Sean Penns Ausflug in das Actiongenre wurde von den
Kritiken gnadenlos zerrissen. Dies mag verständlich sein, wenn man mit falschen
Erwartungen an die Sichtung geht. Penn ist als linker Aktivist bekannt, und wenn
er die Hauptrolle in einem Film übernimmt, der vor dem Hintergrund des
kongolesischen Bürgerkriegs spielt, erwartet man unter Umständen einen
kritischen Beitrag zur Rolle der westlichen Welt in diesem Konflikt,
insbesondere im Hinblick auf die Ausbeutung der dort vorhandenen Rohstoffe.
Genau dies ist The Gunman allerdings
nicht geworden, und insofern ist eine daraus resultierende Enttäuschung ein
Stück weit nachvollziehbar. Andererseits ist es durchaus fragwürdig, einem Film
mit bestimmten Erwartungen gegenüberzutreten und dem fertigen Produkt dann
vorzuwerfen, dass diese nicht erfüllt wurden. Pierre Morel und Sean Penn wollten
einen harten Actionreißer drehen – und genau das ist The Gunman. Nicht mehr, aber auch nicht
weniger.
Die Grundkonstellation ist natürlich alles andere als
originell oder neu. Ein ehemaliger Söldner, der mit seiner Vergangenheit
abgeschlossen hat und inzwischen für eine wohltätige NGO tätig ist, soll von den
Häschern seines ehemaligen Geschäftspartners liquidiert werden, weil er zu viel
weiß und Interpol inzwischen gegen die Firma ermittelt. Kennt man alles
schon.
Penn hat die letzten Jahre offensichtlich viel Zeit mit
Trainingsgeräten und Hanteln verbracht und sorgsam auf seine Ernährung geachtet.
Von den sich im Laufe der Handlung bietenden zahlreichen Gelegenheiten, seine
beeindruckenden Oberarme zu zeigen, macht er ausgiebig Gebrauch. Und doch ist
der von ihm verkörperte John Terrier alles andere als das eindimensionale
Abziehbild, das sich durch so manchen Actionfilm prügelt, sondern ein von den
Sünden seiner Vergangenheit gezeichneter Charakter, der unter Schwindel und
Gedächtnisstörungen, hervorgerufen durch eine degenerative Hirnerkrankung,
leidet. Er schläft schlecht, weil ihn die Geister der Vergangenheit nicht ruhen
lassen, muss sich plötzlich übergeben oder wird zur unpassenden Zeit ohnmächtig.
Um den Überblick zu behalten ist er gezwungen, sich ständig Notizen zu machen
und alle relevanten Dinge aufzuschreiben, was wiederum die Ursache dafür ist,
dass er so unbarmherzig gejagt wird. Ein äußerlich starker, innerlich aber
gebrochener Mann, ein psychisches und seelisches Wrack. Dies alles wirkt in sich
stimmig und glaubwürdig und so ist gerade die detailliert gezeichnete Figur des
ehemaligen Auftragskillers eine der großen Stärken des Films.
Eine weitere ist die äußerst dynamische Inszenierung des
Franzosen Morel, die durch hohes Tempo und eine präzise Schnittfolge
gekennzeichnet ist. Dabei verzichtet er auf die üblichen Spielereien wie
Jumpcuts und wackelnde Kameras. Das Ergebnis ist eine äußerst wohlgefällig
dahinfließende Bilderfolge, die das Auge des Zuschauers erfreut und das
Erzähltempo durchgehend hoch hält. Die Story gibt – wie schon erwähnt
– nicht viel her und am fehlenden Realismus darf man sich auch nicht
stören, aber alles in allem ist The
Gunman ein spannender Actionthriller mit einem starken Hauptdarsteller, der
über die gesamte Spielzeit ausgesprochen gut zu unterhalten weiß. Und mehr hatte
ich – im Gegensatz zu manch anderem Rezensenten – auch nicht
erwartet.
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