Samstag, 12. Februar 2011

VALHALLA RISING (Nicolas Winding Refn, 2009)

A grief-stricken man is driven to defy the gods.

Ein mythischer und ziemlich geheimnisvoller Film, dessen größten Schauwerte zweifellos die grandiosen Landschaftsaufnahmen sind. Refn bezeichnete seinen Film in einem Interview als Science Fiction, und das ist durchaus zutreffend, wenn man dies im Sinne von der Realität entrückt begreift. Exzessives Color-Grading und der beinahe vollständige Verzicht auf Umgebungs- und Naturgeräusche lassen die Umwelt verlassen und tot erscheinen, was unweigerlich zu der Frage führt, ob sich die Charaktere tatsächlich in der Hölle befinden - wie es einer der eingeblendeten Zwischentitel verheißt. 

Ein beinahe hypnotisches Filmerlebnis, das mich ziemlich geplättet zurückließ. Das schreit geradezu nach einer baldigen Zweitsichtung.

Donnerstag, 10. Februar 2011

BIRD (Clint Eastwood, 1988)

This is the year I'm supposed to die.

Eastwood zeigt den unaufhaltsamen Niedergang des genialen Saxophonisten Charlie Parker in düsteren Bildern, bei denen Blautöne und Nachtaufnahmen dominieren. Eine gnadenlose Chronik der Selbstzerstörung. Statt einer chronologischen Erzählweise entschied er sich, die Geschehnisse stückchenweise in einzelnen Episoden zu erzählen, wobei ich manchmal Schwierigkeiten hatte, diese im zeitlichen Gesamtablauf einzuordnen. Eine dominierende Rolle spielt natürlich die Musik, neben Forest Whitaker der eigentliche Hauptdarsteller.

Leider ist der Film in seiner Gesamtheit unheimlich zäh und langatmig geraten und so ertappte ich mich gleich mehrfach beim Blick auf die Uhr. Darstellerisch lässt Eastwood nix anbrennen, auch die Atmosphäre ist stimmig, wobei die beschwingte Heiterkeit der Musik in interessantem Gegensatz zur düsteren Grundstimmung steht. Die Schwächen liegen im Drehbuch einerseits und den uninspirierten Dialogen andererseits. Dass Musiker-Biografien auch kurzweilig und spannend sein können, hat James Mangold mit Walk the Line hinreichend bewiesen.

Mittwoch, 19. Januar 2011

5 x 2 (François Ozon, 2004)

Ozon erzählt die Geschichte von Marion und Gilles anhand von fünf markanten Szenen ihrer Beziehung in umgekehrter zeitlicher Reihenfolge. Beginnend mit dem Scheidungstermin arbeitet er sich über ein Abendessen mit Freunden, bei dem die Spannungen zwischen den Beiden schon deutlich zu spüren sind, die Geburt des Sohnes Nicolas und die Hochzeit schließlich bis zum Beginn ihrer Beziehung im Italienurlaub vor. Interessant dabei ist, dass in jeder Szene einer der beiden durch ein gewisses Fehlverhalten auffällt. Sei es die Geschichte von der Orgie, die Gilles gegen Marions Willen erzählt, Gilles Feigheit bei der Geburt des Sohnes oder Marions Schäferstündchen mit dem Amerikaner in der Hochzeitsnacht, während Gilles besoffen im Bett schläft. Und auch dem Beginn ihrer Beziehung liegt ein Betrug zugrunde, indem Gilles seine Freundin Valerie alleine zu einer Bergwanderung schickt und in ihrer Abwesenheit Marion trifft.

Möglicherweise auch eine zu harsche Interpretation meinerseits, die aber nur beweist, dass Ozons Konzept aufgeht, nämlich durch die umgekehrte Reihenfolge den Zuschauer zu zwingen, in jeder der folgenden Sequenzen nach ebensolchem Fehlverhalten, nach Hinweisen für das unausweichliche Scheitern der Beziehung zu suchen. Und so fragt man sich immer wieder, inwieweit diese oder jene Aktion ein kleines Stück weit dazu beigetragen hat - oder eben auch nicht. Zudem ermöglicht diese Vorgehensweise, den Zuschauer mit einem Quasi-Happy-End aus dem Film zu entlassen, auch wenn es in Wirklichkeit keines ist.

Die Inszenierung ist betont ruhig und zurückhaltend. Gesprochen wird nur wenig; stattdessen konzentriert sich der Film ganz auf das Spiel der beiden Hauptdarsteller, die diese Aufgabe hervorragend lösen. Die übrigen Figuren spielen keine große Rolle, abgesehen vielleicht von Marions Eltern. Der Rest besteht aus austauschbaren Statisten.