Montag, 23. Januar 2017

LONELY ARE THE BRAVE (David Miller, 1962)

Für einen kurzen Moment wähnt man sich in einem klassischen Western, wenn man Kirk Douglas mit Cowboyhut dabei beobachten kann, wie er genüsslich an seiner Zigarette zieht, doch der Motorenlärm und die Kondensstreifen der vorbeifliegenden Düsenjäger machen schnell klar, dass dies ein Trugschluss war. Und doch war der erste Eindruck nicht so falsch, denn bei dem von Douglas verkörperten Jack handelt es sich um einen Außenseiter, der in der falschen Zeit gefangen scheint. Einen festen Wohnsitz hat er ebenso wenig wie einen Ausweis. Finanziell über Wasser hält er sich mit Gelegenheitsjobs als Viehhirte. Er ist ein echter Abenteurer, der den zivilisatorischen Errungenschaften wenig abgewinnen kann und lieber auf seinem Pferd durch die Gegend reitet als ein Auto zu benutzen. Sein Versuch, seinen Kumpel aus dem Gefängnis zu befreien, mutet ebenso naiv wie albern an, doch entspricht das Vorgehen eben seiner Denkweise. Er ist ein Mann für die einfachen Lösungen. Was jedoch zunächst noch nach einem großen Spaß aussieht, nimmt spätestens dann dramatische Züge an, als Jack nach seinem Gefängnisausbruch von der gesamten Obrigkeit durch die Berge gejagt wird.

Und hier schließlich wird ihm seine Prinzipienfestigkeit zum Verhängnis. Ohne sein Pferd, das ihm ohnehin mehr Probleme bereitet als es ihm nutzt, wäre es für ihn ein leichtes gewesen, seinen Häschern in dem unzugänglichen Gelände zu entkommen, doch bringt er es nicht fertig, die Mähre im Stich zu lassen. So scheitert er letztlich an seiner selbst auferlegten Fürsorgepflicht für sein störrisches Pferd, das ihn nicht nur immer wieder aufhält, sondern ihn am Ende geradewegs ins Verderben trägt. Diese finale Szene wird lange vorbereitet und nahezu über die gesamte Spielzeit immer wieder angedeutet. LKW gegen Pferd – Repräsentanten zweier Epochen.

Sehenswert ist Lonely are the Brave vor allem wegen der herausragenden Leistung von Kirk Douglas, der hier zur absoluten Höchstform aufläuft. Die Verfolgungsjagd in den Bergen, die einen Großteil des Films ausmacht, weist übrigens einige Parallelen zu First Blood auf. Und auch die beiden Protagonisten verbindet zumindest das Gefühl, außerhalb der Gesellschaft zu stehen. Auch wenn ich Douglas' Einschätzung, dies sei sein bester Film, nicht unbedingt teile, gibt es wahrscheinlich keinen anderen, der so auf ihn zugeschnitten ist und der so von seiner eindringlichen Darstellung geprägt ist wie dieser.