Sonntag, 28. April 2013

THE INFORMANT! (Steven Soderbergh, 2009)

Everyone in this country is a victim of corporate crime by the time they finish breakfast.

Höchst vergnügliche Satire um die Lysin-Preisabsprache in den 90er Jahren und deren Protagonisten Mark Whitacre, hier vorzüglich verkörpert von Matt Damon. Soderbergh erzählt die Geschichte mit viel Witz, Esprit und in gewohnt rasanten Tempo. Er hält sich gar nicht erst mit Nebensächlichkeiten auf und belässt den Fokus immer auf der Kerngeschichte. Man kann sich gut vorstellen, dass bei einer weniger komprimierten Erzählweise leicht ein Drei-Stunden-Film entstanden wäre. Nicht so bei Soderbergh. 

In der letzten halben Stunde hat man als Zuschauer aufgrund der vielen Wendungen gar etwas Mühe, mit dem Geschehen Schritt zu halten, aber am Ende kriegt er noch die Kurve. Sehr schön auch der beschwingte Score, der wunderbar zur heiteren Atmosphäre des Films beiträgt. Rundum gelungen.  

Samstag, 27. April 2013

THE GIRLFRIEND EXPERIENCE (Steven Soderbergh, 2009)

If they wanted you to be yourself, they wouldn't be paying you.

Ziemlich belangloses Filmchen, zu dem mir nicht viel einfällt. Ereignisse aus dem Leben einer Hostess werden in nicht-chronologischer Reihenfolge erzählt. Das ist zwar alles einigermaßen unterhaltsam, aber ich fragte mich die ganze Zeit, was Soderbergh dem Zuschauer mit diesem Film sagen will. Wahrscheinlich weiß er das selbst nicht genau. 

Ziemlich penetrant sind die ständigen Verweise auf die Wirtschaftskrise und den damals laufenden US-Wahlkampf. Die ehemalige (?) Pornodarstellerin Sasha Grey ist ganz nett anzusehen und hat sogar so etwas wie Ausstrahlung. Kann man sich also durchaus mal anschauen, muss man aber nicht. Der bisher schwächste Film im Rahmen meiner kleinen Soderbergh-Reihe.

 

Sonntag, 21. April 2013

HIGH NOON (Fred Zinnemann, 1952)

I've never run from anybody before.

Wie viele andere klassische Western habe ich High Noon zum letzten Mal gesehen, als ich ein Jugendlicher war. Der Spagetti-Western sagte mir seit jeher mehr zu, wobei High Noon zweifellos ein herausragender Vertreter seines Genres ist. Dies nicht nur wegen seiner filmhistorischen Bedeutung, sondern vor allem deshalb, weil er ohne jedes Pathos auskommt und sein Protagonist genau das Gegenteil eines strahlenden Helden ist. Die Verteidigung der Stadt übernimmt er nicht aus irgendeinem Anstands- oder Ehrgefühl heraus, sondern ausschließlich aus egoistischen Gründen, nämlich weil er weiß, dass Miller und seine Leute ihn andernfalls jagen würden bis zu seinem Tod. Da ist ein Showdown in seiner Stadt, in der er sich auskennt, einem möglichen Angriff aus dem Hinterhalt vorzuziehen. 

Ein zweiter Aspekt, der High Noon so außergewöhnlich macht, ist die Komprimierung der Handlung auf die letzten anderthalb Stunden vor dem Eintreffen Millers und den eigentlich Showdown. Der Film läuft also praktisch in Echtzeit ab. Die damit einhergehende Simplifizierung reduziert die Story auf die vergeblichen Versuche Kanes Leute zu finden, die ihm helfen, während er auf die Ankunft Millers wartet. Amüsant ist dies insbesondere vor dem Hintergrund, dass in diese außerordentlich simple und geradlinige Story schon alles Mögliche hineininterpretiert wurde. In Wahrheit ging es Zinnemann wohl eher darum, eine möglichst einfache Story möglichst spannend zu erzählen. 

Dies ist ihm zweifellos gelungen und so ist High Noon unbestritten ein Highlight unter den klassischen Western. Einziger Schwachpunkt aus meiner Sicht ist die immer wiederkehrende Thematisierung des Titelsongs, der mir vom Grunde her zwar gefällt und auch hervorragend zur Handlung passt, nach der fünfzehnten Wiederholung aber doch anstrengend wird. Dennoch natürlich ein zeitloser Klassiker.

Donnerstag, 18. April 2013

THE QUICK AND THE DEAD (Sam Raimi, 1995)

The law has come back to town.

Formidabler Rache-Western mit Starbesetzung, von den kompetenten Händen Sam Raimis äußerst stylisch in Szene gesetzt. Dabei bedient er sich in erster Linie beim Italo-Western. Die schräge Inszenierung und die stereotypen, völlig überzeichneten Figuren gefallen ebenso wie die blutigen Schießereien und der Score von Alan Silvestri, der stellenweise arg morriconesk daherkommt. 

Nicht zuletzt kann The Quick and the Dead mit einer ausgesprochen attraktiven Protagonistin (Sharon Stone) aufwarten - ein Novum in einem Western. Und Gene Hackman ist auch mit von der Partie. 

Ein Film, der einfach gute Laune verbreitet und ausgezeichnet unterhält.

Donnerstag, 11. April 2013

OCEAN'S THIRTEEN (Steven Soderbergh, 2007)

You shook Sinatra's hand. You should know better.

Wesentlich geschmeidiger als der zweite Streich und inhaltlich wieder mehr am ersten orientiert. Dies liegt vor allem daran, dass es dieses Mal ein vernünftiges Drehbuch gab, und auch der Verzicht auf Julia Roberts tut dem Film gut. 

Handeln die Gauner jedoch in Ocean's Eleven aus reinem Gewinnstreben, geht es hier um ein moralisch höheres Ziel, nämlich Rache für Kumpel Reuben, der vom skrupellosen Willy Bank (lustiger Name!) so über den Tisch gezogen wurde, dass er einen Herzinfarkt erleidet. Es geht also weniger darum, sich selbst zu bereichern, als vielmehr Willy einen möglichst großen Schaden zuzufügen. Die Streiche, die man dabei dem armen Hoteltester spielt, erinnern zwar eher an die Dumme-Jungen-Streiche aus den alten Lümmel-Filmen mit Hansi Kraus, recht spaßig ist das aber dennoch. 

Insgesamt ein versöhnlicher Abschluss der Ocean-Reihe.

Samstag, 6. April 2013

OCEAN'S TWELVE (Steven Soderbergh, 2004)

Do I look 50 to you?

Bedeutend schwächer als der Vorgänger. Zwar sind Bilder und Musik genauso stylisch und die Atmosphäre ebenso lässig, doch krankt der Film vor allem an der dünnen Story, die doch arg konstruiert ist. Die Wendungen sind teilweise an den Haaren herbeigezogen und dienen lediglich dem Selbstzweck. 

Die schon beeindruckende Darstellerriege des ersten Teils wurde noch um zusätzliche Stars erweitert, die zum Teil mehr schlecht als recht in die Handlung integriert wurden. Insbesondere der Auftritt von Bruce Willis ist nicht mehr als ein unmotiviertes Schaulaufen. Eine echte Bereicherung sind hingegen Catherine Zeta-Jones und Vincent Cassel. 

Stellenweise ist Ocean's Twelve dann doch noch ganz vergnüglich, doch bleibt am Schluss ein bitterer Nachgeschmack.

OCEAN'S ELEVEN (Steven Soderbergh, 2001)

That's terrific! It'll be nice working with proper villains again.

Sehr vergnügliches und kurzweiliges Remake des Milestone-Films, das jenen locker übertrifft, wobei das auch nicht sonderlich schwer ist. Soderbergh schildert den Ablauf des Überfalls mit chirurgischer Präzision und in extrem stylischen Bildern. Jede Kameraeinstellung passt, jeder Schnitt sitzt perfekt. Dabei wirken die Aktionen so lässig wie ein Getränkekauf im örtlichen Supermarkt. Die imposante Darstellerriege tut das ihre, um den Spaßfaktor hochzuhalten. 

Das ist alles weder spannend noch irgendwie originell, aber eben verdammt unterhaltsam. Ein großer Spaß!

Dienstag, 2. April 2013

CONTAGION (Steven Soderbergh, 2011)

It's a bad day to be a rhesus monkey. 

Soderberghs Variante des Katastrophenfilms beschränkt sich nicht auf die Darstellung eines Einzelschicksals, obwohl die Story um Matt Damon so etwas wie das Zentrum des Films bildet, sondern schildert die direkten und indirekten Folgen, die eine verheerende Seuche auf den Alltag hätte. Dazu zählen neben den unmittelbaren Auswirkungen der Krankheit auch der zunehmende Verlust der öffentlichen Ordnung, der mit Plünderungen und Überfällen einhergeht und einer Entwicklung hin zu anarchischen Strukturen. Dies wird alles kühl distanziert, teilweise im Stile einer Nachrichtensendung abgehandelt. 
 
Dies ermöglicht es Soderbergh, die Entwicklung nicht nur regional oder personell beschränkt, sondern global in ihrem vollen Ausmaß zu betrachten. Mir ist kein anderer Katastrophenfilm bekannt, der dies in derart gekonnter Weise zustandebringt. Auch die neuen Medien finden Berücksichtigung, hier personifiziert durch den Blogger Alan Krumwiede (klasse: Jude Law in einer wahrhaft bösartigen Rolle). 
 
Die Inszenierung ist wieder völlig makellos und von einer rasanten Erzählweise geprägt, die atemlose Spannung erzeugt. Formal Haywire sehr ähnlich, emotional jedoch wesentlich distanzierter, vermittelt Contagion einen hervorragenden Eindruck von den Folgen einer Pandemie in unserer stark vernetzten Welt.