Nachdem Michael Mann mehr als zwanzig
Jahre lang einen tollen Film nach dem anderen gedreht hatte – ok,
Ali war nicht ganz so toll wie die anderen, aber auch noch
ordentlich – konnten mich seine beiden letzten Arbeiten nicht recht
überzeugen. Auf den belanglosen Miami Vice folgten der noch
belanglosere Public Enemies und eine mehrjährige
Schaffenspause, die mit der Veröffentlichung von Blackhat nun
zu Ende gegangen ist. Und auch wenn er damit nicht an seine ganz
großen Zeiten anknüpfen kann, ist ein klarer Aufwärtstrend
festzustellen. Blackhat ist wohl das, was man als
Cyber-Thriller bezeichnen kann, doch macht Mann keinen Hehl daraus,
dass ihm die Story im Grunde genommen egal ist. Ihm geht es vielmehr
darum, urbane Landschaften stilgerecht in Szene zu setzen,
vorzugsweise nachts natürlich. Und dies gelingt ihm wie immer ganz
ausgezeichnet. Durch die vielen Ortswechsel wähnt man sich
phasenweise in einem Agententhriller, und tatsächlich sieht Blackhat
wie die Michael-Mann-Variante eines James-Bond-Films aus.
Das Tempo ist durchgehend hoch und
erzeugt eine enorme Spannung. Da fällt es nicht weiter ins Gewicht,
dass die Story einige Kapriolen schlägt und die ein oder andere
Logiklücke aufweist, denn bei der atemlosen Hatz bleibt kaum Zeit,
darüber nachzudenken. Chris Hemsworth, von dessen Filmen ich
aufgrund meiner Aversion gegen Comic-Verfilmungen nur Rush
kenne, macht seine Sache ausgezeichnet und gibt eine ebenso starke
wie sympathische Identifikationsfigur ab. Dabei mutiert er allerdings
zu einem Superhelden, den man eher in einer der erwähnten
Comic-Umsetzungen als in einem Michael-Mann-Film vermuten würde.
Nicht nur, dass er sich in sämtliche Computer und Systeme hacken,
schießen, kämpfen und es mit vier Mann gleichzeitig aufnehmen kann,
hat er auch als Einziger den Durchblick und ist in der Lage, die
einzelnen Puzzleteile zum großen Ganzen zusammenzusetzen. Und über
den Showdown am Ende will ich erst gar nicht reden. Aber über die
fehlende Realitätsnähe von Blackhat habe ich mich ja schon
weiter oben ausgelassen, also sei's drum.
Höhepunkte sind nach meinem
Dafürhalten die beiden räumlich sehr breit angelegten Schießereien,
von denen die zweite starke Parallelen zu dem großen Shootout in
Heat aufweist, im direkten Vergleich allerdings den Kürzeren zieht. Das Sounddesign ist dabei äußerst dynamisch
und vermittelt eine räumliche Tiefe, die ihresgleichen sucht. Blackhat ist sicherlich kein filmischer Meilenstein und verfügt über
genügend Schwächen, die man kritisieren kann. In Manns Schaffen
nimmt er dennoch einen Platz im soliden Mittelfeld ein und gibt zur
Hoffnung Anlass, dass der Filmemacher aus Chicago sein Pulver noch nicht verschossen hat. Bleibt zu hoffen, dass er sich für seine nächste Arbeit nicht ganz so viel Zeit lässt - schließlich wird er nicht jünger.
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