Freitag, 28. August 2015

DESPERADO (Robert Rodriguez, 1995)

Let's play!

Die Fortsetzung von El Mariachi hat das 1000-fache gekostet, und das sieht man dem Film auch deutlich an, wobei sich die 7 Millionen Dollar im Vergleich zu anderen Filmen der Entstehungszeit immer noch recht bescheiden ausnehmen. Dennoch: insbesondere die Actionszenen sind deutlich aufwändiger und professioneller, aber auch unrealistischer als beim Vorgänger. Die Handlung wirkt konstruiert und ist in sich in keiner Weise schlüssig. Die Motivation des Mariachi, den Drogenboss Moco zu töten, ist schlichtweg nicht nachvollziehbar und wirkt derart bemüht, dass man sich fragt, warum sich Rodriguez überhaupt die Mühe gemacht hat, sie zu erklären. Bucho, der den Mariachi im ersten Teil verwundet und seine Freundin getötet hatte, arbeitete für Moco. Dies alleine dient dem Mariachi als Motiv für seine Rachemission, wobei Bucho in dieser Angelegenheit autark agiert hatte, und Moco noch nicht einmal Kenntnis von den Vorfällen hatte. Warum also ihn zur Verantwortung ziehen? Der Charakter des Mariachi ist somit auch ein völlig anderer als im ersten Teil, wo er als unschuldiger Gitarrenspieler ohne sein Zutun zwischen die Fronten geraten war, während er in Desperado zu einem kaltblütigen Killer mutiert ist. Welche Rolle dabei die von Steve Buscemi verkörperte namenlose Figur spielt, bleibt unklar. Doch ist es müßig, sich über den Inhalt tiefer gehende Gedanken zu machen, denn wie ich schon im Eintrag zu El Mariachi schrieb, ist Rodriguez ein Regisseur, der ausschließlich an Schauwerten interessiert ist. Bei Desperado tritt dies bereits deutlich zutage. War El Mariachi ein spannender, kleiner Actionfilm, ist Desperado ein groß aufgeblasener Comic, der sich einen Dreck um erzählerische Strukturen oder logische Zusammenhänge kümmert. Antonio Banderas ist die Rolle des kalten Rächers wie auf den Leib geschrieben, und mit Salma Hayek hat man ihm eine Gefährtin an die Seite gestellt, die eine ungeheure Sinnlichkeit und Erotik ausstrahlt. Für meine Begriffe sah sie nie besser aus als hier. Die beiden geben ein äußerst gut aussehendes Paar ab, und spätestens bei der heißen Bettszene merkt man, dass die Chemie zwischen den beiden stimmt. 

Ein weiteres stilprägendes Element ist die großartige Musik der mexikanischen Rockband Tito & Tarantula, deren Chef Tito Larriva auch eine kleine Rolle erhalten hat. Die Auftritte der Band in den beiden Rodriguez-Filmen Desperado und From Dusk till Dawn bedeuteten ihren internationalen Durchbruch und die Songs aus dieser Zeit sind bis heute ihre erfolgreichsten. Mit ihren stimmungsvollen Rocksongs tragen sie ganz entscheidend zum mexikanischen Flair der Filme bei.

Desperado ist trotz aller offensichtlichen Schwächen ein deutlich besserer Film als El Mariachi, und ich halte ihn bis heute für einen der besten von Rodriguez. Warum? Die leichtfüßige Inszenierung, die gekonnt mit den Stilmitteln der Komödie und des Actionfilms jongliert und sich nie zu ernst nimmt, die toll choreografierten Schießereien, der stimmungsvolle Score, die wunderschönen, staubig-erdigen Bilder, das ständig präsente Westernfeeling und nicht zuletzt die beiden schönen Hauptdarsteller, die sowohl auf der optischen als auch der zwischenmenschlichen Ebene ein perfekt harmonierendes Paar bilden. Und auch in den Nebenrollen gibt es tolle Darsteller wie Cheech Marin oder Danny Trejo, auch wenn dessen Einsatz vorwiegend darin besteht, seine einmalig markante Fresse in die Kamera zu halten. Die Mischung stimmt einfach und bietet über die gesamte Spieldauer ausgesprochen kurzweilige Unterhaltung. Da fällt es leicht, über die schwache Story hinweg zu sehen.

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