Montag, 28. April 2014

CHE: PART ONE & CHE: PART TWO (Steven Soderbergh, 2008)

Homeland or death!

Um die Sichtung habe ich mich eine geraume Zeit herumgedrückt, in erster Linie wegen der langen Spieldauer von 4 1/2 Stunden, nicht zuletzt aber auch deshalb, weil ich insgeheim die Befürchtung hatte, ein verklärendes Biopic vorgesetzt zu bekommen. Wobei gerade dies bei genauerer Betrachtung angesichts des Regisseurs gar nicht zu erwarten war. Und so ist Che folgerichtig und glücklicherweise ein Film (ich habe beide Teile unmittelbar nacheinander gesehen und betrachte das Projekt als einen Film, auch wenn es technisch gesehen zwei sind), der die überlebensgroße Ikone Che Guevara auf Normalgröße zurückstutzt und ihn als die Figur porträtiert, die er war, nämlich ein ideologisch verbohrter Spinner, der besessen war von dem an sich hehren Ziel, einen besseren Menschen zu erschaffen und soziale Ungleichheiten zu überwinden. Dabei war ihm beinahe jedes Mittel recht und überdies egal, ob die Betroffenen sich überhaupt als benachteiligt ansahen. In seiner grenzenlosen Selbstüberschätzung war er der Meinung, seine Ideologie in beinahe jedem nichtwestlichen Land gewaltsam durchsetzen zu können. Doch während er bei der Kuba-Revolution das Glück hatte, sich Fidel Castro anschließen und dann durch einige militärische Erfolge auf sich aufmerksam machen zu können, versagte er bei dem lächerlichen Versuch einer Revolution in Bolivien kläglich. Den noch kläglicheren Versuch, im Kongo einen Umsturz herbeizuführen, spart Soderbergh völlig aus. Am Ende wird Che in einem kleinen Bergdorf in den Anden erschossen wie ein räudiger Hund. Und so ist Soderberghs Che vor allem eines: die Entzauberung eines Mythos.

Stilistisch unterscheiden sich die beiden Teile etwas voneinander. Während der erste die Ereignisse in nicht chronologischer Reihenfolge erzählt und ständig zwischen Orten und Zeiten hin- und herspringt, wobei er dies für meinen Geschmack zu häufig tut, präsentiert sich der zweite Teil durchgehend chronologisch. Dies erleichtert dem Zuschauer die Orientierung, denn beim ersten Teil fällt es gelegentlich schwer, die einzelnen Szenen richtig einzuordnen. Den zweiten Teil fand ich dann auch deutlich spannender und interessanter als den ersten. Die Erzählweise ist in beiden Teilen unzusammenhängend und wirkt so, als habe man wahllos irgendwelche Szenen aneinandergereiht, viele Dinge dazwischen aber auch weggelassen. Dies verleiht Che einen Tagebuch-artigen Charakter, was sicherlich auch so beabsichtigt war. Dies wird unterstützt durch die realistische Inszenierung. Die Kamera ist meist ganz eng am Geschehen, teils verwackelt, immer aber das Gefühl vermittelnd, man befinde sich als Zuschauer mittendrin. Dies gipfelt schließlich darin, dass Ches Erschießung aus seiner Perspektive gefilmt wird. Vor allem aber vermittelt die realitätsnahe Inszenierung ein Gefühl dafür, wie mühselig das Guerrilla-Dasein doch ist. Dies kommt vor allem im zweiten Teil zur Geltung, wo Che neben seinen Asthma-Anfällen und den gegnerischen Soldaten noch mit Hunger, Deserteuren und Unzufriedenheit in der Gruppe zu kämpfen hat - vom fehlenden Rückhalt in der ländlichen Bevölkerung ganz zu schweigen. Positiv zu erwähnen ist neben der tollen Kameraführung unbedingt die großartige Leistung Benicio del Toros, die alleine den Film sehenswert macht. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen