Montag, 23. Juni 2025

SORCERER (William Friedkin, 1977)

No one is just anything.

Friedkins Remake von Clouzots Le Salaire de la peur ist im engeren Sinne eigentlich gar keins, auch wenn der alberne deutsche Titel "Atemlos vor Angst" dies dem Zuschauer suggerieren will. Friedkin übernahm nur die Grundkonstellation und machte daraus einen ausgesprochen nihilistischen und hoffnungslosen Film. Das fängt schon bei den Protagonisten an, die allesamt Kriminelle auf der Flucht sind und sich in einem abgelegenen Dorf mitten im Dschungel eines namenlosen südamerikanischen Landes unter falschen Identitäten zusammenfinden. Die Einführung der Charaktere zu Beginn wirkt etwas lieblos aneinandergereiht und bleibt sehr oberflächlich. Lediglich über den Pariser Geschäftsmann Victor mit dem Decknamen Serrano erfährt man ein paar private Dinge, was später dazu beiträgt, dass sein Charakter am sympathischsten rüberkommt und man sich noch am ehesten mit ihm identifizieren kann.

Untereinander verhalten sich die vier Fahrer sehr reserviert und zurückhaltend. Es gibt praktisch keine Interaktion zwischen ihnen, die nicht direkt dem Erreichen des Ziels dient. Es handelt sich um eine reine Zweckgemeinschaft, deren einziges verbindendes Element der erfolgreiche Transport des Nitroglycerins zum brennenden Ölfeld ist. Und wenn dann erstmals so etwas wie ein persönliches Gespräch zwischen Victor und Kassem aufkommt, wird dies jäh durch den platzenden Reifen und den darauffolgenden Exitus der beiden unterbunden. Am Ende schafft es zwar einer der Fahrer bis ins Ziel, doch bevor Friedkin den Zuschauer mit dem Abspann entlässt, deutet er durch die Ankunft seiner Häscher an, dass auch der letzte Überlebende am Ende zu den Verlierern gehören wird.

Friedkin konnte zur Realisierung des Projekts letztlich auf ein recht üppiges Budget von rund 22 Mio Dollar zurückgreifen, auch wenn das ursprünglich nicht geplant war. Die Dreharbeiten, die überwiegend in der Dominikanischen Republik stattfanden, gestalteten sich sehr aufwändig und dies sieht man dem fertigen Film auch an. Mich faszinierten besonders der dreckige Look und die düstere, nihilistische Grundstimmung, trefflich untermalt von den sphärischen Klängen von Tangerine Dream. Ein durch und durch großartiger Film, der seinem großen Bruder an Intesität in nichts nachsteht.

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