische Geschichte über ein Paar, das das Schicksal zusammengeführt hat. Die Existenz der Monster ist inzwischen Normalität und wird von den Menschen so hingenommen. Tatsächlich neu ist diese Idee nicht, hat doch der Südafrikaner Neill Blomenkamp ein Jahr zuvor für District 9 eine ähnliche Grundkonstellation benutzt. Man sieht also: neu oder gar revolutionär ist an Monsters gar nichts.

Bemerkenswert ist da schon eher das bescheidene Budget von 500.000 Dollar, denn Monsters sieht aus, als sei er weitaus teurer gewesen. Die beiden Hauptdarsteller sind sympathisch (und auch im wahren Leben ein Paar), der Plot ist jedoch nur mäßig spannend. Die vielen Laiendarsteller tragen erheblich zur Authentizität bei. Unter dem Strich ein durchaus unterhaltsamer, aber eben auch völlig belangloser Film.

Sonntag, 31. August 2014

THE WOLF OF WALL STREET (Martin Scorsese, 2013)

I want you to deal with your problems by becoming rich!

Faszinierendes Porträt, das vom steilen Aufstieg und tiefen Fall eines skrupellosen Finanzhais erzählt, und eine wahrhaft phantastische Lebensgeschichte zur Vorlage hat. Auf den Altmeister ist nach wie vor Verlass. Drei Stunden lang schildert er Jordan Belfort als ebenso schillernde wie gewinnende Persönlichkeit, die es mit nur wenigen Worten schafft, praktisch jeden um den Finger zu wickeln. Nur bei den gegen ihn ermittelnden FBI-Beamten funktioniert seine Masche nicht. Leonardo DiCaprio gibt den Verführer derart überzeugend, dass ich schon nach 20 Minuten auf seiner Seite stand und bereit war, jedes Wort zu glauben, das er von sich gab. 

Dabei findet Scorsese genau die richtige Mischung zwischen detailversessener Biographie und mitreißendem Drama, variiert das Erzähltempo gefühlvoll und mit jenem feinen Gespür, dass ihn seit vielen Jahren auszeichnet. Trotz der stattlichen Spieldauer wird der Film zu keiner Zeit langweilig, andererseits hat man am Ende das Gefühl, allen wesentlichen Ereignissen beigewohnt und nichts verpasst zu haben. Für den Schnitt zeichnet wieder einmal Scorseses langjährige Weggefährtin Thelma Schoonmaker verantwortlich, mit der er seit mehr als 30 Jahren zusammenarbeitet. Erstmals hingegen griff er auf die Dienste des Kameramanns Rodrigo Prieto zurück, dessen Bilder mich schon bei Filmen wie Frida, Alexander oder zuletzt Argo begeistern konnte. 

The Wolf of Wall Street ist ein weiterer großartiger Film des italo-amerikanischen Meisterregisseurs, der ganz in der Tradition seiner epischen Gangsterfilme wie GoodFellas und Casino steht.

Mittwoch, 20. August 2014

MICHAEL KOHLHAAS (Arnaud des Pallières, 2013)

Des Pallières "freie" Interpretation der berühmten Kleist-Novelle präsentiert sich audiovisuell durchaus ansprechend, hat aber neben dem schönen Schein wenig zu bieten. Eines der zentralen Motive von Kleists Vorlage, nämlich der Übergang vom mittelalterlichen Fehde-Recht zur "modernen" Rechtssprechung des Zeitalters der Aufklärung und die daraus resultierenden unterschiedlichen Rechtsauffassungen, kommt kaum zur Geltung. Im Film wirkt Kohlhaas wie der Anführer einer Horde von Banditen, die mordend und raubend durch die Gegend ziehen, beispielsweise wenn er zwischendurch einen seiner Gefolgsleute hängen lässt, weil dieser ein Haus geplündert hat. Dafür handelt er sich dann prompt den Tadel Martin Luthers ein. Die Figur des Protagonisten ist alles andere als stimmig. In den Szenen mit seiner Frau und seiner Tochter wird er als pflichtbewusster Familienmensch dargestellt und wirkt wie eine andere Person. Gerade in diesen Szenen fällt es schwer, die Motivation für sein Handeln nachzuvollziehen. 

Die eigenwillige Inszenierung, die sich immer wieder Zeit nimmt, endlos lange auf Gesichtern oder Landschaften zu verweilen, die eigentlichen Geschehnisse jedoch oft sprunghaft erzählt und es dem Zuschauer überlässt, sich die Details auszumalen, hat durchaus ihren Reiz, auch wenn ich mir mitunter etwas mehr Dynamik gewünscht hätte. Das Resultat wirkte recht unausgegoren und mehr einem bestimmten audiovisuellen Stil verpflichtet als einer tiefgründigen Auseinandersetzung mit dem Kern der Vorlage oder auch einfach nur der Erzählung einer spannenden Geschichte. Hervorzuheben ist in jedem Fall der tolle Score, der sich sehr zurückhaltend präsentiert und vorwiegend auf die gängigen mittelalterlichen Instrumente wie Laute, Geige oder Dudelsack stützt. Viele Szenen kommen völlig ohne Musik und Dialoge aus und überlassen alleine dem ständig blasenden Wind das Feld.

Montag, 18. August 2014

INSIDE LLEWYN DAVIS (Ethan & Joel Coen, 2013)

If it was never new and it never gets old, then it's a folk song.

In ihrem neuestem Film stellen die Coen-Brüder zum wiederholten Mal ihre Vorliebe für Verlierer unter Beweis. Inside Llewyn Davis erzählt die Geschehnisse einer Woche aus dem Jahr 1961 im Leben des titelgebenden Folk-Sängers, der sich mehr schlecht als recht durch die Gegend schlägt und nur einer von vielen talentierten Musikern ist, dem der große Ruhm verwehrt blieb. Die Figur ist fiktiv, jedoch von der Biographie des realen Dave van Ronk inspiriert. 

Viele andere Regisseure hätten es sicher weitaus interessanter gefunden, einen Film über Bob Dylan zu machen, doch nicht so die Coen-Brüder. Wie die meisten ihrer Protagonisten ist auch Llewyn Davis ein durch und durch sympathischer Bursche, dem nichts gelingen will und der von einem Problem zum nächsten stolpert. Dabei setzen die Brüder auf einen herrlich feinfühligen Humor, der auch schon den Vorgänger A serious Man auszeichnete. Auch die Darsteller sind wunderbar, allen voran Oscar Isaac und natürlich John Goodman als drogenabhängiger Jazz-Musiker, der mit einem unfassbar hässlichen Toupet den Vogel abschießt. Toller Film. 

Sonntag, 10. August 2014

LAWLESS (John Hillcoat, 2012)

We don't lay down for nobody.

Filme über die Zeit der Prohibition mag ich eigentlich ganz gerne, aber Lawless hat mit seiner dünnen Story und dem ziellos hin- und her wanderndem Plot nicht sonderlich viel zu bieten. Atmosphärisch passt es einigermaßen, doch auch hier gilt: nichts Besonderes. Zusätzlich beeinträchtigt wird das Filmvergnügen durch die träge Erzählweise. Der Film kommt einfach nicht in die Pötte. Für das Drehbuch zeichnet Nick Cave verantwortlich, das er von einem Roman um die tatsächlich existierende Familie Bondurant adaptiert hat. Auch die musikalische Untermalung des Geschehens lag in seinen Händen.

Positiv zu erwähnen sind allenfalls die trotz der recht oberflächlich angelegten Charaktere wirklich guten Darstellerleistungen, vor allem von Tom Hardy. Ansonsten ein in allen Belangen durchschnittlicher Film ohne jeden Erinnerungswert.

Sonntag, 3. August 2014

THE MUMMY: TOMB OF THE DRAGON EMPEROR (Rob Cohen, 2008)

Meine Tochter ist gerade im Mumien-Fieber, und da habe ich die Gelegenheit genutzt und den dritten Teil mitgeschaut, da ich diesen noch nicht kannte...

Die Einbindung in den Mumien-Kosmos wirkt etwas konstruiert. Im Grunde genommen gibt es keine Mumien im Film, die Handlung ist vielmehr in China angesiedelt. Die Art und Weise, wie hier geschickt mit Versatzstücken der chinesischen Geschichte und allerlei asiatischen Mythen gearbeitet wurde, fand durchaus mein Wohlgefallen. Die Effekte sind anfangs ziemlich beeindruckend, insbesondere die Verfolgungsjagd mit den steinernen Pferden, lassen im weiteren Verlauf aber immer mehr nach, sodass der Eindruck entsteht, den Machern sei irgendwann das Geld ausgegangen. Viel Neues gibt es erwartungsgemäß nicht zu sehen, doch ist es gelungen, die lockere, unbeschwerte Atmosphäre der ersten beiden Filme in den dritten Teil zu transportieren. Unter dem Strich ein recht spaßiges und kurzweiliges Vergnügen.

Donnerstag, 31. Juli 2014

AVATAR (James Cameron, 2009)

Everything is backwards now, like out there is the true world, and in here is the dream.

Schwierig, zu Avatar die richtigen Worte zu finden. Ich habe den Film im herkömmlichen 2D auf dem heimischen Fernseher gesehen, was den Verzicht auf die angeblich bahnbrechenden 3D-Effekte zwangsläufig mit sich brachte. Die Story wärmt Altbekanntes neu auf und erzählt von dem klassischen Konflikt zwischen den weißen Eroberern und den – in diesem Fall – blauen Ureinwohnern, im Grunde genommen also eine auf einen fremden Planeten verlegte Wildwest-Geschichte. Eine subtile Erzählweise kann man vom Grobmotoriker Cameron ohnehin nicht erwarten, folglich wird dem Zuschauer die Öko-Botschaft mit dem Dampfhammer eingebläut (und das im wahrsten Sinne des Wortes!). Dass es dabei auch nicht an pathetischen Anwandlungen fehlen darf, versteht sich von selbst, genauso wie die Tatsache, dass man peinlich darauf achtete, nur ja kein Klischee auszulassen. Der einfallslose Score von James Horner macht das alles auch nicht besser. 

Hauptärgernis ist aber die völlig sterile, leblos wirkende Optik, die das Gefühl vermittelt, keinen Spielfilm zu sehen, sondern die animierten Zwischensequenzen eines Konsolenspiels. Mag sein, dass das in 3D toll aussieht, in 2D ist das Resultat ziemlich bescheiden. Was Avatar vor dem völligen Untergang bewahrt, sind die grandios inszenierten Actionsequenzen, wobei insbesondere die finale Schlacht regelrecht begeistern kann. Sie macht Vieles wett und bringt Avatar doch noch zu einem versöhnlichen Abschluss.

Samstag, 19. Juli 2014

HOMEFRONT (Gary Fleder, 2013)

Schon lange nicht mehr so'nen Mist gesehen...  

Homefront ist so schlecht, dass mir noch nicht mal etwas einfällt, was ich dazu schreiben könnte. Vielleicht, dass mit Jason Statham, James Franco, Clancy Brown und Winona Ryder eine durchaus namhafte Besetzung vorhanden ist, die sich allesamt zum Affen machen? Dass Sylvester Stallone das Drehbuch geschrieben hat? Dass Gary Fleder in seinem Leben noch keinen guten Film gemacht hat und mit der Inszenierung der Actionsequenzen völlig überfordert ist? Dass Rachelle Lefèvre zwar nur einen kurzen Auftritt hat, dabei aber sehr ansprechend aussieht? Dass mir die junge Izabela Vidovic, die Stathams Filmtochter spielt, leid tat, weil sie in mehreren Szenen so aussah, als hätte sie wirklich Angst?

Angesichts des o.g. Casts und des Drehbuchautors erwartet man natürlich einen harten Actionthriller in der Tradition der 80er Jahre. Die einzige Szene, die dieses Versprechen halbwegs einzulösen vermag, ist die Pre-Credits-Sequenz. Was folgt ist ein abstruser, völlig uninspirierter, sinnlos zusammengestückelter Plot, der vor inhaltlichen Ungereimtheiten nur so strotzt und zudem noch völlig ironiefrei mit feierlichem Ernst vorgetragen wird. Die größte Enttäuschung ist dann der finale Showdown, den man im Grunde genommen noch nicht mal als solchen bezeichnen kann, weil er vorbei ist, bevor er richtig angefangen hat. Zudem treten spätestens hier Fleders inszenatorische Schwächen deutlich zu Tage, die dafür sorgen, dass man selbst in dieser kurzen Sequenz völlig den Überblick verliert. Das Einzige, was eine positive Erwähnung verdient hat, ist der dynamische Score von Mark Isham, mit dem die Bilder aber zu keiner Zeit Schritt halten können.

Samstag, 12. Juli 2014

JOHN CARTER (Andrew Stanton, 2012)

When I saw you, I believed it was a sign... that something new can come into this world.

Andrew Stanton war bisher hauptsächlich für seine Animationsfilme bei Pixar bekannt, wo er einige der Highlights des Studios zu verantworten hat. Dass er auch mit echten Menschen kann, stellt er mit John Carter unter Beweis. Die Vorlage ist ein ziemlich genau hundert Jahre alter Science-Fiction-Roman, der schon George Lucas als Inspirationsquelle für seine Star-Wars-Filme diente. So ist es nicht verwunderlich, dass man sich bei der Sichtung von John Carter mehrfach an die große Weltraum-Saga erinnert fühlt. Und dies nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch. Der Kampf in der Arena gegen die weißen Affen kommt dem Attack-of-the-Clones-Kundigen auf Anhieb bekannt vor. 
 
Diese Parallelen John Carter vorzuwerfen wäre natürlich unsinnig, war es doch Lucas, der sich bei der Vorlage bediente. Überhaupt erweist sich John Carter als äußerst gelungenes und kurzweiliges Vergnügen, das nicht zuletzt von seinem Star-Wars-Flair profitiert. Über die ein oder andere inhaltliche Ungereimtheit kann man großzügig hinwegsehen. Der Film ist jedenfalls weitaus besser als ich erwartet hatte. Bedauerlich, dass er so floppte und somit aus den ursprünglichen vorgesehenen Fortsetzungen nichts wird, nach denen die Story geradezu zu schreien scheint.

Dienstag, 10. Juni 2014

RUSH (Ron Howard, 2013)

The closer you are to death, the more alive you feel.

Howards Film erzählt von der Rivalität der beiden Rennfahrer Niki Lauda und James Hunt, die es in dieser Form in Wirklichkeit nie gab. Sagt zumindest Lauda, und er muss es wissen. Er sagt aber auch, dass der Film die Geschehnisse der 1976er Formel-1-Saison ziemlich akkurat wiedergibt und dies bestätigt sich, wenn man die Handlung mit den verbürgten Abläufen vergleicht. Dass diese an einigen Stellen künstlich dramatisiert wurden, ist gängige Praxis im Filmgeschäft. 

In jedem Fall ist Howard ein äußerst spannender, adrenalingeschwängerter Film gelungen, der selbst bei Leuten, die Autorennen nicht viel abgewinnen können, Begeisterung hervorrufen dürfte. Dabei kann er sich voll und ganz auf seine beiden Hauptdarsteller verlassen. Vor allem Daniel Brühl liefert eine ganz hervorragende Leistung ab, was angesichts der starken Medienpräsenz Niki Laudas umso beeindruckender ist. Da hat Chris Hemsworth es vergleichsweise einfacher, ist Hunt doch schon lange tot. 

Die Rennszenen sind toll gefilmt, vor allem die Kameraschwenks aus den Motoren heraus. Angesichts der heutzutage in jedem Boliden vorhandenen Onboard-Kameras, deren Bilder dem Zuschauer das Gefühl vermitteln, mit im Cockpit zu sitzen, bedarf es schon solcher technischen Gimmicks, um das Erlebnis eines normalen Formel-1-Rennens zu übertreffen.

Samstag, 31. Mai 2014

LOS ÚLTIMOS DÍAS (David and Àlex Pastor, 2013)

Nachdem die beiden spanischen Brüder mit ihrem gelungenen Spielfilm-Debut Carriers schon bei mir punkten konnten, waren meine Erwartungen an Los últimos Días entsprechend hoch, zumal es sich wieder um einen Endzeitfilm handelt. Statt erneut in den USA zu drehen, entschieden sie sich für ihre spanische Heimatstadt Barcelona, was sich nicht zuletzt bei den Produktionskosten positiv bemerkbar machte, die mit 5,5 Millionen Euro erstaunlich niedrig waren. Dem fertigen Film sieht man dies zu keiner Zeit an. Im Gegenteil: die Bilder des menschenverlassenen Barcelona sind höchst beeindruckend und von nicht zu bestreitender Eleganz, wenn auch (glücklicherweise) sparsam dosiert eingesetzt. Der Großteil der Handlung spielt in U-Bahn-Tunneln, der Kanalisation und verschiedenen Gebäuden. Die Story ist deutlich origineller als bei Carriers, und auch darstellerisch ist der Nachfolger ein Schritt nach vorne. Quim Gutiérrez trägt den Film souverän über die gut anderthalb Stunden, und auch sein Mitstreiter José Coronado liefert eine starke Vorstellung ab. 

Wie schon bei Carriers verzichten die Pastor-Brüder auf überzogen dramatische Zuspitzungen und liefern einen atmosphärisch dichten, äußerst spannenden und zudem ziemlich realistischen Thriller ab. Über das Ende kann man geteilter Meinung sein. Ich fand es passend, und mir gefielen die Anleihen bei der Schöpfungsgeschichte, ich kann aber auch verstehen, wenn man es als zu kitschig empfindet. Wie auch immer man das sehen mag – auf die weiteren Arbeiten der Brüder darf man gespannt sein.

Freitag, 30. Mai 2014

LONE SURVIVOR (Peter Berg, 2013)

You can die for your country, I'm gonna live for mine.

Hat man das am Rande der Peinlichkeit entlangschlitternde Loblied auf die Navy Seals zu Beginn überstanden, bekommt man eine derart deftige Schlachtplatte um die Ohren gehauen, dass einem Hören und Sehen vergeht. Die vier Soldaten, die den Auftrag haben, einen lokalen Talibanführer zu eliminieren, bringen sich durch ihre eigene Ungeschicklichkeit in eine schier aussichtslose Lage, in der sie einer bis an die Zähne bewaffneten Hundertschaft fanatischer Gotteskrieger gegenüberstehen, die sie erbarmungslos durch die steinige Landschaft Afghanistans jagt. 

Der Einsatz wird als Rückblende erzählt, nachdem man zu Beginn der Rettung des einzigen Überlebenden (Mark Wahlberg) beigewohnt hat. Dabei wird weder den Gejagten noch dem Zuschauer auch nur die kleinste Verschnaufpause gegönnt. Die Kamera ist immer ganz nah dran am Geschehen und vermittelt das Gefühl, mittendrin zu sein. Die Inszenierung ist äußerst hart und schonungslos realistisch. Dies ist nicht zuletzt auf die hervorragenden Darsteller zurückzuführen, die allesamt sehr überzeugend agieren. Ein Sonderlob gibt’s für die Special-Effects-Abteilung, die ganze Arbeit geleistet hat. Zusammen mit dem hervorragenden Sounddesign ergibt dies eine im wahrsten Sinne explosive Mischung, die zumindest bei mir für uneingeschränkte Begeisterung sorgte. Dabei umschifft man gekonnt die derartigen Filmen immanente Gefahr der einseitigen Darstellung der Gegenseite, indem man dem letzten Überlebenden Hilfe durch einheimische Dorfbewohner angedeihen lässt, die den Verletzten aufgrund einer jahrhundertealten Tradition als ihren Gast betrachten und unter Einsatz ihres Lebens gegen die Taliban verteidigen, was im Übrigen auch den tatsächlichen Ereignissen entspricht.  

Sonntag, 25. Mai 2014

12 YEARS A SLAVE (Steve McQueen, 2013)

I don't want to survive. I want to live.

Filme über die Sklaverei sind derzeit angesagt in Hollywood. Nach Tarantinos Comic-Strip Django unchained und Spielbergs fragwürdiger Geschichtsklitterung Lincoln bringt der Brite Steve McQueen, von dem ich bis dato noch keinen Film gesehen hatte, mit 12 Years a Slave einen Streifen in die Kinos, der so belanglos ist, dass man sich noch nicht einmal über ihn ärgern kann. Erzählt wird die (wahre) Geschichte des Solomon Northup, der von Sklavenhändlern nach Louisiana verschleppt und dort zwölf Jahre lang als Sklave arbeiten muss, bis er schließlich die Freiheit wiedererlangt. 

Damit ist der Film auch schon komplett erzählt. Um das Ganze auf Spielfilmlänge zu bringen, werden wahllos Geschehnisse aus der Zwischenzeit erzählt, die keinem roten Faden folgen und keinerlei Funktion haben. Und während es bei Tarantinos Film trotz aller Schwächen wenigstens noch interessante Charaktere und ein paar schöne Schießereien gab und bei Spielbergs Machwerk immerhin großartige Darstellerleistungen und Sets zu bewundern waren, hat McQueens Film nun wirklich gar nichts, was nach dem Abspann in Erinnerung bleibt. Die Story ist langweilig, die Sets sind nichts Besonderes, die Darstellerleistungen schwach bis maximal durchschnittlich. Lediglich Paul Dano kann in der Rolle des sadistischen Aufsehers Tibeats überzeugen. Ganz schwach der ansonsten von mir sehr geschätzte Michael Fassbender, der einen psychopathischen Plantagenbesitzer mimt und dabei gnadenlos untergeht, was sicher auch daran liegt, dass die Figur schlecht geschrieben und völlig unglaubwürdig ist. Der eigentliche Hauptdarsteller wirkt zwar sympathisch, bietet jedoch nur eine durchschnittliche Leistung und agiert völlig konturenlos. Nach 12 Jahren sieht er so aus wie zu Beginn des Films und wenn es nicht gesagt würde und der Film so hieße, könnten genauso gut 12 Wochen vergangen sein. Untermalt wird das alles von einem der schwächsten Scores, die Hans Zimmer bisher produziert hat.

12 Years a Slave ist von vorne bis hinten Murks. Da kann ihm die Academy noch so viele Awards geben.

Sonntag, 18. Mai 2014

MACHETE KILLS (Robert Rodriguez, 2013)

I'm not interested.

Nach dem höchst vergnüglichen Machete waren meine Erwartungen an den Nachfolger hoch. Vielleicht zu hoch, denn völlig überzeugen kann Machete kills nicht. Die erste Hälfte des Films kann an die Qualitäten des Vorgängers anknüpfen, doch im weiteren Verlauf verliert Rodriguez sich in immer absurderen Star-Wars- und James-Bond-Persiflagen, die für sich betrachtet zwar ganz lustig sind, zum Grundtenor des Films jedoch nicht richtig passen wollen, zumal das für die Atmosphäre so wichtige Mexiko-Flair zunehmend verloren geht. Dabei ist die Idee mit dem Chamäleon, das von vier verschiedenen Darstellern (u. a. Antonio Banderas und Lady Gaga) verkörpert wird, wirklich witzig und Michelle Rodriguez ist heiß wie eh und je. 

Dennoch wirkt Machete kills in seiner Gesamtheit merkwürdig uninspiriert und lässt Vieles von dem vermissen, was den Vorgänger ausgezeichnet hat. Die Vorfreude auf einen möglichen dritten Teil ist - zumindest bei mir - überschaubar.

Montag, 5. Mai 2014

30 DAYS OF NIGHT (David Slade, 2007)

What a plague you are!

Belangloser und völlig uninspirierter Horrorthriller, der nach einem interessanten Beginn, in dem eine bedrohliche Stimmung aufgebaut wird, schnell verflacht. Echte Spannung mag sich nicht einstellen, zumal der Handlungsverlauf völlig beliebig wirkt. Auch gelingt es zu keiner Zeit, eine klaustrophobische Atmosphäre zu erzeugen, wie das etwa bei Carpenters The Thing der Fall ist. Den Vogel schießt das bescheuerte Ende ab. So bleibt außer dem schönen Setting im nördlichen Alaska und dem gelungenen Score nicht viel Positives zu berichten. Kann man sich zwar anschauen, muss man aber nicht. Man kann seine Zeit auch anders verschwenden.

Samstag, 3. Mai 2014

FULL FRONTAL (Steven Soderbergh, 2002)

And then I peed green.

Full Frontal wurde von den Kritiken zerrissen und belegt im User-Ranking der imdb mit einer wenig schmeichelhaften Bewertung von 4,8 den letzten Platz unter den Soderbergh-Filmen. Auch ich hatte zunächst erhebliche Schwierigkeiten, mit dem Film warmzuwerden, doch mit zunehmender Spieldauer stieg auch mein Interesse an dem Gezeigten und für die handelnden Figuren. 

Zwar ist mir immer noch nicht ganz klar, was mit den ganzen Spielereien bezweckt wird, wie der ständige Wechsel des Filmmaterials, der amateurhafte Schnitt, die häufigen Szenenwechsel, die schlecht umgesetzten Jumpcuts und die Film-im-Film-Szenen. Und doch sind die Geschichten, die erzählt und am Ende dadurch verwoben werden, dass sich die Beteiligten auf einer Geburtagsfeier treffen, an der der Jubilar nicht teilnehmen kann, weil er zwischenzeitlich im Zuge eines autoerotischen Unfalls verstorben ist, allesamt durchaus interessant. Nur würde der Film nach meinem Dafürhalten besser funktionieren, wenn er einfach ganz normal erzählt worden wäre, zumindest würde dies die Sichtung weniger anstrengend machen. So wirkt das alles sehr bemüht und verschroben, so als wolle Soderbergh nach mehreren kommerziell erfolgreichen Filmen wie Erin Brockovich, Traffic und Ocean's Eleven nochmal klarstellen, dass er kein Mainstream-Kino macht. 

Wie auch immer: Full Frontal verschenkt aufgrund seiner Machart Einiges an Potential und ist qualitativ eher im unteren Bereich des Soderbergh'schen Schaffens anzusiedeln, ist aber so schlecht nicht und letztlich dennoch ein sehenswerter Film.

Freitag, 2. Mai 2014

THE LIMEY (Steven Soderbergh, 1999)

Tell him, I'm coming!

Vordergründig ein Rachethriller, mehr aber noch eine Reflexion über ein verpfuschtes Leben und der daraus resultierende Verlust der Tochter. Spannend ist weniger die Geschichte an sich, sondern vor allem die formalen Aspekte, die die innere Zerrissenheit des Protagonisten greifbar machen. Nichtlineare Erzählstruktur, viele Rückblenden, ständige Wiederholung verschiedener Szenen aus der Vergangenheit, etc. Stilmittel, die Soderbergh häufig anwendet, in ganz ähnlicher Form auch im einige Jahre später entstandenen Solaris, zu dem The Limey auch inhaltliche Parallelen aufweist. 

Die Besetzung ist insofern bemerkenswert als hier einige Helden vergangener Tage zum Zug kommen wie Peter Fonda, Barry Newman und natürlich Terence Stamp. Das führt dann zu so selbstironischen Szenen wie die, in der Peter Fonda seiner jungen Freundin von seinen wilden Tage mit der Harley erzählt, Easy Rider lässt grüßen. Auch toll die Idee, Szenen aus Stamps 67er Film Poor Cow zu recyclen, um Wilson als jungen Mann zu zeigen und die Anfänge seiner Beziehung mit der Mutter seiner Tochter. Die Rückblenden sind nicht immer richtig zuzuordnen. So dachte ich die ganze Zeit über, die immer wieder gezeigten Szenen, in denen Wilson nachdenklich im Flugzeug sitzt, würden seine Anreise in die USA zeigen. Erst am Ende wird klar, dass es der Rückflug nach England ist und dass die Bilder einen Mann zeigen, der von der Erkenntnis desillusioniert ist, dass er eine nicht unerhebliche Mitschuld am Tod seiner Tochter hat. So richtig bewusst wird ihm dies in dem Moment, in dem Valentine ihm erzählt, wie sie gestorben ist, und dies ist auch der Grund, warum er Valentine am Leben lässt. 

The Limey ist ein ganz großartiger Film und einer der besten im Wirken Soderberghs.  

Mittwoch, 30. April 2014

THE GOOD GERMAN (Steven Soderbergh, 2006)

An affair has more rules than a marriage.

Soderbergh goes noir. Dabei ließ er sich auf keine Kompromisse ein und setzte beim Dreh ausschließlich auf die technischen Mittel der 40er Jahre, wobei er mit künstlicher Beleuchtung ja auch ansonsten nichts am Hut hat. Das Ergebnis ist atemberaubend. Während man anderen modernen Schwarzweiß-Filmen sofort ansieht, dass es sich um aktuelle Produktionen handelt, vermittelt The good German tatsächlich den Eindruck, er sei vor knapp 70 Jahren entstanden. Die verwendeten Originalaufnahmen fügen sich fast nahtlos ein und erzeugen zusammen mit den Ruinensets eine Trümmerromantik, die dem Film ein ganz eigenes Flair verleiht und ausgesprochen gut zu Gesicht steht. 

Die Handlung ist eher nebensächlich und wird genre-üblich verschachtelt erzählt, um den Zuschauer möglichst lange im Unklaren darüber zu lassen, worum es eigentlich geht. Der Einfluss der großen Vorbilder ist natürlich stets präsent, sei es Curtiz' Casablanca oder Reeds The third Man. Doch ausgerechnet bei der Besetzung schwächelt der Film. Clooney agiert seltsam hölzern und Cate Blanchett eifert erkennbar Marlene Dietrich nach, doch fehlt ihr dafür die Verruchtheit, die jene ausstrahlte, auch wenn's optisch passt. Hinzu kommen noch ihre krampfhaft bemühten Versuche, deutsch zu sprechen, die in einem kaum verständlichen Kauderwelsch resultieren. An einigen Stellen musste ich zweimal zurückspulen, um die Worte zu verstehen. 

Doch letztlich spielt das keine große Rolle, weil die wahnsinnig dichte Atmosphäre einen sofort in ihren Bann zieht und über diese Schwachpunkte großzügig hinwegsehen lässt. Die Auflösung ist zudem hervorragend gelungen, zitiert ganz nebenbei die Schluss-Szene von Casablanca und lässt den Protagonisten als einzigen Verlierer dastehen.

Montag, 28. April 2014

CHE: PART ONE & CHE: PART TWO (Steven Soderbergh, 2008)

Homeland or death!

Um die Sichtung habe ich mich eine geraume Zeit herumgedrückt, in erster Linie wegen der langen Spieldauer von 4 1/2 Stunden, nicht zuletzt aber auch deshalb, weil ich insgeheim die Befürchtung hatte, ein verklärendes Biopic vorgesetzt zu bekommen. Wobei gerade dies bei genauerer Betrachtung angesichts des Regisseurs gar nicht zu erwarten war. Und so ist Che folgerichtig und glücklicherweise ein Film (ich habe beide Teile unmittelbar nacheinander gesehen und betrachte das Projekt als einen Film, auch wenn es technisch gesehen zwei sind), der die überlebensgroße Ikone Che Guevara auf Normalgröße zurückstutzt und ihn als die Figur porträtiert, die er war, nämlich ein ideologisch verbohrter Spinner, der besessen war von dem an sich hehren Ziel, einen besseren Menschen zu erschaffen und soziale Ungleichheiten zu überwinden. Dabei war ihm beinahe jedes Mittel recht und überdies egal, ob die Betroffenen sich überhaupt als benachteiligt ansahen. In seiner grenzenlosen Selbstüberschätzung war er der Meinung, seine Ideologie in beinahe jedem nichtwestlichen Land gewaltsam durchsetzen zu können. Doch während er bei der Kuba-Revolution das Glück hatte, sich Fidel Castro anschließen und dann durch einige militärische Erfolge auf sich aufmerksam machen zu können, versagte er bei dem lächerlichen Versuch einer Revolution in Bolivien kläglich. Den noch kläglicheren Versuch, im Kongo einen Umsturz herbeizuführen, spart Soderbergh völlig aus. Am Ende wird Che in einem kleinen Bergdorf in den Anden erschossen wie ein räudiger Hund. Und so ist Soderberghs Che vor allem eines: die Entzauberung eines Mythos.

Stilistisch unterscheiden sich die beiden Teile etwas voneinander. Während der erste die Ereignisse in nicht chronologischer Reihenfolge erzählt und ständig zwischen Orten und Zeiten hin- und herspringt, wobei er dies für meinen Geschmack zu häufig tut, präsentiert sich der zweite Teil durchgehend chronologisch. Dies erleichtert dem Zuschauer die Orientierung, denn beim ersten Teil fällt es gelegentlich schwer, die einzelnen Szenen richtig einzuordnen. Den zweiten Teil fand ich dann auch deutlich spannender und interessanter als den ersten. Die Erzählweise ist in beiden Teilen unzusammenhängend und wirkt so, als habe man wahllos irgendwelche Szenen aneinandergereiht, viele Dinge dazwischen aber auch weggelassen. Dies verleiht Che einen Tagebuch-artigen Charakter, was sicherlich auch so beabsichtigt war. Dies wird unterstützt durch die realistische Inszenierung. Die Kamera ist meist ganz eng am Geschehen, teils verwackelt, immer aber das Gefühl vermittelnd, man befinde sich als Zuschauer mittendrin. Dies gipfelt schließlich darin, dass Ches Erschießung aus seiner Perspektive gefilmt wird. Vor allem aber vermittelt die realitätsnahe Inszenierung ein Gefühl dafür, wie mühselig das Guerrilla-Dasein doch ist. Dies kommt vor allem im zweiten Teil zur Geltung, wo Che neben seinen Asthma-Anfällen und den gegnerischen Soldaten noch mit Hunger, Deserteuren und Unzufriedenheit in der Gruppe zu kämpfen hat - vom fehlenden Rückhalt in der ländlichen Bevölkerung ganz zu schweigen. Positiv zu erwähnen ist neben der tollen Kameraführung unbedingt die großartige Leistung Benicio del Toros, die alleine den Film sehenswert macht. 

Dienstag, 22. April 2014

THE UNDERNEATH (Steven Soderbergh, 1995)

There's something very powerful about being absent.

Soderberghs vierter Film ist dem Vernehmen nach ein Remake des mir unbekannten Criss Cross von Robert Siodmak. Aus seiner Unzufriedenheit mit dem fertigen Werk macht Soderbergh ja keinen Hehl. Mehrfach hat er betont, dass er The Underneath hasst und für seinen schlechtesten Film hält. Diese Einschätzung verwundert etwas, denn obwohl der Film ganz sicher nicht zu den Highlights in seinem Schaffen zählt, ist er so schlecht nicht und in jedem Fall besser als der vermurkste The Girlfriend Experience. Auch formal fällt er nicht so aus der Reihe wie der Vorgänger, zumal er mit der nicht-chronologischen Erzählweise und dem Einsatz von Farbfiltern typische Merkmale aufweist, die sich auch in vielen anderen Arbeiten des Regisseurs wiederfinden. Die Herausforderung, zwischen drei verschiedenen Erzählsträngen hin- und herzuwechseln, löst Soderbergh ganz elegant: in den Szenen, die vor Michaels Weggang spielen, trägt dieser einen Bart, in den Szenen nach seiner Rückkehr ist er bartlos. Beim Überfall schließlich kommen Farbfilter zum Einsatz. 

Der Schwerpunkt liegt jedoch nicht auf dem Raub, sondern vielmehr auf der Beziehung zwischen Michael und Rachel, die von der Frage geprägt ist, inwieweit in der Vergangenheit begangene Fehler wieder gutzumachen sind. Dies bezieht sich jedoch nicht nur auf Rachel, sondern im Prinzip auf all seine Bekannten einschließlich Familie, die er seinerzeit durch sein fluchtartiges Verlassen der Stadt vor den Kopf gestoßen hatte. Die Einbindung des Raubüberfalls in die Geschichte wirkt fast etwas bemüht und scheint in der Entstehung eher dem Zufall geschuldet, weil Rachels Mann Dundee die beiden in einer verfänglichen Situation erwischt. Die Erzählweise ist sehr zurückhaltend und wirkt vor allem durch den Farbfiltereinsatz sehr stylisch. Die Plottwists am Ende waren mir fast etwas zuviel, doch ist The Underneath in seiner Gesamtheit trotzdem ein sehenswerter Film.

Sonntag, 20. April 2014

KING OF THE HILL (Steven Soderbergh, 1993)

Must you wear that filthy thing on your head? 

Soderberghs dritte Regie-Arbeit ist ein für ihn untypischer Film. Nicht nur inhaltlich - eine Coming-of-Age-Geschichte, die in der Zeit der großen Depression angesiedelt ist, sondern vor allem auch formal. So formvollendet schöne Bilder ist man von ihm normalerweise nicht gewohnt. King of the Hill ist sicherlich einer seiner schönsten Filme und darüber hinaus auch einer, der eine starke emotionale Bindung zu seiner Hauptfigur ermöglicht - auch alles andere als üblich, zeichnet er sich ansonsten doch eher durch eine distanzierte Herangehensweise aus. Die Geschichte basiert auf dem mehr oder weniger autobiografischen gleichnamigen Roman des amerikanischen Schriftstellers A. E. Hotchner und stellt den 12-jährigen Aaron in den Mittelpunkt, der aufgrund der widrigen Umstände der damaligen Zeit nach und nach seine Familienmitglieder durch räumliche Trennung verliert. Unterstützung erhält er von verschiedenen Mitbewohnern des Hotels, in dem er lebt und zu denen er die unterschiedlichsten Beziehungen unterhält. In Abwesenheit seiner eigentlichen Familie fungieren diese als eine Art Ersatzfamilie, doch auch deren Mitglieder kommen ihm nach und nach abhanden, sodass er schließlich ganz auf sich alleine gestellt ist.

Soderbergh ist es gelungen, den Zeitgeist der 30er Jahre mit wunderschönen Bildern in warmen, erdigen Farbtönen einzufangen und überdies den Film wesentlich teuer und aufwändiger aussehen zu lassen, als er tatsächlich war. Dabei kann er sich ganz auf den damals 14-jährigen Jesse Bradford verlassen, der den Protagonisten derart glaubwürdig und liebenswert verkörpert, dass man als Zuschauer von Anfang an auf seiner Seite steht. Die Bewohner des Hotels präsentiert Soderbergh als eine Ansammlung teils skurriler, aber allesamt liebenswürdiger Figuren, die ihrerseits unter den wirtschaftlich miserablen Bedingungen zu leiden haben. Einer davon ist Lester, der für Aaron die Funktion des großen Bruders einnimmt und von einem jungen Adrien Brody in einer seiner ersten Filmrollen dargestellt wird. 

Auch wenn King of the Hill eine etwas merkwürdige Stellung im zugegebenermaßen recht heterogenen Werk Soderberghs einnimmt (soweit ich dies in Kenntnis von etwas mehr als der Hälfte desselben beurteilen kann), hat er mir außerordentlich gut gefallen. Herzerwärmend.