Mittwoch, 12. August 2015

THE HUNGER GAMES (Gary Ross, 2012)

Stephen King hat unter dem Pseudonym Richard Bachmann 1979 den phantastischen Roman The long Walk veröffentlicht, der meiner Meinung nach bis heute zu seinen besten Arbeiten zählt, und drei Jahre später The Running Man, zugleich Vorlage für gleichnamigen Film von Paul Michael Glaser aus den 80ern mit Arnold Schwarzenegger in der Hauptrolle. Beide Erzählungen spielen in einer autokratischen Gesellschaft, in der das Volk mit Spielen auf Leben und Tod bei Laune gehalten wird. Wenn man freundlich sein will, könnte man sagen, Suzanne Collins, die Autorin der Hunger-Games-Romane, habe sich von den genannten King’schen Vorlagen inspirieren lassen –  „dreist geklaut“ trifft es wahrscheinlich besser. Und dann ist da ja auch noch der dämliche Batoru rowaiaru (Battle Royale), ein japanischer Spielfilm aus dem Jahr 2000, in dem sich eine Horde Schüler gegenseitig töten muss. Auch dieser stand bei The Hunger Games ganz offensichtlich Pate.

Nun ist es ja nicht verwerflich, mit Versatzstücken von Erzählungen oder Filmen zu spielen und diese zusammenzusetzen, um etwas Neues zu schaffen. Es gibt in der Geschichte des Films genügend Beispiele, wo dies hervorragend funktioniert hat. Leider zählt die filmische Umsetzung von The Hunger Games nicht dazu. Die fehlende Inspiration der Macher sieht man dem fertigen Produkt förmlich an. Die Inszenierung wirkt billig und erinnert eher an eine TV-Produktion als an einen Kinofilm, was die Frage aufwirft, wofür die 78 Millionen Dollar verwendet wurden, die die Produktion verschlungen hat. Es fehlt an einer packenden Atmosphäre und so etwas wie Spannung kommt zu keinem Zeitpunkt auf. Wenn es Aspekte gibt, die eine positive Erwähnung verdienen, dann sind es die Darsteller, bei denen insbesondere Jennifer Lawrence hervorzuheben ist. Sie spielt die Heldin wider Willen sehr überzeugend und trägt den Film mit einer starken Leistung ganz alleine über die mehr als zwei Stunden. Damit macht sie die Ödnis einigermaßen erträglich. Und auch Woody Harrelson als der ihr zugeteilte Mentor Haymitch weiß ein paar Akzente zu setzen. Doch können die beiden die zahlreichen Mängel nur zum Teil aufwiegen. Vielleicht bin ich inzwischen auch einfach nur zu alt. The Hunger Games richtet sich erkennbar an ein sehr junges Publikum, vorzugsweise Teenager zwischen 12 und 20 Jahren. Nicht zuletzt macht sich dies bei den altersgerecht inszenierten Kampfszenen bemerkbar, die kurz geschnitten und sehr blutarm daherkommen. Außerdem gibt es noch eine aufgesetzt wirkende Liebesgeschichte, das kommt bei pubertierenden Jugendlichen immer gut an. Die anvisierte Zielgruppe ließ sich anscheinend in ausreichendem Maße begeistern – die Einspielergebnisse sprechen jedenfalls eine eindeutige Sprache. Und so kamen bisher zwei Fortsetzungen zustande, Teil 4 wird noch dieses Jahr folgen. Angesichts der Qualität des ersten Films werde ich auf die Sichtung derselben verzichten. Auch schön zu wissen, dass man wieder Zeit gespart hat.

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