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Nach seiner depressiven Phase und dem daraus hervorgehenden Dokumentarfilm Arirang bezeichnete Kim Ki-duk Pieta als einen Neuanfang. Allerdings liegt dazwischen noch sein Film Amen, dessen ich bisher leider noch nicht habhaft werden konnte. Auf den ersten Blick unterscheidet sich Pieta kaum von seinen früheren Arbeiten, doch bei genauerer Betrachtung fallen schon einige Unterschiede auf. So zeigt er in Pieta
ganz explizit die Schattenseiten des Kapitalismus, die Verlierer des
Systems, die in baufälligen Blechhütten hausen und mit ihrem
traditionellen Handwerk ihr karges Dasein fristen. Leben können sie
davon nicht, so dass sie gezwungen sind, Geld zu leihen in dem Wissen,
es nicht zurückzahlen zu können. Der skrupellose Geldeintreiber Kang-do
hat daher seine ganz eigenen Methoden entwickelt, die geliehene Summe
samt 10-fachem Zinsaufschlag zu bekommen. Die Schuldner werden
verstümmelt, damit die bei Kreditgewährung abgeschlossene
Unfallversicherung einspringt und enden meist als Bettler oder
Alkoholiker. Oder sie suchen den Freitod.
Die Verortung der Geschichte in einer sozialen Randgruppe und zudem im
alten Arbeiterviertel Cheonggyecheon in Seoul ist in dieser Form
ungewöhnlich für Kim, waren seine bisherigen Filme doch meist losgelöst
von sozialen Strukturen und stellten zwischenmenschliche Probleme und
Beziehungen in den Mittelpunkt. Das für ihn so typische Thema der
Abhängigkeit kommt in Pieta natürlich ebenfalls
vor. Nachdem Kang-do akzeptiert hat, dass Min-sun seine Mutter ist,
nimmt ihre Beziehung zunehmend die Formen einer Abhängigkeit an. Die
damit einhergehende Läuterung Kang-dos im Schnelldurchgang ist nicht
sonderlich glaubwürdig und wirkt arg konstruiert, doch ist dies der
einzige Schwachpunkt des ansonsten rundum überzeugenden Films.
Im
Vergleich mit Werken wie Samaria, Seom oder gar Bad Guy wirkt Pieta
wesentlich bodenständiger und damit auch massentauglicher, wobei die
krassen Gewaltszenen, die allerdings meist nur angedeutet werden,
vermutlich dafür sorgen werden, dass der Mainstream-Filmfreund auch mit
Kims 18. Film nicht viel wird anfangen können.