Bei Il Colosso di Rodi (Der Koloss von Rhodos) handelt es
sich um das Regiedebüt des großen Sergio Leone, nachdem er bis dahin
in zahlreichen Filmen als Regieassistent und Second-Unit-Director
etc. gearbeitet hatte. Wer mein Geschreibsel schon etwas länger
verfolgt, dem dürfte nicht entgangen sein, dass der Italiener zu
meinen absoluten Lieblingsregisseuren zählt und ich den Mann
zutiefst verehre. Und das schon seit mehreren Jahrzehnten, denn
bereits als Heranwachsender habe ich insbesondere seine Western
geliebt.
Sein Spielfilmdebüt fällt im Vergleich mit seinen späteren
Filmen doch deutlich ab und dies liegt nicht nur daran, dass er hier noch nicht auf die Dienste Ennio Morricones zurückgreifen konnte, dessen großartige Musik ein stilbildendes Element der übrigen Leone-Filme ist. Schon bei früheren Sichtungen konnte ich
auch große inszenatorische Unterschiede ausmachen zu
seinen sechs darauf folgenden Filmen. Im Vergleich zu jenen wirkt Il
Colosso di Rodi beinahe identitätslos und beliebig. Im Grunde
genommen handelt es sich um einen typischen Sandalenfilm, wie sie in
den 60er Jahren zuhauf in Italien produziert wurden. Am ehesten ist
Leones Handschrift noch bei den ausgedehnten Folterszenen zu erkennen, die er
regelrecht zelebrierte und deren Inszenierung ihm offenkundig großen
Spaß bereitete. Beispielhaft seien das Tröpfeln der Säure auf die
Rücken der gefesselten Männer genannt oder auch die Verhörszene,
in der dem Anführer der Aufständischen eine gusseiserne Glocke
über den Körper gestülpt und diese so lange bearbeitet wird, bis dem
armen Kerl das Blut aus den Ohren läuft.
Ansonsten hat Il Colosso di Rodi nicht sonderlich viel zu
bieten. Die Entwicklung der Geschichte ist weder originell noch
zwingend, die Handlung mäandert eher ziellos umher. Auch darstellerisch wird bestenfalls Mittelmaß geboten. Die Hauptrolle spielt Rory Calhoun, der sich bis dahin vor allem als Western-Darsteller hervorgetan hatte. Die Kulissen
hingegen sind ganz ansehnlich und auch die zahlreichen Massenszenen
verfehlen ihre Wirkung nicht. So richtig monumental wird’s aber nie
– der Abstand zu den Hollywood-Streifen jener Zeit ist dann doch
gewaltig. Eine positive Erwähnung sind allerdings die Effekte wert.
Das große Erdbeben zum Schluss wurde sehr effektvoll in Szene
gesetzt und bringt Leones Debüt dann doch noch zu einem versöhnlichen Abschluss. Und so ist Il Colosso di Rodi ein zwar recht unterhaltsamer, aber auch mit großem Abstand
Leones schwächster Film. Eine Auftragsarbeit, die ihm jedoch den Weg zu einer
außergewöhnlichen, wenn auch leider nicht übermäßig produktiven
Karriere ebnete. Dies alleine ist Grund genug, ihn immer mal wieder
einer Sichtung zu unterziehen.
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