We need more
teeth.
Der Wiederbelebung der Jurassic-Park-Reihe mehr als zwanzig
Jahre nach ihrem Beginn habe ich mit einiger Vorfreude entgegen gesehen, zumal
ich die bisherige Trilogie erst kürzlich wieder gesichtet hatte. Und Jurassic World liefert genau das, was ich
im Vorfeld erwartet hatte: spannungsgeladene Action, deren Hauptattraktion nicht
die Schauspieler sondern die Dinosaurier sind, und vor allem atemberaubende
Spezialeffekte, die dem Zuschauer die lange Zeitspanne, die seit dem ersten Film
vergangen ist, bewusst machen. War der digitale Ursprung der Viecher bei jenem
noch in einigen Szenen erkennbar (wobei auch damals zum Teil Modelle und Puppen
verwendet wurden), sehen sie dieses Mal dermaßen echt aus, dass man meinen
könnte, es handele sich um lebende Tiere. Glücklicherweise macht Trevorrow nicht
den Fehler, die Saurier zu oft zu zeigen. Ein Beispiel dafür ist das erste
Auftreten des künstlich geschaffenen Indominus Rex, dessen Präsenz man zunächst
nur daran erkennen kann, dass sich die Äste der Bäume bewegen, durch die er sich
zwängt. Wobei gerade die Kreation dieses Phantasie-Sauriers eine witzige
Anspielung auf das Schneller-Höher-Weiter-Prinzip ist, nach dem
Hollywood-Blockbuster funktionieren. Der Tyrannosaurus Rex ist nicht mehr
furchteinflößend genug, die Menschen haben sich an ihn gewöhnt. Folglich muss
ein neuer Saurier her, der noch größer und noch furchteinflößender ist. Doch
auch der Tyrannosaurus Rex hat noch nicht ausgedient. Am Ende hat er seinen
großen Auftritt.
Etwas ärgerlich ist die tragende Rolle, die der historisch
völlig unbedeutenden und zudem in der im Film gezeigten Form niemals existent
gewesenen Spezies der Velociraptoren nun bereits zum vierten Mal beigemessen
wird. Ich persönlich würde mir einmal einen Vertreter der Reihe wünschen, der
ohne Velociraptor auskommt. Richtig cool hingegen sind die Flugsaurier, die auf
die Parkbesucher losgelassen werden. Ein weiteres Highlight ist der riesige
Mosasaurus, der leider nur zu zwei kurzen Auftritten kommt, wobei insbesondere
die Fütterung mit dem weißen Hai – eine witzige Anspielung auf Jaws – erinnerungswürdig ist. Über die Ungereimtheit, dass ein
solches Tier in dem Becken, in dem es im Film gepflegt wird, unmöglich unter
Kontrolle zu halten wäre und wahrscheinlich schon lange vor dem Indominus Rex
sein Gehege verlassen hätte, muss man großzügig hinwegsehen.
Wie schon bei den Vorgängerfilmen kommen auch bei Jurassic World Schauspieler aus der
zweiten Reihe zum Einsatz. Dies sicherlich einerseits aus Budget-Gründen,
andererseits um nicht zu sehr von der Hauptattraktion abzulenken. Dennoch ist es
gelungen, mit Chris Pratt, der übrigens aussieht wie der Fernsehkoch Steffen
Henssler, einen starken Hauptdarsteller zu verpflichten, der zudem über eine
charismatische Ausstrahlung verfügt. Weniger überzeugend ist Bryce Dallas
Howard, deren stereotyper Charakter der oberflächlichen Geschäftsfrau, die im
Laufe der Handlung geläutert wird, nicht sonderlich überzeugend ist. Immerhin
demonstriert sie, dass man auch in High Heels über Stock und Stein rennen kann, bis
sie irgendwann plötzlich flachere Schuhe trägt. Wer Jurassic World auf Logikfehler prüft, wird sie reichlich finden.
Dies tut dem hohen Unterhaltungswert indes keinen Abbruch, und angesichts des
überwältigenden Erfolgs an den Kinokassen darf sich das Volk mit an Sicherheit
grenzender Wahrscheinlichkeit auf weitere Fortsetzungen freuen. Vielleicht dann
auch mal eine ohne Velociraptor.
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