Samstag, 19. Dezember 2015

THE IMAGINARIUM OF DOCTOR PARNASSUS (Terry Gilliam, 2009)

The Imaginarium of Doctor Parnassus ist gemeinhin bekannt als der Film, während dessen Dreharbeiten Heath Ledger starb. Dadurch war Gilliam gezwungen, zu improvisieren und das Drehbuch zu ändern. Die Lösung, Ledgers Charakter jenseits des Spiegels durch drei andere Schauspieler (Johnny Depp, Jude Law und Colin Farrell) verkörpern zu lassen, wirkt im fertigen Film keineswegs höherer Gewalt geschuldet, sondern unterstreicht vielmehr die Ambivalenz des Charakters, dessen Lebensgeschichte zu einem guten Teil aus Betrug, Lügen und der Vorspiegelung falscher Tatsachen besteht. Und so ist dies ironischerweise das kleinste Problem mit Gilliams Film. Wer sich auf seine Arbeiten einlässt, weiß um deren Sperrigkeit, auch wenn Gilliam gelegentlich Filme macht, die ohne große Hirnakrobatik zu verdauen sind. The Imaginarium of Doctor Parnassus allerdings wirkt so, als habe der britisch-amerikanische Regisseur eine Kiste voller verrückter Ideen auf den Boden geschüttet und sei während der Dreharbeiten noch dabei gewesen, diese zu sortieren. Die Einflüsse sind vielfältig: neben dem Faust'schen Grundmotiv (toll: Tom Waits als Teufel!) finden sich Elemente aus Alice in Wonderland, Reminiszenzen an die alten Monthy-Python-Tage, Elemente des fernöstlichen Theaters, Anleihen bei den klassischen Märchen und Vieles mehr. Dazwischen irrlichtern die Darsteller umher, als hätten sie sich in einem verwunschenen Wald verlaufen und fänden den Ausgang nicht mehr. Gilliam bestreitet ja stets, dass Drogen bei der Produktion seiner Filme im Spiel sind, doch wäre dies immerhin eine einleuchtende Erklärung für das ganze Durcheinander. Jedenfalls vermittelt das fertige Produkt den Eindruck, die Macher hätten die Kontrolle über das Projekt verloren und bis zur Fertigstellung nicht mehr wieder erlangt.

Trotz seiner Schwächen ist The Imaginarium of Doctor Parnassus jedoch alles andere als ein schlechter Film. Gilliams Einfallsreichtum sind keine Grenzen gesetzt, und es hat durchaus seinen Reiz, sich auf seine im wahrsten Sinne des Wortes phantastischen Ideen einzulassen. Und auch wenn es dem Werk erkennbar an Struktur und Ordnung fehlt, viele Dinge nur angerissen, aber nicht zu Ende gebracht werden, kann man sich der Faszination dieses kunterbunten Irrsinns nur schwer entziehen. Das Ende war mir wiederum zu versöhnlich, hier hätte ich mir etwas mehr Boshaftigkeit gewünscht.

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