Schon der Anfang des Films ist toll, wenn der Farmer in dem Sperrgebiet das Reh überfährt, das dann nach wenigen Augenblicken wieder aufsteht und mit toten Augen durch die Gegend starrt. Yeon Sang-ho, der für mich trotz meiner durchaus vorhandenen Affinität zum koreanischen Kino ein unbeschriebenes Blatt ist - was wahrscheinlich daran liegt, dass er zuvor ausschließlich Animationsfilme gedreht hat, benutzt geschickt diverse Versatzstücke der gängigen Genre-Filme, um seine eigene Vision eines Zombie-Films umzusetzen. Neben Anleihen bei den Romero-Filmen fühlt man sich stellenweise an die Resident-Evil-Reihe oder auch World-War Z erinnert. Das Setting in einem Zug, in dem der Film zu weiten Teilen spielt, ist im Grunde nicht neu, bisher aber zumindest im Genre des Zombiefilms nicht verwendet worden. Da denkt man unweigerlich an Bong joon-hos Snowpiercer, der ebenfalls in einem solchen Zug spielt, wenn auch unter einer ganz anderen Prämisse.
Busan-haeng ist ein rundum gelungener Zombiefilm, der alles richtig macht. Das
Erzähltempo ist durchgehend hoch, der Schnitt ist rasant, die Spannung atemlos und die
Charaktere der Protagonisten, die nach und nach von den Zombies
dezimiert werden, werden ausreichend detailliert gezeichnet, sodass man
sich mit allen ein Stück weit identifizieren kann. Bei den Figuren werden zum Teil die gängigen Klischees bedient, sei es der egoistische und gewissenlose COO, der ohne mit der Wimper zu zucken, seine Leidensgenossen für seinen eigenen Vorteil opfert, oder auch die Hauptfigur, der
in seiner Arbeit aufgehende Fonds-Manager Seok-Woo, der darüber seine kleine
Tochter vernachlässigt. Sehr schön übrigens auch die Metapher, wenn Seok-Woo sich das Blut
(der Zombies) von den Händen wäscht, unmittelbar nachdem er erfahren
hat, dass ein Unfall ausgerechnet bei der Biotech-Firma die Zombie-Plage ausgelöst
hat, die das Kernstück seines Investments bildet.
Hervorzuheben sind die ausnahmslos guten Darsteller, die alle sehr überzeugend agieren, und hier besonders die zur Drehzeit erst neunjährige Kim Su-an, die die Tochter des Fondsmanagers absolut liebenswert verkörpert. Die Verwandlungen der Zombies sind gut gemacht, wobei man generell zu den Effekten sagen kann, dass diese sich überwiegend gut in die Handlung einfügen.
Busan-haeng ist ein durch und durch überzeugender Film ohne nennenswerte Schwächen und in hohem Maß unterhaltsam. Die zwei Stunden vergingen wie im Flug.