Stephen King hat unter dem Pseudonym Richard Bachmann 1979 den phantastischen Roman The long
Walk veröffentlicht, der meiner Meinung nach bis heute zu seinen besten
Arbeiten zählt, und drei Jahre später The
Running Man, zugleich Vorlage für gleichnamigen Film von Paul Michael Glaser
aus den 80ern mit Arnold Schwarzenegger in der Hauptrolle. Beide Erzählungen
spielen in einer autokratischen Gesellschaft, in der das Volk mit Spielen auf
Leben und Tod bei Laune gehalten wird. Wenn man freundlich sein will, könnte man
sagen, Suzanne Collins, die Autorin der Hunger-Games-Romane, habe sich von den
genannten King’schen Vorlagen inspirieren lassen – „dreist geklaut“ trifft es
wahrscheinlich besser. Und dann ist da ja auch noch der dämliche Batoru rowaiaru (Battle Royale), ein japanischer Spielfilm aus dem
Jahr 2000, in dem sich eine Horde Schüler gegenseitig töten muss. Auch dieser
stand bei The Hunger Games ganz
offensichtlich Pate.
Nun ist es ja nicht verwerflich, mit Versatzstücken von
Erzählungen oder Filmen zu spielen und diese zusammenzusetzen, um etwas Neues zu schaffen. Es gibt in der Geschichte des Films
genügend Beispiele, wo dies hervorragend funktioniert hat. Leider zählt die
filmische Umsetzung von The Hunger
Games nicht dazu. Die fehlende Inspiration der Macher sieht man dem fertigen
Produkt förmlich an. Die Inszenierung wirkt billig und erinnert eher an eine
TV-Produktion als an einen Kinofilm, was die Frage aufwirft, wofür die 78
Millionen Dollar verwendet wurden, die die Produktion verschlungen hat. Es fehlt
an einer packenden Atmosphäre und so etwas wie Spannung kommt zu keinem
Zeitpunkt auf. Wenn es Aspekte gibt, die eine positive Erwähnung verdienen, dann
sind es die Darsteller, bei denen insbesondere Jennifer Lawrence hervorzuheben
ist. Sie spielt die Heldin wider Willen sehr überzeugend und trägt den Film mit
einer starken Leistung ganz alleine über die mehr als zwei Stunden. Damit macht
sie die Ödnis einigermaßen erträglich. Und auch Woody Harrelson als der ihr
zugeteilte Mentor Haymitch weiß ein paar Akzente zu setzen. Doch können die
beiden die zahlreichen Mängel nur zum Teil aufwiegen. Vielleicht bin ich
inzwischen auch einfach nur zu alt. The
Hunger Games richtet sich
erkennbar an ein sehr junges Publikum, vorzugsweise Teenager zwischen 12 und 20
Jahren. Nicht zuletzt macht sich dies bei den altersgerecht inszenierten
Kampfszenen bemerkbar, die kurz geschnitten und sehr blutarm daherkommen.
Außerdem gibt es noch eine aufgesetzt wirkende Liebesgeschichte, das kommt bei
pubertierenden Jugendlichen immer gut an. Die anvisierte Zielgruppe ließ sich
anscheinend in ausreichendem Maße begeistern – die Einspielergebnisse
sprechen jedenfalls eine eindeutige Sprache. Und so kamen bisher zwei
Fortsetzungen zustande, Teil 4 wird noch dieses Jahr folgen. Angesichts der Qualität des ersten
Films werde ich auf die Sichtung derselben verzichten. Auch schön zu wissen,
dass man wieder Zeit gespart hat.
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