Freitag, 31. Oktober 2014

COLOMBIANA (Olivier Megaton, 2011)

I want to be a killer.

Formidable Rachegeschichte aus der Feder von Luc Besson, die aufgrund der tadellosen Inszenierung uneingeschränkt zu begeistern weiß. Zoë Saldaña strahlt eine raubtierhafte Eleganz aus und mimt die eiskalte Rächerin ganz vorzüglich. Und nebenbei sieht sie auch noch sehr ansprechend aus. Natürlich strotzt der Plot vor Ungereimtheiten und Logikfehlern, doch lässt sich darüber großzügig hinwegsehen. 

Olivier Megaton bemüht sich zumindest, dem Charakter seiner Protagonistin Tiefe zu verleihen und wirft die Frage auf, inwieweit der Vollzug der Rache ihr tatsächlich die erhoffte Erlösung zu verschaffen mag. Und das ist schon mehr, als man bei einem simpel gestrickten Reißer erwarten darf. Gut gelungen ist auch der Score des Franzosen Nathaniel Méchaly, der die schönen Bilder perfekt ergänzt. Insgesamt eine runde Sache.

Donnerstag, 30. Oktober 2014

NATTEVAGTEN (Ole Bornedal, 1994)

Bornedals Debut zählte in den 90er Jahren zu den von mir am häufigsten gesehenen Filmen und besticht vor allem durch seine wahnsinnig dichte Atmosphäre, die sympathischen Darsteller und das hervorragende Sound-Design. Die Fähigkeit des dänischen Filmemachers, Spannung mehr aus der Charakterentwicklung denn aus vordergründigen Schockeffekten zu evozieren, ist bereits hier deutlich erkennbar. Dabei ist die Inszenierung ebenso stylisch wie bodenständig. Die Ansiedlung von großen Teilen der Handlung in der Pathologie eines Krankenhauses verleiht Nattevagten überdies eine höchst morbide Atmosphäre, die durch Szenen wie die schnelle Nummer in der Leichenhalle noch unterstrichen wird. 

Ein durch und durch großartiger Film, der über die gesamte Spielzeit eine enorme Spannung aufbaut, die sich schließlich in einem - zugegebenermaßen etwas unrealistischen - Showdown entlädt. Die Dreharbeiten scheinen jedenfalls Kim Bodnia so beeindruckt zu haben, dass er gleich zwei der drei Darstellerinnen (nacheinander natürlich) heiratet. Pflichtprogramm für alle Freunde des skandinavischen Kinos.

Donnerstag, 23. Oktober 2014

KÆRLIGHED PÅ FILM (Ole Bornedal, 2007)

Kærlighed på Film, der international unter dem treffenden Titel Just another Love Story und in Deutschland unter dem ebenso albernen wie nichtssagenden Titel Bedingungslos erschienen ist, ist ein extrem stilisierter Thriller um Identitätstausch und die Verlockung, aus dem eintönigen Familienleben auszubrechen. Stellenweise könnte man fast den Eindruck haben, Bornedal hätte ein paar Filme von Kim Ki-duk gesehen, denn der Stoff könnte in ähnlicher Form auch von dem Südkoreaner stammen, auch wenn dieser die Handlung sicherlich deutlich entschlackt und weniger komplex erzählt hätte. 

Atmosphärisch fühlte ich mich hingegen an Bornedals Debut Nattevagten erinnert, was nicht zuletzt mit den zahlreichen Innenaufnahmen von Pathologie und Leichenhalle zu tun hat, schließlich fotografiert der Protagonist beruflich Mordopfer. Garniert ist dies zudem mit einem Hauch Noir, was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass Julias Vergangenheit lange im Unklaren bleibt. Die stets wiederkehrenden und länger werdenden Flashbacks verleihen ihr eine geheimnisvolle Note. Die Figurenentwicklung bleibt trotz des ungewöhnlichen Handlungsverlaufs jederzeit schlüssig, und auch wenn die Dinge am Schluss etwas aus dem Ruder zu laufen drohen, ist Kærlighed på Film in seiner Gesamtheit noch 'ne ganze Ecke besser geraten als sein Nachfolger.

Samstag, 11. Oktober 2014

FRI OS FRA DET ONDE (Ole Bornedal, 2009)

Fri os fra det Onde heißt soviel wie "Erlöse uns von dem Bösen", und der Titel ist Programm. Das Böse steckt in jedem von uns und das führt Bornedal uns mit unbarmherziger Konsequenz vor Augen. Die anfangs heimelige Idylle des kleinen Dörfchens im dänischen Jütland erweist sich schnell als trügerisch. Das Geschehen spitzt sich langsam aber unaufhaltsam zu, um schließlich in einem extremen Finale zu kulminieren, das im Übrigen ganz dreist bei Peckinpahs Straw Dogs geklaut ist. Dies stört jedoch nicht im Geringsten, zumal ich Peckinpah im Allgemeinen und Straw Dogs im Besonderen ohnehin nicht viel abgewinnen kann. 

Die Darsteller sind toll, mir jedoch allesamt unbekannt, wobei ich vom dänischen Kino jenseits von Nicolas Winding Refn ziemlich unbeleckt bin. Dass Bornedal Thriller kann, hat er bereits vor zwanzig Jahren mit seinem Debut Nattevagten eindrucksvoll bewiesen, und so wohnt Fri os fra det Onde eine nägelkauende Spannung inne, die bis zum Ende nicht nachlässt. Dabei meistert er die Herausforderung, die Figuren trotz ihrer extremen Handlungen glaubwürdig erscheinen zu lassen. Unter formalen Aspekten gibt es ohnehin nichts zu kritisieren. Der starke Einsatz von Farbfiltern und die hervorragende Kamera-Arbeit bringen ausgesprochen schöne Bilder hervor. Auch der Twist am Ende ist gelungen, wenn in einer kurzen Rückblende gezeigt wird, was wirklich passiert ist. 

Ein rundum gelungener Film und für mich Anlass genug, das (überschaubare) Werk des einst von mir geschätzten und früh aus den Augen verlorenen Ole Bornedal zum Thema einer Wiederentdeckungsreise zu machen. Fri os fra det Onde war ein vielversprechender Auftakt. So darf es gerne weitergehen.

Mittwoch, 8. Oktober 2014

GODZILLA (Gareth Edwards, 2014)

Ich habe in meinem Leben ja schon einige schlechte Filme gesehen, aber ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt einen solchen Müll gesehen habe wie Edwards unsäglichen Godzilla. Lächerliche Effekte, blasse Darsteller und ein Drehbuch, das dermaßen bekloppt ist, dass es einem die Sprache verschlägt. Und da der Film mich schon zwei Stunden meiner Lebenszeit gekostet hat, will ich ihm nicht noch mehr Zeit widmen. Jedes weitere Wort wäre zuviel.

Freitag, 3. Oktober 2014

OZ THE GREAT AND POWERFUL (Sam Raimi, 2013)

I don't want to be a good man... I want to be a great one.

Der Film erzählt die Vorgeschichte zum Zauberer von Oz, und wie eben jener richtet er sich an ein sehr junges Publikum. Zwar ist man auch als Erwachsener hier nicht direkt fehl am Platz, doch ist die Zielgruppe erkennbar in der Altersgruppe zwischen 6 und 16 zu suchen. Tim Burton zeigt seit vielen Jahren, wie man Filme macht, die Groß und Klein begeistern können, Sam Raimi gelingt dies hingegen nur bedingt. Insbesondere in der ersten Stunde gilt es allerlei Albernheiten zu überstehen und zudem über die zum Teil erschreckend schwachen Effekte hinwegzusehen. Insbesondere nach der Ankunft Oscars in Oz gibt es viele Szenen, die aussehen als würden die Darsteller vor schlecht gemachten Hintergrundbildern umherlaufen. Zum Teil sind die Effekte aber auch richtig gut, sodass insgesamt ein merkwürdiger Mischmasch entsteht. 

Während der Sichtung ertappte ich mich mehrfach bei Überlegungen, wie der Film wohl aussehen würde, wenn Tim Burton Regie geführt hätte. Sein (thematisch einige Parallelen aufweisender) Alice in Wonderland gefällt mir im direkten Vergleich jedenfalls deutlich besser. James Franco spielt den Zauberer übrigens auch ähnlich wie Johnny Depp derartige Rollen anlegt. Letzten Endes ist Oz the Great and Powerful ein mäßig unterhaltsamer Film geworden, der sich allerdings vorzüglich für einen Filmnachmittag mit der ganzen Familie eignet.