Freitag, 14. November 2025

LE SALAIRE DE LA PEUR (Henri-Georges Clouzot, 1953)

Ich hatte Le Salaire de la Peur vor vielen Jahren mal im Fernsehen gesehen, konnte ihn aber aufgrund der grauenhaften deutschen Synchro nur bedingt genießen. Nun endlich folgte die Sichtung im Original. Clouzot nimmt sich viel Zeit für die Einführung der Charaktere, die aus den verschiedensten Gründen in dem Kaff Las Piedras, irgendwo in Südamerika, gestrandet sind und verleiht ihnen dadurch genügend Kontur, um dem Zuschauer die spätere Identifikation mit ihnen zu ermöglichen. Punkten kann er mit den guten Darstellern sowie einem sich stetig steigernden Spannungsbogen, der den Zuschauer trotz der stattlichen Spieldauer bis zum Schluss nicht mehr loslässt. Leider ist das Ende dann doch etwas albern geraten, wenn der überlebende Fahrer nach erfolgreicher Mission im Überschwang der Gefühle Schlangenlinien auf der engen Gebirgsstraße fährt. Ich hatte den Eindruck, dass es Clouzot hier vor allem um die Umsetzung der Idee ging, die Fahrt des LKW mit dem Walzer-Rhythmus in Einklang zu bringen. Leider fällt das Ergebnis in die Kategorie "gewollt und nicht gekonnt" und passt auch überhaupt nicht zum Bild, das man sich während der vorangegangenen gut zwei Stunden vom überlebenden Fahrer, dessen Name hier nicht verraten werden soll, gemacht hat.  

Im direkten Vergleich mit der kürzlich gesichteten Umsetzung des zugrundeliegenden Romans von Friedkin fällt auf, dass obwohl auch bei Clouzot die Grundstimmung durchaus düster und pessimistisch geprägt ist, diese jedoch bei weitem nicht an Friedkins nihilistischen Ansatz heranreicht und die herausragende Atmosphäre ist es dann auch, die Friedkins Sorcerer zum klar besseren Film macht. U. a. lässt sich das gut an der Interaktion der Charaktere untereinander festmachen. Während die Fahrer bei Clouzot durchaus respektvoll bis freundlich miteinander umgehen und als Team agieren, sind sie bei Friedkin allesamt egoistische Einzelkämpfer, deren ausschließliches Interesse in der Erfüllung des Auftrags liegt. Das ändert natürlich nichts daran, dass Le Salaire de la Peur ein großartiger Film ist, der auch heute noch uneingeschränkt begeistern kann.