Montag, 20. Juni 2011

THE OUTSIDERS - The Complete Novel (Francis Ford Coppola, 1982)

Boys will be boys.

The Outsiders ist Coppolas erste Verfilmung eines Hinton-Romans. Mit dem unmittelbar darauf folgenden Rumble Fish gibt es viele Gemeinsamkeiten, dessen formale Brillanz erreicht The Outsiders aber nicht. Die 2005 veröffentlichte Langfassung ist entstanden, als Coppolas Enkelin ihn bat, den Film in ihrer Schule vorzuführen, nachdem sie im Unterricht das Buch gelesen hatten. Weil jedoch viele Stellen aus dem Buch im Film fehlten (auch auf Druck des Studios vor der Veröffentlichung) entschloss er sich, eine längere Fassung zu schneiden, deren Aufbau sich an der Buchvorlage orientiert.

Mir ist die Langfassung lieber als die Kinofassung, die ich vor Jahren mal im Fernsehen gesehen und emotional als weit weniger packend empfunden habe. The Outsiders ist weniger ein Film über Gewalt unter Jugendlichen, sondern in erster Linie ein Film über Freundschaft und Familie. Die Gewalt ist zwar immer präsent, geht aber kaum über die übliche Rivalität unter Heranwachsenden hinaus. (Bobs Tod bildet eine kleine Ausnahme, wobei es sich ja nicht um eine vorsätzliche Tötung sondern eher um Notwehr handelte.) Selbst der große Kampf zwischen den Greasers und den Socs am Ende wird ohne Waffen und nach fairen Regeln ausgetragen. Man haut sich gegenseitig auf die Fresse, aber niemand kommt ernsthaft zu Schaden. Bezeichnenderweise ist es die heldenhafte Rettung von Kindern vor dem Verbrennen, die Johnny das Leben kostet. Interessant auch, dass mit Johnny und Dallas gerade die beiden der Greasers ihr Leben lassen, denen der familiäre Rückhalt fehlt.

Samstag, 12. Februar 2011

VALHALLA RISING (Nicolas Winding Refn, 2009)

A grief-stricken man is driven to defy the gods.

Ein mythischer und ziemlich geheimnisvoller Film, dessen größten Schauwerte zweifellos die grandiosen Landschaftsaufnahmen sind. Refn bezeichnete seinen Film in einem Interview als Science Fiction, und das ist durchaus zutreffend, wenn man dies im Sinne von der Realität entrückt begreift. Exzessives Color-Grading und der beinahe vollständige Verzicht auf Umgebungs- und Naturgeräusche lassen die Umwelt verlassen und tot erscheinen, was unweigerlich zu der Frage führt, ob sich die Charaktere tatsächlich in der Hölle befinden - wie es einer der eingeblendeten Zwischentitel verheißt. 

Ein beinahe hypnotisches Filmerlebnis, das mich ziemlich geplättet zurückließ. Das schreit geradezu nach einer baldigen Zweitsichtung.

Donnerstag, 10. Februar 2011

BIRD (Clint Eastwood, 1988)

This is the year I'm supposed to die.

Eastwood zeigt den unaufhaltsamen Niedergang des genialen Saxophonisten Charlie Parker in düsteren Bildern, bei denen Blautöne und Nachtaufnahmen dominieren. Eine gnadenlose Chronik der Selbstzerstörung. Statt einer chronologischen Erzählweise entschied er sich, die Geschehnisse stückchenweise in einzelnen Episoden zu erzählen, wobei ich manchmal Schwierigkeiten hatte, diese im zeitlichen Gesamtablauf einzuordnen. Eine dominierende Rolle spielt natürlich die Musik, neben Forest Whitaker der eigentliche Hauptdarsteller.

Leider ist der Film in seiner Gesamtheit unheimlich zäh und langatmig geraten und so ertappte ich mich gleich mehrfach beim Blick auf die Uhr. Darstellerisch lässt Eastwood nix anbrennen, auch die Atmosphäre ist stimmig, wobei die beschwingte Heiterkeit der Musik in interessantem Gegensatz zur düsteren Grundstimmung steht. Die Schwächen liegen im Drehbuch einerseits und den uninspirierten Dialogen andererseits. Dass Musiker-Biografien auch kurzweilig und spannend sein können, hat James Mangold mit Walk the Line hinreichend bewiesen.

Mittwoch, 19. Januar 2011

5 x 2 (François Ozon, 2004)

Ozon erzählt die Geschichte von Marion und Gilles anhand von fünf markanten Szenen ihrer Beziehung in umgekehrter zeitlicher Reihenfolge. Beginnend mit dem Scheidungstermin arbeitet er sich über ein Abendessen mit Freunden, bei dem die Spannungen zwischen den Beiden schon deutlich zu spüren sind, die Geburt des Sohnes Nicolas und die Hochzeit schließlich bis zum Beginn ihrer Beziehung im Italienurlaub vor. Interessant dabei ist, dass in jeder Szene einer der beiden durch ein gewisses Fehlverhalten auffällt. Sei es die Geschichte von der Orgie, die Gilles gegen Marions Willen erzählt, Gilles Feigheit bei der Geburt des Sohnes oder Marions Schäferstündchen mit dem Amerikaner in der Hochzeitsnacht, während Gilles besoffen im Bett schläft. Und auch dem Beginn ihrer Beziehung liegt ein Betrug zugrunde, indem Gilles seine Freundin Valerie alleine zu einer Bergwanderung schickt und in ihrer Abwesenheit Marion trifft.

Möglicherweise auch eine zu harsche Interpretation meinerseits, die aber nur beweist, dass Ozons Konzept aufgeht, nämlich durch die umgekehrte Reihenfolge den Zuschauer zu zwingen, in jeder der folgenden Sequenzen nach ebensolchem Fehlverhalten, nach Hinweisen für das unausweichliche Scheitern der Beziehung zu suchen. Und so fragt man sich immer wieder, inwieweit diese oder jene Aktion ein kleines Stück weit dazu beigetragen hat - oder eben auch nicht. Zudem ermöglicht diese Vorgehensweise, den Zuschauer mit einem Quasi-Happy-End aus dem Film zu entlassen, auch wenn es in Wirklichkeit keines ist.

Die Inszenierung ist betont ruhig und zurückhaltend. Gesprochen wird nur wenig; stattdessen konzentriert sich der Film ganz auf das Spiel der beiden Hauptdarsteller, die diese Aufgabe hervorragend lösen. Die übrigen Figuren spielen keine große Rolle, abgesehen vielleicht von Marions Eltern. Der Rest besteht aus austauschbaren Statisten.