Samstag, 31. Mai 2014

LOS ÚLTIMOS DÍAS (David and Àlex Pastor, 2013)

Nachdem die beiden spanischen Brüder mit ihrem gelungenen Spielfilm-Debut Carriers schon bei mir punkten konnten, waren meine Erwartungen an Los últimos Días entsprechend hoch, zumal es sich wieder um einen Endzeitfilm handelt. Statt erneut in den USA zu drehen, entschieden sie sich für ihre spanische Heimatstadt Barcelona, was sich nicht zuletzt bei den Produktionskosten positiv bemerkbar machte, die mit 5,5 Millionen Euro erstaunlich niedrig waren. Dem fertigen Film sieht man dies zu keiner Zeit an. Im Gegenteil: die Bilder des menschenverlassenen Barcelona sind höchst beeindruckend und von nicht zu bestreitender Eleganz, wenn auch (glücklicherweise) sparsam dosiert eingesetzt. Der Großteil der Handlung spielt in U-Bahn-Tunneln, der Kanalisation und verschiedenen Gebäuden. Die Story ist deutlich origineller als bei Carriers, und auch darstellerisch ist der Nachfolger ein Schritt nach vorne. Quim Gutiérrez trägt den Film souverän über die gut anderthalb Stunden, und auch sein Mitstreiter José Coronado liefert eine starke Vorstellung ab. 

Wie schon bei Carriers verzichten die Pastor-Brüder auf überzogen dramatische Zuspitzungen und liefern einen atmosphärisch dichten, äußerst spannenden und zudem ziemlich realistischen Thriller ab. Über das Ende kann man geteilter Meinung sein. Ich fand es passend, und mir gefielen die Anleihen bei der Schöpfungsgeschichte, ich kann aber auch verstehen, wenn man es als zu kitschig empfindet. Wie auch immer man das sehen mag – auf die weiteren Arbeiten der Brüder darf man gespannt sein.

Freitag, 30. Mai 2014

LONE SURVIVOR (Peter Berg, 2013)

You can die for your country, I'm gonna live for mine.

Hat man das am Rande der Peinlichkeit entlangschlitternde Loblied auf die Navy Seals zu Beginn überstanden, bekommt man eine derart deftige Schlachtplatte um die Ohren gehauen, dass einem Hören und Sehen vergeht. Die vier Soldaten, die den Auftrag haben, einen lokalen Talibanführer zu eliminieren, bringen sich durch ihre eigene Ungeschicklichkeit in eine schier aussichtslose Lage, in der sie einer bis an die Zähne bewaffneten Hundertschaft fanatischer Gotteskrieger gegenüberstehen, die sie erbarmungslos durch die steinige Landschaft Afghanistans jagt. 

Der Einsatz wird als Rückblende erzählt, nachdem man zu Beginn der Rettung des einzigen Überlebenden (Mark Wahlberg) beigewohnt hat. Dabei wird weder den Gejagten noch dem Zuschauer auch nur die kleinste Verschnaufpause gegönnt. Die Kamera ist immer ganz nah dran am Geschehen und vermittelt das Gefühl, mittendrin zu sein. Die Inszenierung ist äußerst hart und schonungslos realistisch. Dies ist nicht zuletzt auf die hervorragenden Darsteller zurückzuführen, die allesamt sehr überzeugend agieren. Ein Sonderlob gibt’s für die Special-Effects-Abteilung, die ganze Arbeit geleistet hat. Zusammen mit dem hervorragenden Sounddesign ergibt dies eine im wahrsten Sinne explosive Mischung, die zumindest bei mir für uneingeschränkte Begeisterung sorgte. Dabei umschifft man gekonnt die derartigen Filmen immanente Gefahr der einseitigen Darstellung der Gegenseite, indem man dem letzten Überlebenden Hilfe durch einheimische Dorfbewohner angedeihen lässt, die den Verletzten aufgrund einer jahrhundertealten Tradition als ihren Gast betrachten und unter Einsatz ihres Lebens gegen die Taliban verteidigen, was im Übrigen auch den tatsächlichen Ereignissen entspricht.  

Sonntag, 25. Mai 2014

12 YEARS A SLAVE (Steve McQueen, 2013)

I don't want to survive. I want to live.

Filme über die Sklaverei sind derzeit angesagt in Hollywood. Nach Tarantinos Comic-Strip Django unchained und Spielbergs fragwürdiger Geschichtsklitterung Lincoln bringt der Brite Steve McQueen, von dem ich bis dato noch keinen Film gesehen hatte, mit 12 Years a Slave einen Streifen in die Kinos, der so belanglos ist, dass man sich noch nicht einmal über ihn ärgern kann. Erzählt wird die (wahre) Geschichte des Solomon Northup, der von Sklavenhändlern nach Louisiana verschleppt und dort zwölf Jahre lang als Sklave arbeiten muss, bis er schließlich die Freiheit wiedererlangt. 

Damit ist der Film auch schon komplett erzählt. Um das Ganze auf Spielfilmlänge zu bringen, werden wahllos Geschehnisse aus der Zwischenzeit erzählt, die keinem roten Faden folgen und keinerlei Funktion haben. Und während es bei Tarantinos Film trotz aller Schwächen wenigstens noch interessante Charaktere und ein paar schöne Schießereien gab und bei Spielbergs Machwerk immerhin großartige Darstellerleistungen und Sets zu bewundern waren, hat McQueens Film nun wirklich gar nichts, was nach dem Abspann in Erinnerung bleibt. Die Story ist langweilig, die Sets sind nichts Besonderes, die Darstellerleistungen schwach bis maximal durchschnittlich. Lediglich Paul Dano kann in der Rolle des sadistischen Aufsehers Tibeats überzeugen. Ganz schwach der ansonsten von mir sehr geschätzte Michael Fassbender, der einen psychopathischen Plantagenbesitzer mimt und dabei gnadenlos untergeht, was sicher auch daran liegt, dass die Figur schlecht geschrieben und völlig unglaubwürdig ist. Der eigentliche Hauptdarsteller wirkt zwar sympathisch, bietet jedoch nur eine durchschnittliche Leistung und agiert völlig konturenlos. Nach 12 Jahren sieht er so aus wie zu Beginn des Films und wenn es nicht gesagt würde und der Film so hieße, könnten genauso gut 12 Wochen vergangen sein. Untermalt wird das alles von einem der schwächsten Scores, die Hans Zimmer bisher produziert hat.

12 Years a Slave ist von vorne bis hinten Murks. Da kann ihm die Academy noch so viele Awards geben.

Sonntag, 18. Mai 2014

MACHETE KILLS (Robert Rodriguez, 2013)

I'm not interested.

Nach dem höchst vergnüglichen Machete waren meine Erwartungen an den Nachfolger hoch. Vielleicht zu hoch, denn völlig überzeugen kann Machete kills nicht. Die erste Hälfte des Films kann an die Qualitäten des Vorgängers anknüpfen, doch im weiteren Verlauf verliert Rodriguez sich in immer absurderen Star-Wars- und James-Bond-Persiflagen, die für sich betrachtet zwar ganz lustig sind, zum Grundtenor des Films jedoch nicht richtig passen wollen, zumal das für die Atmosphäre so wichtige Mexiko-Flair zunehmend verloren geht. Dabei ist die Idee mit dem Chamäleon, das von vier verschiedenen Darstellern (u. a. Antonio Banderas und Lady Gaga) verkörpert wird, wirklich witzig und Michelle Rodriguez ist heiß wie eh und je. 

Dennoch wirkt Machete kills in seiner Gesamtheit merkwürdig uninspiriert und lässt Vieles von dem vermissen, was den Vorgänger ausgezeichnet hat. Die Vorfreude auf einen möglichen dritten Teil ist - zumindest bei mir - überschaubar.

Montag, 5. Mai 2014

30 DAYS OF NIGHT (David Slade, 2007)

What a plague you are!

Belangloser und völlig uninspirierter Horrorthriller, der nach einem interessanten Beginn, in dem eine bedrohliche Stimmung aufgebaut wird, schnell verflacht. Echte Spannung mag sich nicht einstellen, zumal der Handlungsverlauf völlig beliebig wirkt. Auch gelingt es zu keiner Zeit, eine klaustrophobische Atmosphäre zu erzeugen, wie das etwa bei Carpenters The Thing der Fall ist. Den Vogel schießt das bescheuerte Ende ab. So bleibt außer dem schönen Setting im nördlichen Alaska und dem gelungenen Score nicht viel Positives zu berichten. Kann man sich zwar anschauen, muss man aber nicht. Man kann seine Zeit auch anders verschwenden.

Samstag, 3. Mai 2014

FULL FRONTAL (Steven Soderbergh, 2002)

And then I peed green.

Full Frontal wurde von den Kritiken zerrissen und belegt im User-Ranking der imdb mit einer wenig schmeichelhaften Bewertung von 4,8 den letzten Platz unter den Soderbergh-Filmen. Auch ich hatte zunächst erhebliche Schwierigkeiten, mit dem Film warmzuwerden, doch mit zunehmender Spieldauer stieg auch mein Interesse an dem Gezeigten und für die handelnden Figuren. 

Zwar ist mir immer noch nicht ganz klar, was mit den ganzen Spielereien bezweckt wird, wie der ständige Wechsel des Filmmaterials, der amateurhafte Schnitt, die häufigen Szenenwechsel, die schlecht umgesetzten Jumpcuts und die Film-im-Film-Szenen. Und doch sind die Geschichten, die erzählt und am Ende dadurch verwoben werden, dass sich die Beteiligten auf einer Geburtagsfeier treffen, an der der Jubilar nicht teilnehmen kann, weil er zwischenzeitlich im Zuge eines autoerotischen Unfalls verstorben ist, allesamt durchaus interessant. Nur würde der Film nach meinem Dafürhalten besser funktionieren, wenn er einfach ganz normal erzählt worden wäre, zumindest würde dies die Sichtung weniger anstrengend machen. So wirkt das alles sehr bemüht und verschroben, so als wolle Soderbergh nach mehreren kommerziell erfolgreichen Filmen wie Erin Brockovich, Traffic und Ocean's Eleven nochmal klarstellen, dass er kein Mainstream-Kino macht. 

Wie auch immer: Full Frontal verschenkt aufgrund seiner Machart Einiges an Potential und ist qualitativ eher im unteren Bereich des Soderbergh'schen Schaffens anzusiedeln, ist aber so schlecht nicht und letztlich dennoch ein sehenswerter Film.

Freitag, 2. Mai 2014

THE LIMEY (Steven Soderbergh, 1999)

Tell him, I'm coming!

Vordergründig ein Rachethriller, mehr aber noch eine Reflexion über ein verpfuschtes Leben und der daraus resultierende Verlust der Tochter. Spannend ist weniger die Geschichte an sich, sondern vor allem die formalen Aspekte, die die innere Zerrissenheit des Protagonisten greifbar machen. Nichtlineare Erzählstruktur, viele Rückblenden, ständige Wiederholung verschiedener Szenen aus der Vergangenheit, etc. Stilmittel, die Soderbergh häufig anwendet, in ganz ähnlicher Form auch im einige Jahre später entstandenen Solaris, zu dem The Limey auch inhaltliche Parallelen aufweist. 

Die Besetzung ist insofern bemerkenswert als hier einige Helden vergangener Tage zum Zug kommen wie Peter Fonda, Barry Newman und natürlich Terence Stamp. Das führt dann zu so selbstironischen Szenen wie die, in der Peter Fonda seiner jungen Freundin von seinen wilden Tage mit der Harley erzählt, Easy Rider lässt grüßen. Auch toll die Idee, Szenen aus Stamps 67er Film Poor Cow zu recyclen, um Wilson als jungen Mann zu zeigen und die Anfänge seiner Beziehung mit der Mutter seiner Tochter. Die Rückblenden sind nicht immer richtig zuzuordnen. So dachte ich die ganze Zeit über, die immer wieder gezeigten Szenen, in denen Wilson nachdenklich im Flugzeug sitzt, würden seine Anreise in die USA zeigen. Erst am Ende wird klar, dass es der Rückflug nach England ist und dass die Bilder einen Mann zeigen, der von der Erkenntnis desillusioniert ist, dass er eine nicht unerhebliche Mitschuld am Tod seiner Tochter hat. So richtig bewusst wird ihm dies in dem Moment, in dem Valentine ihm erzählt, wie sie gestorben ist, und dies ist auch der Grund, warum er Valentine am Leben lässt. 

The Limey ist ein ganz großartiger Film und einer der besten im Wirken Soderberghs.