Donnerstag, 27. Juni 2013

THE MAN WITH THE IRON FISTS (RZA, 2012)

I haven't had this much fun since we protected the Crown in Macau.

Tarantino-Jünger und Rapper RZA macht jetzt auch Filme. The Man with the iron Fists ist sein Debut und erweist sich als Zitate-Kino ganz im Sinne seines großen Vorbilds. Am Drehbuch hat Eli Roth mitgewerkelt, auch einer aus dem Tarantino-Fahrwasser. Das Endprodukt zeichnet sich durch völlig überzeichnete Kampfzenen aus, bei denen die Kunstblutfontänen nur so spritzen, und comichafte Figuren, teils mit Superheldenmerkmalen ausgestattet. Dabei ist die Story mit ihren zahlreichen Subplots derart überfrachtet, dass man Mühe hat, den Überblick zu behalten. Für eine detaillierte Charakterzeichnung bleibt dabei kein Raum, was schade ist, denn einige der verwursteten Ideen wären einen genaueren Blick wert gewesen. Dabei beweist RZA durchaus ein Händchen für Bildkompositionen, denn einige der verwendeten Einstellungen sind von betörender Schönheit. In seiner Gesamtheit ist The Man with the iron Fists leider ziemlich unausgegoren und wirkt wie ein überhastet zusammengestückelter Schnellschuss. Das der Story und den Figuren innewohnende Potential wurde nur in Ansätzen genutzt. Ähnlich heterogen zeigt sich auch der Score, der zwischen grausam-nervigem Hip-hop und stimmungsvollen, düsteren Klängen changiert.

So ausschweifend und einfallsreich sich RZA bei den zahlreichen Kampfszenen gibt, so prüde und verklemmt wirken die nicht minder zahlreichen Szenen im Bordell. Anscheinend wurde peinlich darauf geachtet, nur ja keine entblößte Brust zu zeigen – amerikanischer Prüderie sei dank. Dabei hat man eine beachtliche Riege ansehnlicher Damen versammelt, doch mehr als einen nackten Rücken hier oder ein unbekleidetes Bein dort bekommt man nicht zu sehen. Dies mutet angesichts der Sinnesfreuden, die den Gästen mehrfach von der Bordellchefin in Aussicht gestellt werden, etwas seltsam an. Darstellerisch ragt der erstaunlich voluminöse Russell Crowe heraus, der den Film im Alleingang vor dem Versinken in der völligen Belanglosigkeit bewahrt.

Eine Fortsetzung wird im Abspann schon angedeutet. Bleibt zu hoffen, dass RZA und Eli Roth sich dort zurückhalten und nicht wieder versuchen, zu viele Geschichten in zu kurzer Zeit zu erzählen. Das Potential für mehr als einen durchschnittlichen Film ist unverkennbar vorhanden.  

Mittwoch, 26. Juni 2013

THE LAST STAND (Jee-woon Kim, 2013)

You fucked up my day off!

Nach dem Ende seiner politischen Karriere widmet sich Schwarzenegger endlich wieder verstärkt der Schauspielerei. Als bekennender Fan des Österreichers begrüße ich dies natürlich und wenn das Ergebnis so ausfällt wie bei The last Stand, treibt mir dies beinahe die Freudentränen in die Augen. Nach zuletzt zwar netten, aber auch irgendwie weichgespülten Einlagen wie The 6th Day oder End of Days, lässt der ehemalige Mr. Olympia es auf seine alten Tage nochmal richtig krachen. Schon The Expendables 2 deutete die Marschrichtung an, auch wenn er dort nur kurz in einer Nebenrolle zu sehen war.

The last Stand bietet das volle Brett und ist ein geradliniger, im besten Sinne altmodischer Actionreißer geworden, der auf jeden überflüssigen Schnickschnack verzichtet und ohne Umschweife zur Sache kommt. Das Tempo ist hoch, die Schusswechsel sind blutig und ein paar nette Mädels dürfen auch mitmachen. Zur Auflockerung gibt's zwischendurch die gewohnt knackigen Oneliner, bei denen Arnie auch gerne mal mit seinem fortgeschrittenen Alter kokettiert. 
 
Ein würdiges Comeback für die prägende Figur des Actionfilms der 80er Jahre. So kann's weitergehen!

Sonntag, 23. Juni 2013

SKYFALL (Sam Mendes, 2012)

I always hated this place.

Nach dem zwar unterhaltsamen, letztlich aber belanglosen Quantum of Solace hat mich Skyfall richtig weggeblasen. Der Jubiläumsbond punktet mit einer äußerst originellen Story, die sich angenehm von den üblichen Bedrohungsszenarien abhebt, und ist zudem erfreulich bodenständig. Wie schon beim tollen Casino Royale spielt Daniel Craig (ich bleibe dabei: bester Bond seit Connery) den Geheimagenten als verletzlichen, ja beinahe gebrochenen Mann, der unfreiwillig mit seiner traumatischen Vergangenheit konfrontiert wird. Das Aufeinandertreffen von Tradition und Moderne zieht sich dann auch folgerichtig wie ein roter Faden durch die Handlung.

Wirkte Marc Forster im Vorgänger teilweise überfordert mit der Inszenierung großer Actionszenen, meistert Sam Mendes dies souverän und ist jederzeit Herr der Lage. Insbesondere die Eröffnungsszene und der Showdown in Schottland sind großartig inszeniert, ein weiteres Highlight ist die wunderschöne nächtliche Shanghai-Sequenz. Javier Bardem ist ein würdiger Gegner und ohne Zweifel einer der widerwärtigsten und bösartigsten Widersacher in der bisherigen Bond-Historie. Das Ende bedeutet gleichermaßen einen Neuanfang wie auch einen Schritt zurück zur altgewohnten „Normalität“: Miss Moneypenny ist wieder da und M ist wieder ein Mann.

50 Jahre nach Dr. No präsentiert sich die Bond-Reihe in absoluter Topform. Bleibt zu hoffen, dass dieses Niveau auch bei den kommenden Filmen gehalten werden kann.  

Mittwoch, 12. Juni 2013

ISLAND OF LOST SOULS (Erle C. Kenton, 1932)

Are we not men?

Die erste Verfilmung des Wells-Romans ist ein Juwel des frühen Horrorfilms. Die düstere, unheimliche Atmosphäre und ein glänzend aufgelegter Charles Laughton können nachhaltig beeindrucken. Die Story nimmt sich einige Freiheiten, indem sie die Vorlage zu einem Horrorfilm destilliert, bleibt dabei aber immer in sich geschlossen und stimmig. Die Masken der Darsteller muten aus heutiger Sicht etwas seltsam an, ohne jedoch störend zu wirken. Ein echtes Kleinod.

Dienstag, 11. Juni 2013

FOUR ROOMS (Allison Anders/Alexandre Rockwell/Robert Rodriguez/Quentin Tarantino, 1995)

Vier langweilige und vollkommen unlustige Geschichten, durch die ein hyperaktiver Tim Roth wie ein Derwisch auf Speed fegt. Ein Film mit extrem hohem Nervfaktor. Wer nach den beiden ersten Geschichten noch Hoffnung hat, dass Rodriguez und Tarantino es rausreißen werden, wird schnell enttäuscht, denn die beiden passen sich dem niedrigen Niveau mühelos an, wobei die Rodriguez-Story noch die am wenigsten schlechte ist. 

Ein völlig belangloses Machwerk, das die Nerven des Zuschauers mit seinem infantilen Humor auf eine harte Probe stellt.

Montag, 3. Juni 2013

TRAFFIC (Steven Soderbergh, 2000)

Can't you just shoot him or something?

Soderberghs Annäherung an die Problematik des Drogenmissbrauchs erweist sich als Versuch, das Thema möglichst umfassend abzuhandeln. Dazu erzählt er parallel drei Geschichten, die jeweils unterschiedliche Aspekte beleuchten. Tatsächlich umfassend ist das Ergebnis nicht, denn insbesondere die Reduzierung der Opfer- und Konsumentenperspektive auf das gelangweilte Töchterlein aus gutem Elternhaus ist zumindest eigenwillig. Damit man die Geschichten auch gut auseinanderhalten kann, benutzt er unterschiedliche Farbgebungen bzw. Filmmaterial. So wurde die Episode um den Chef der nationalen Drogenbehörde und dessen cracksüchtige Tochter mit einem starken Blaustich versehen, während die Geschichte um die beiden mexikanischen Polizisten in grobkörnigen, überbeleuchteten Bildern erzählt wird.

Trotz der makellosen Inszenierung kann das Ergebnis nur bedingt zufrieden stellen. Das liegt vor allem daran, dass die Michael-Douglas-Geschichte nicht nur unglaubwürdig, sondern auch noch stinklangweilig ist, während die Catherine-Zeta-Jones-Story zwar leidlich spannend, aber ebenfalls unglaubwürdig ist. Insbesondere ihre Wandlung innerhalb kürzester Zeit vom ahnungslosen Hausmütterchen zur knallharten, kriminellen Geschäftsfrau ist nur schwer nachzuvollziehen. Richtig gut ist nur die dritte Geschichte um die beiden mexikanischen Polizisten und nicht zuletzt kann diese auch mit den besten darstellerischen Leistungen aufwarten. Vor allem Benicio del Toro sticht mit seinem reduzierten Spiel heraus, aber auch Tomas Milian weiß in der Rolle des abgebrühten Generals Salazar zu gefallen.

Alles in allem ein netter Versuch, ganz unterhaltsam zwar, aber ungeachtet der vier Oscars, die der Film eingefahren hat, keine Sternstunde des Soderbergh'schen Schaffens.