Samstag, 24. August 2013

MAGIC MIKE (Steven Soderbergh, 2012)

How pregnant did you get that girl's mouth last night?

Ein Film über männliche Stripper ist nicht das, was ich unbedingt sehen muss, zumal ich befürchtete, dass der Film in eine ähnliche Richtung wie die der nur bedingt gelungene The Girlfriend Experience gehen würde. Daher habe ich die Sichtung einige Zeit vor mir hergeschoben, doch erfreulicherweise erwiesen sich meine Befürchtungen als unbegründet.  

Magic Mike ist ein äußerst unterhaltsamer Film, dessen großes Plus seine sympathischen Darsteller sind. Hauptdarsteller Channing Tatum konnte dabei seine eigenen Erfahrungen aus seiner Zeit als Stripper einfließen lassen. Persönliches Highlight ist aber Cody Horn, die die meiste Zeit über wunderbar motzig in die Kamera schaut. Und im Gegensatz zum erwähnten The Girlfriend Experience gibt es sogar eine brauchbare Story.  

Magic Mike ist gewiss kein Highlight im filmischen Wirken Soderberghs, aber Stoff für zwei kurzweilige, vergnügliche Stunden bietet er allemal.

Donnerstag, 15. August 2013

1492: CONQUEST OF PARADISE (Ridley Scott, 1992)

There's something that will never change between us: I did it, you didn't!

Scotts Verfilmung der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus, terminlich passend zum seinerzeitigen 500-jährigen Jubiläum, beeindruckt wie alle Historienfilme des Briten vor allem durch seine Bilderpracht und die detailverliebte Ausstattung. Etwas getrübt wird das Vergnügen durch den unpassenden, stellenweise ins Pathetische abdriftenden Score von Vangelis, auch wenn dieser sich in den 90er Jahren großer Beliebtheit erfreute. Bild und Musik harmonieren infolgedessen nur selten, und das ist der Hauptkritikpunkt, den sich Scotts Opus gefallen lassen muss. Inhaltlich hingegen gibt es wenig zu beanstanden.

Scotts Kolumbus ist eine Art tragischer Held, der mit Aufbau und Verwaltung der neuen Kolonie völlig überfordert ist und zudem für seine große Entdeckung in der Heimat nicht die Anerkennung erfährt, die er als angemessen erachtet. Sein generell behutsamer und rücksichtsvoller Umgang mit den Einheimischen ist weniger seiner Menschenliebe als vielmehr taktischem Kalkül geschuldet, weiß er doch, dass diese zwar technisch unterlegen, zahlenmäßig aber weit überlegen sind und er sie zudem als billige Arbeitskräfte einsetzen kann. Dies führt unweigerlich zum Konflikt mit dem Adligen Moxica, der zu einer veritablen Meuterei eskaliert, die Kolumbus aber u. a. mit Hilfe der Einheimischen niederschlagen kann. Inwieweit der von Gerard Depardieu hervorragend verkörperte Kolumbus der historischen Figur entspricht, kann nach 500 Jahren niemand seriös beurteilen und ist für den Film auch völlig irrelevant. Entscheidend ist vielmehr, dass die Charakterentwicklung im Film glaubwürdig wirkt, und das tut sie ohne Einschränkung.

Mit 1492: Conquest of Paradise setzt Ridley Scott Christoph Kolumbus ein filmisches Denkmal, das die großen Verdienste des Seefahrers in ein angemessenes Licht zu rücken und zudem vorzüglich zu unterhalten weiß.

Samstag, 10. August 2013

BLACK HAWK DOWN (Ridley Scott, 2001)

Once that first bullet goes past your head, politics and all that shit just goes right out the window.

Frau und Tochter aus dem Haus, gute Gelegenheit also, die 5.1-Surround-Anlage mal wieder so richtig auszukosten. Und genau für diesen Zweck ist Black Hawk Down der ideale Film. Nach einer kurzen Einführung der Charaktere geht's schon zur Sache. Zwei Stunden lang gibt es praktisch keine Verschnaufpause, Action nonstop. Dabei wurde der Ablauf der missglückten Militärintervention sehr realistisch dargestellt, was dazu führt, dass man sich die ganze Zeit über praktisch selbst mitten im Geschehen wähnt. 

Die Besetzung ist durchaus ansprechend und hat mit dem charismatischen Tom Sizemore eine starke Identifikationsfigur zu bieten. Inszenatorisch hingegen zeigt sich Scott hier nicht ganz auf der Höhe, hat man doch als Zuschauer teilweise Schwierigkeiten, den Überblick über die einzelnen Kampfgruppen und die örtlichen Gegebenheiten und Entfernungen zu behalten. Auch hätte man sich eine etwas kritischere Herangehensweise an die äußerst fragwürdige Aktion vorstellen können, die den sinnlosen Tod 19 amerikanischer Soldaten zur Folge hatte. Den großen Unterhaltungswert kann man dem Film indes nicht absprechen und als Sound-Demo taugt er - wie eingangs schon erwähnt - ganz hervorragend.

Donnerstag, 1. August 2013

DRACULA (Francis Ford Coppola, 1992)

I've crossed oceans of time to find you.

In den 90er Jahren habe ich Coppolas Umsetzung des berühmten Stoker-Romans häufig gesehen, u. a. auch anno 1992 im Kino. Die letzte Sichtung liegt mittlerweile mehr als 10 Jahre zurück, und das Erstaunlichste für mich beim jetzigen Wiedersehen war, wie viele Details ich inzwischen vergessen hatte.

Coppolas Film orientiert sich stärker an der Romanvorlage als frühere Verfilmungen und besticht durch die herausragende Kamera-Arbeit von Michael Ballhaus und den kongenialen Score des Polen Wojciech Kilar. Auch darstellerisch wird Großes geboten: Gary Oldman brilliert in der Rolle des liebeskranken Blutfürsten, den die Sehnsucht nach seiner toten Geliebten durch die Jahrhunderte irren lässt, getrieben von der Hoffnung, eines Tages wieder mit ihr vereint zu werden. Kaum minder beeindruckend Anthony Hopkins als Vampirjäger van Helsing und Tom Waits als Renfield. Keanu Reeves fällt hier etwas ab mit einer insgesamt recht blassen Performance. Als Ausgleich darf man sich an einer bezaubernden Winona Ryder und Monica Bellucci als Vampirbraut erfreuen.

Coppolas Version – und da mögen die Cineasten unter den Lesern getrost aufschreien – ist mir von allen Dracula-Umsetzungen die Liebste. Der hinzugedichtete Erzählstrang um die Liebesbeziehung zwischen Dracula und Mina, in der der Fürst eine Wiedergeburt seiner Elisabeta entdeckt zu haben glaubt, bereichert die literarische Vorlage auf glaubwürdige Art und Weise und verleiht der ursprünglich vorwiegend dem Horrorgenre zuzuordnenden Geschichte einen ebenso romantischen wie tragischen Aspekt. Mir hat diese bild- und tongewaltige Mischung aus Vampirgrusel und Liebesdrama seit jeher außerordentlich gut gefallen. Und auch dieses Mal fühlte ich mich wieder bestens unterhalten.