Je
weiter die Handlung voranschreitet, desto düsterer und bedrohlicher wird
die Atmosphäre. Bong legte auch hier viel Wert auf eine detaillierte
Zeichnung der Charaktere. Interessant ist vor allem der Konflikt
zwischen dem alteingesessenen ländlichen Kriminalbeamten Park, der für
sich in Anspruch nimmt, einen Mörder an seinen Augen zu erkennen, und
seinem jungen Kollegen Seo aus der Hauptstadt, der deutlich
strukturierter an die Sache herangeht. Während Park tagelang in der
örtlichen Sauna nach Männern ohne Schambehaarung sucht, weil er sich in
den Kopf gesetzt hat, der Mörder habe keine Schamhaare, weil bei den
Opfern keine gefunden wurden, und später sogar die Dienste einer
Schamanin in Anspruch nimmt, verfolgt Seo einen rationalen Ansatz. Auch
der vor Ort üblichen Vorgehensweise, Verdächtige so lange zu prügeln und
unter Druck zu setzen bis sie ein Geständnis unterschreiben, kann er
wenig abgewinnen. Doch je länger sich die Ermittlungen hinziehen, desto
emotionaler und unkontrollierter wird Seo, während Park sich zunehmend
mit den Gegebenheiten abfindet.
Memories of Murder ist ein unheimlich fesselnder
und mitreißender Film, der zudem wiederum mit erstklassigen Darstellern
punkten kann. Und auch dem von mir anfangs bemühten Vergleich mit Zodiac kann er mühelos standhalten.
Mittwoch, 4. Februar 2015
SALINUI CHUEOK / MEMORIES OF MURDER (Bong Joon-ho, 2003)
Bongs zweiter Spielfilm basiert – ähnlich wie Finchers Zodiac,
zu dem er im Übrigen einige Parallelen aufweist – auf einer wahren
Begebenheit und erzählt von dem erfolglosen Versuch mehrerer
Polizeibeamte, eine Mordserie an jungen Frauen aufzuklären. Dass die
echte Mordserie nie aufgeklärt wurde, wird direkt am Anfang als Text
eingeblendet. Wie auch bei seinen nachfolgenden Filmen vermischt Bong
mehrere Genres, wobei der Schwerpunkt auf der kriminalistischen
Aufklärung liegt. Doch gerade zu Beginn kommen auch komödiantische
Elemente zum Einsatz, was Memories of Murder
zunächst – trotz der Morde – eine relativ lockere Stimmung verleiht.
Labels:
Bong Joon-ho
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