Montag, 30. November 2015

EVERLY (Joe Lynch, 2014)

I'm nobody's bitch!

In einem User-Review in der imdb heißt es: I watched this film because I wanted to look at Salma Hayek for 90 minutes. Dies beschreibt auch meine Motivation für die Sichtung von Everly ziemlich gut. Meine Erwartungshaltung war dementsprechend gering und in Anbetracht dessen wurde ich positiv überrascht. Schon der Auftakt ist äußerst vielversprechend, der eine blutverschmierte, nackte Salma Hayek mit gehetztem Blick eine Pistole aus dem Spülkasten einer Toilette fischen lässt.

Everly ist ein dreckiger, kleiner Rachethriller, der sich die FSK18-Einstufung durch seinen deftigen Härtegrad redlich verdient hat. Die Story ist betont schlicht gehalten und weist deutliche Parallelen zu Tarantinos Kill Bill auf, ist aber vielleicht ein Stück weit kompromissloser und gemeiner als jener. Die Tatsache, dass praktisch die gesamte Handlung nur in einer Wohnung spielt, verleiht ihm zudem einen beinahe kammerspielartigen Charakter. Ein äußerst blutiges Kammerspiel, wohlgemerkt, denn der Ideenreichtum des Produktionsteams, was das Foltern und Töten der Opfer angeht, ist bemerkenswert. Everly ist wie ein direkter, harter Schlag in die Fresse. Bei all dem Gemetzel kommt aber auch der Humor nicht zu kurz. Die Macher können mit einigen netten Einfällen aufwarten. Das hohe Tempo sorgt dafür, dass keine Langeweile aufkommt und gönnt dem Zuschauer und der armen Everly keine Verschnaufpause. Kaum hat sie sich eines Häschers entledigt, steht schon der nächste Gestörte auf der Matte. Zu den Highlights zählt der Auftritt des Sadisten mit den Säurefläschen, der sich mit den Worten I'm the Sadist vorstellt und als Make-up-Artisten bezeichnet. Was er damit meint, demonstriert er kurz darauf auf drastische Art und Weise. Der Typ ist an Irrsinn kaum zu überbieten. Der anspruchsvolle Filmfreund wird sich hier schaudernd abwenden, aber wer auf kompromisslose und überdies auch recht abwechslungsreiche Action steht, wird sicher auf seine Kosten kommen, zumal Joe Lynch das Gemansche recht zielsicher in Szene gesetzt hat. Und Salma Hayek ist nicht nur atemberaubend schön, sondern trägt die (zugegebenermaßen recht dünne) Story mit einer starken Leistung souverän über die 90 Minuten. Hat mir richtig gut gefallen.

Donnerstag, 26. November 2015

HITCHCOCK (Sacha Gervasi, 2012)

No American movie has ever found it necessary to show a toilet, let alone to flush one.

Unterhaltsames und recht amüsantes Filmchen über die Entstehung des Hitchcock-Klassikers Psycho, das insbesondere durch seine starken Darsteller, die gefällige Inszenierung und die spritzigen Dialoge Pluspunkte sammeln kann. Sowohl Anthony Hopkins, dessen Transformation hin zum britischen Ausnahmeregisseur auch optisch gut gelungen ist, als auch Hellen Mirren überzeugen auf ganzer Linie.

Bei der Handlung orientierte man sich an den tatsächlichen Ereignissen und peppte diese aus dramaturgischen Gründen an der ein oder anderen Stelle etwas auf. Kennt man schon aus anderen Filmen, die einen biographischen Hintergrund haben. Spannend im eigentlichen Sinne ist das nicht unbedingt, aber sehr kurzweilig. Besonders amüsant sind die Verhandlungen Hitchcocks mit der Zensurbehörde. Da wird dann nicht nur über die Detailaufnahmen in erotischen Szenen diskutiert, sondern auch darüber, ob man unbedingt eine Toilette zeigen beziehungsweise deren Abzug betätigen muss. Und  des Meisters weithin bekannte Vorliebe für blonde Damen wird ebenso ausgiebig thematisiert wie sein Hang zum Voyeurismus. Etwas irritierend hingegen die Traum-/Fieberszenen, in denen Hitchcock sich mit dem Serienmörder Ed Gein unterhält, der das Vorbild für die Figur des Norman Bates war. Diese wirken irgendwie deplatziert und wollen nicht recht zu dem Bild passen, das Gervasi ansonsten vom Altmeister zeichnet. Aber im Traum ist ja sowieso grundsätzlich alles möglich.

Unter dem Strich sicher kein Film, bei dem es lohnt, große Worte zu verlieren, aber gediegene Sonntag-Nachmittag-Unterhaltung bietet Hitchcock allemal. Mir hat's ganz gut gefallen.

Freitag, 20. November 2015

TERMINATOR GENISYS (Alan Taylor, 2015)

Herrjeh! Ich bin ja nun seit vielen Jahren ein großer Freund der Terminator-Filme, angefangen von meiner ersten Begegnung mit dem Original irgendwann Mitte der 80er Jahre bis hin zum bisher letzten Beitrag Terminator Salvation und konnte bisher allen Beiträgen weitaus mehr positive als negative Seiten abgewinnen. Damit stoße ich beim nunmehr fünften Film an meine Grenzen. Schon meine Vorfreude war überschaubar, da ich den vierten Teil als perfekten Abschluss der Reihe angesehen hatte und mir nicht vorstellen konnte, inwieweit ein weiterer Film die Reihe noch um interessante Aspekte hätte bereichern können. Die negativen Kritiken beeindruckten mich hingegen weniger, da auch die vorherigen Filme in den Rezensionen verrissen wurden. Und doch übertrifft Terminator Genisys meine schlimmsten Befürchtungen, denn der Film ist von vorne bis hinten Murks.

Das fängt schon bei der außerordentlich blöden Idee an, nochmals in die Handlung des ersten Teils einzusteigen und deren Beginn in veränderter Form erneut zu erzählen. Obwohl die Szenen zum Teil 1:1 nachgestellt wurden, entfalten diese in der neuen Fassung nicht ansatzweise die Magie des Originals. Dadurch befindet sich T5 von Anfang an auf der Verliererstraße. Hinzu kommen die schwachen Darsteller, von denen keiner außer Arnie so etwas wie Charisma besitzt. Emilia Clarke als Sarah Connor ist ein Witz. Eine graue Maus mit null Ausstrahlung. Jai Courtney als Kyle Reese ist keinen Deut besser, und auch Jason Clarke kann als John Connor nicht überzeugen. Von dem unsäglichen Plottwist, der John Connor zu Skynets Verbündeten macht, ganz zu schweigen. Das ist die mit Abstand blödeste Idee der ganzen Terminator-Reihe. So ist es an Schwarzenegger zu retten, was zu retten ist, ist sein gealterter Terminator (The flesh they put on the cyborgs is normal human tissue. It ages.) doch der einzige Lichtblick in dieser filmischen Katastrophe und versprüht immerhin einen gewissen Charme. Doch angesichts der ganzen Unzulänglichkeiten kämpft er auf verlorenem Posten. Die Story ist an Dämlichkeit nicht zu überbieten, die Actionszenen sind zwar zum Teil ganz nett, bieten jedoch nichts Neues und überhaupt gibt es eigentlich gar nichts, was man an Terminator Genisys gut finden kann, egal wie sehr ich mich auch anstrenge. Ich war irgendwann fast so weit, den Player auszuschalten, aber irgendwie hab's ich dann doch zu Ende gebracht. Bleibt zu hoffen, dass der finanzielle Flop, der Terminator Genisys geworden ist, die Macher davon abhält, die Reihe noch weiter fortzusetzen. Denn – wie zu lesen war – sollte Terminator Genisys ursprünglich der Start einer neuen Trilogie sein. Aber das dürfte sich nun ja erledigt haben.

Ich bleibe dabei: Teil 4 war ein äußerst gelungener Abschluss der Reihe. Teil 5 wärmt nur Altbekanntes und macht dabei alles falsch, was man falsch machen kann. Old, not obsolete sagt Arnie so treffend. Auf den Film trifft das leider überhaupt nicht zu. Ich jedenfalls hätte diesen Murks nicht gebraucht. Selten war eine Fortsetzung so obsolet.