Samstag, 30. September 2017

ALIEN: COVENANT (Ridley Scott, 2017)

There have been a few updates since your day.

Nach dem in meinen Augen außerordentlich gelungenen Prometheus waren meine Erwartungen an die Fortsetzung entsprechend hoch. Die entgegen den ursprünglichen Plänen getroffene Entscheidung, sich inhaltlich und optisch wieder mehr dem ersten Alien-Film anzunähern, findet nicht meine ungeteilte Zustimmung. Dabei ging nämlich die mystische Komponente größtenteils verloren, die den Vorgänger auszeichnete. Statt mehr über die Xenomorphe zu erfahren, hätte ich mir weitere Informationen über die Engineers gewünscht, diese ebenso rätselhafte wie faszinierende Rasse. Doch obwohl diese Erwartungen letztlich nicht erfüllt wurden, ist Alien: Covenant ein rundum stimmiger und sehr gelungener Film geworden, der quasi die Lücke zwischen Prometheus und Alien schließt.

Die Story mutet wie eine wilde Zusammenstellung von Komponenten aus Frankenstein, Blade Runner und eben Alien an, deren zentrales Thema die Auflehnung gegen den eigenen Schöpfer bildet, wobei der Androide David hier Schöpfer und Kreatur in einer Person vereint. Dabei stand Michael Fassbender vor der Herausforderung, zusätzlich noch den Androiden Walter zu spielen, ein weiterentwickeltes Modell des Prototypen David, der den Menschen, denen er dienen soll, gegenüber loyal ist. Die Doppelrolle meistert er mit Bravour, und so ist es vor allem sein nuanciertes Spiel, das zu den großen Stärken des Films zählt.

Die Idee, im Vorfeld des Kinostarts zwei Teaser in Form von Prologen über die Videoplattform youtube zu veröffentlichen, ist durchaus originell. Und zumindest der zweite Kurzfilm, The last Supper, ist eine sinnvolle Ergänzung der Geschichte, hilft er doch dabei, die Besatzungsmitglieder der Covenant besser kennen zu lernen. Und die Aussage des Captain Branson, dass er sich ausgebrannt fühle, ist angesichts des Schicksals, das ihn zu Beginn des Hauptfilms ereilt, natürlich sehr treffend.

Die Settings sind nicht ganz so beeindruckend wie beim Vorgänger ausgefallen, was auch daran liegt, dass Planet IV der Erde von den Bedingungen sehr ähnlich sein soll und durch seine Bewohner vor ihrer Auslöschung bereits kultiviert worden war. Der Handlungsstrang dort folgt dann vorwiegend dem Zehn-kleine-Negerlein-Prinzip, indem die Crew nach und nach immer weiter durch die Xenomorphe dezimiert wird. Die Actionszenen sind rasant inszeniert und werden recht dosiert eingesetzt. Und gerade wenn man denkt, es wird doch noch alles gut, hält das Finale noch einen letzten fiesen Nackenschlag bereit.

Montag, 4. September 2017

SILENCE (Martin Scorsese, 2016)

Eine schwierige Sache, das mit Scorseses neuestem Werk. Dass das Projekt für den Katholiken Scorsese, der selbst in seiner Jugend eine Jesuitenschule besucht hat und ursprünglich plante, Priester zu werden, eine Herzensangelegenheit war, kann man sich gut vorstellen. Wenn jemand ein Projekt über 25 Jahre lang verfolgt, kann man schon von einer Art von Besessenheit sprechen. Mir hingegen fiel es schwer, als jemand, der mit Kirche und Religionen überhaupt nichts anzufangen weiß, Zugang zu dem Film zu finden.
     
Beeindrucken kann Silence vor allem mit den tollen Landschaftsaufnahmen, insbesondere der rauen Küste Taiwans, die hier das historische Japan abbilden soll. Verantwortlich für die grandiosen Bilder zeichnet der Mexikaner Rodrigo Prieto, mit dem Scorsese bereits bei The Wolf of Wall Street zusammengearbeitet hat. Wie der Filmtitel nahelegt, ist die musikalische Untermalung äußerst spärlich ausgefallen und meist kaum wahrnehmbar bis nicht vorhanden. Diesbezüglich vermisst man auch nichts, das starke Rauschen des Windes und das Peitschen der Wellen sind Soundkulisse genug. Auch Sets und Kostüme sind ohne Abstriche hervorragend und tragen ihren Teil dazu bei, dass die Atmosphäre während der japanischen Isolation perfekt eingefangen wurde.

Die Handlung als solche ist relativ belanglos: zwei jesuitische Pater reisen von Portugal nach Japan, um ihren Mentor Pater Ferreira zu finden, der seit geraumer Zeit verschwunden ist und Gerüchten zufolge dem Glauben entsagt haben soll. In Japan angekommen, sehen sie sich sofort der Verfolgung durch die Inquisitoren des Kaisers ausgesetzt und müssen sich wie Tiere verstecken.

Wie gesagt: mit Religionen kann ich nichts anfangen. Somit hatte ich von Beginn an Probleme, mich mit den Protagonisten zu identifizieren, zumal es sich um verblendete Spinner handelt, die – wie alle religiösen Fanantiker – den eigenen Glauben als den einzig wahren und seligmachenden ansehen. Dabei wird einer der beiden, Rodrigues (dem anderen wird irgendwann durch die Inquisition der Garaus gemacht), beinahe zur Jesusfigur stilisiert und dem angeblichen Sohn Gottes dabei auch optisch immer ähnlicher. Dadurch dass die Handlung aus seiner Sicht erzählt wird, ist der Blickwinkel auf den Konflikt sehr einseitig, und Scorsese tut über lange Zeit wenig, um diesen Eindruck zu korrigieren. Erst in der zweiten Hälfte des Films werden die Motive der Gegenseite thematisiert und dadurch Verständnis für ihren Standpunkt geweckt. Ganz abgesehen davon, dass auch die Inquisition der katholischen Kirche jahrhundertelang Andersgläubige verfolgte, folterte und tötete, was in dem Film natürlich mit keinem Wort erwähnt wird. Da verwundert es nicht, dass die Uraufführung im Vatikan stattfand und Scorsese sogar beim Papst vorsprechen durfte. Bessere Propaganda für die eigene Sache konnte man sich dort kaum wünschen.

Den rationalen Gegenpol zu dem besessenen Rodrigues bildet der durch die Inquisition geläuterte Pater Ferreira, der von Liam Neeson gewohnt charismatisch verkörpert wird. Diesem gelingt es schließlich, Rodrigues davon zu überzeugen, der Form halber von seinem Glauben abzulassen. Dass es sich dabei nur um ein Lippenbekenntnis handelt, belegt die letzte Szene, in der Rodrigues‘ Witwe dem Verstorbenen noch heimlich ein Kruzifix zusteckt, bevor er verbrannt wird. 
     
Silence hat – wie vorstehend beschrieben – durchaus seine Stärken. Als historisches Sittengemälde funktioniert er ganz ausgezeichnet. Inhaltlich hingegen hat er - zumindest für nicht religiöse Menschen - wenig zu bieten, zumal die Laufzeit mit rund 160 Minuten auch recht stattlich ausgefallen ist. Durchhaltevermögen ist gefragt. So bleibt unter dem Strich ein zwiespältiger Eindruck.