Russell Crowes Regie-Debüt basiert angeblich auf der wahren
Geschichte eines australischen Vaters, der nach dem Ende des ersten Weltkrieges
zur Halbinsel Gallipoli reiste, um nach den Leichen seiner dort gefallenen Söhne
zu suchen. Ob die Geschichte nun wahr ist oder nicht – emotional weiß The Water Diviner in jedem Fall zu
berühren. Und Crowe ist ein starker Hauptdarsteller, der den Zuschauer durch
sein sparsames Spiel wie gewohnt schnell für sich einnimmt.
The Water
Diviner ist ein schöner Film mit
ausdrucksstarken Bildern, aber auch einer, der ohne jegliches Risiko nach den
gängigen Formeln inszeniert wurde. Alle bekannten Versatzstücke, die man aus
derartigen Arbeiten kennt, wurden verwendet und in der üblichen Art und Weise
zusammengesetzt. Überraschungen gibt es keine, die Handlung ist komplett
vorhersehbar. Nicht einmal für eine zarte Liebesgeschichte zwischen der schönen
türkischen Witwe, die im Gefecht um Gallipoli ihren Mann verloren hat, und dem
australischen Witwer Connor ist sich Crowe zu schade. Und dennoch gibt es einige
ganz wunderbare Momente, insbesondere dann, wenn die ehemals verfeindeten Briten
und Türken gemeinsam nach den Leichen der Gefallenen suchen. Schnell zeigt sich,
dass nicht alle mit der Situation so souverän umgehen wie die beiden Anführer
der Gruppen. Doch trotz einiger Übergriffe und persönlicher Betroffenheit der
Beteiligten gelingt es, die wenig freudvolle Aktion gemeinsam abzuwickeln. Bezeichnend ist, dass sich ausgerechnet der türkische Major für Connor
einsetzt und dadurch dafür sorgt, dass er nach seinen Söhnen suchen darf.
Die Art der Inszenierung erinnert etwas an Ridley Scott,
und das ist sicherlich kein Zufall, hat Crowe doch gleich in einer ganzen Reihe
von dessen Filmen mitgespielt – und dies überwiegend sehr erfolgreich. Da
lag es nahe, nicht nur inhaltlich auf altbewährte Muster zurückzugreifen,
sondern sich auch in Sachen Dramaturgie und Bildgestaltung an ihm zu
orientieren. Unterstützt wurde er dabei von Peter Jacksons langjährigem
Kameramann Andrew Lesnie, der leider kürzlich verstorben ist. Insbesondere die
zahlreichen Rückblenden auf die eigentliche Schlacht sind von einer beklemmenden
Intensität. Darstellerisch hingegen wird eher Hausmannskost geboten. Neben
Russell Crowe gelingt es vor allem dem charismatischen Yilmaz Erdogan ein paar
Akzente zu setzen. Die weiblichen Rollen wurden offensichtlich in erster Linie
nach optischen Gesichtspunkten ausgewählt. Ob Olga Kurylenko, Megan Gale oder
die wunderschöne Isabel Lucas: es ist schon auffällig, wie ansehnlich sämtliche
Damen daherkommen. Der junge Dylan Georgiades ist so etwas wie das Herzstück des
Films und stiehlt mit seiner unbekümmerten Darstellung des kleinen Joshua den
Etablierten die Show.
The Water Diviner
ist ein Familiendrama vor einem interessanten geschichtlichen Hintergrund, das
nicht sonderlich spannend, trotz seiner Formelhaftigkeit aber recht kurzweilig
und zudem schön anzusehen ist. Und ein bisschen was fürs Herz wird auch geboten.
Da passt es gut, dass Crowe seinen Film den unzähligen namenlosen Toten gewidmet
hat, die irgendwo auf den Schlachtfeldern des ersten Weltkriegs ihr Leben
gelassen haben.
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