The Great Wall bietet eine etwas eigenwillige Mischung aus Historienepos und Fantasy, das vom chinesichen Meister-Regisseur gekonnt in Szene gesetzt wurde. Zhang Yimous atemberaubende Bildersprache ist natürlich auch hier der eigentliche Star des Films und letztlich leider auch der einzige Grund, sich diesen anzuschauen. Die dünne Story, an der lustigerweise gleich ein ganzes Heer an Autoren mitgewirkt hat, ist nicht der Rede wert und so vorhersehbar wie nur was. Darstellerisch wird immerhin solide Kost geboten. Matt Damon und Pedro Pascal, der bisher vorwiegend TV-Serien gedreht hat, machen ihre Sache nicht schlecht und Willem Dafoe kann in der Rolle des hinterhältigen Ballard überzeugen. Die weibliche Hauptrolle wurde mit der mir bis dato unbekannten Chinesin Tian Jing besetzt, die eine starke Präsenz hat und sehr überzeugend agiert.
Auch wenn man bei der Erschaffung der Tao Tei auf CGI zurückgegriffen hat, setzt Zhang wie bie seinen bisherigen Filmen in den Massenszenen ansonsten auf echte Menschen, was naturgemäß einen viel gewaltigeren Eindruck hinterlässt als die sonst üblichen CGI-Horden. Ich glaube, ich erwähne das in jedem Text zu Filmen, in denen Massenszenen vorkommen, aber ich erfreue mich einfach immer wieder an solchen Szenen, wenn echte Menschen zum Einsatz kommen. Früher Standard, heute leider eher die Ausnahme. Zumal Zhang auch hier wieder auf kräftige Farben setzt und auch damit einen angenehmen Gegenpart zu dem heutzutage üblichen Color-Grading bildet. Diese Massenszenen - sowohl bei den zahlreichen Kämpfen als auch bei den übrigen Szenen wie beispielsweise der Beerdigung General Shaos - sind die Highlights des Films und lassen einen die wenig gehaltvolle Story schnell vergessen.
Zhang Yimou hat ohne Zweifel viele Filme gemacht, die weitaus besser sind als The Great Wall. Für 100 Minuten kurzweilige Unterhaltung reicht es dennoch.