I'm going home and watch Star Trek for a dose of sanity.
Bis vor wenigen Tagen hatte ich noch nie etwas über The Man from Earth gehört. Der Film wurde mir von einem Kollegen empfohlen, und seine Worte machten mich so neugierig, dass ich mir das Teil umgehend besorgte. Erzählt wird die Geschichte des Professors John Oldman, der dabei ist, in eine andere Stadt umzuziehen und Besuch von seinen Kollegen erhält, die sich von ihm verabschieden und dabei in Erfahrung bringen wollen, warum er scheinbar grundlos nach zehn Jahren erfolgreicher Dozententätigkeit das Weite sucht. Nach einigem Zögern erklärt er seinen überraschten Kollegen, dass er ein Cro-Magnon sei, ein Urzeitmensch, und seit mehr als 14.000 Jahren auf der Erde lebe. Da er nicht altere, wechsle er etwa alle zehn Jahre seinen Standort um nicht aufzufallen. Während seine Kollegen dies anfangs als Scherz abtun, setzt sich im Laufe der Diskussion bei ihnen die Erkenntnis durch, dass John wirklich von dem überzeugt ist, was er sagt. Und so entfaltet sich ein faszinierendes Gespräch zwischen ihm und seinen Kollegen (wie er allesamt Wissenschaftler) darüber, inwieweit das Überleben eines Urzeitmenschen bis in die heutige Zeit möglich ist und wie er die Entwicklung der Menschheit in den letzten Jahrtausenden erlebt hat.
Wie sich anhand der Inhaltsangabe bereits erahnen lässt, handelt es sich im weitesten Sinne um ein Kammerspiel, auch wenn einige Szenen vor oder in unmittelbarer Nähe von Johns Haus spielen. Abgesehen von zwei Möbelpackern, die irgendwann auftauchen, weil John seine Einrichtung einem Wohlfahrtsverband gespendet hat, sind da nur Johns Besucher, zu denen sich später auch ein Psychiater aus dem gemeinsamen Bekanntenkreis gesellt. Die Handlung wird ausschließlich durch die Gespräche vorangetrieben. Diese sind zugleich die große Stärke des Films. Aufgrund des wissenschaftlichen Hintergrunds der Besucher stellen diese intelligente Fragen, auf die John immer die passenden Antworten hat. Dabei wirkt er keineswegs allwissend oder übermenschlich, sondern legt schlüssig dar, dass er Vieles von dem, was er jetzt weiß, erst im Nachhinein durch Erzählungen, Nachrichten, wissenschaftliche Bücher etc. erfahren hat bzw. in den Gesamtkontext einordnen konnte. Das alles wirkt so glaubhaft und wird mit entwaffnender Logik vorgetragen, dass man als Zuschauer schnell geneigt ist, sich auf seine Geschichte einzulassen. Das gilt selbst dann noch, wenn diese im weiteren Verlauf immer kuriosere Wendungen nimmt. Doch soll an dieser Stelle nicht zuviel verraten werden.
Wie man den Film aufnimmt, ist individuell wahrscheinlich sehr unterschiedlich und hängt nicht zuletzt von der eigenen religiösen Überzeugung ab, denn natürlich ist The Man from Earth auch ein Film über Glauben und Religion. Ich für meinen Teil konnte gar nicht genug kriegen von den faszinierenden Geschichten, die John zu erzählen hatte und saß wie gebannt vor dem Bildschirm. Mit seinem in höchstem Maße fesselndem Film belegt Schenkman, dass es keines großen Budgets bedarf und keiner teuren Spezialeffekte, um sein Publikum nachhaltig zu beeindrucken. Eine gute Story, clevere Dialoge und überzeugende Darsteller sind dafür mehr als genug.
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