The horror... the horror...
Jedenfalls führte mir mein Missgeschick noch deutlicher als bei der
letzten Redux-Sichtung vor Augen, dass die Plantagen-Szene ein
Fremdkörper ist und den Filmfluss nicht nur merklich hemmt, sondern vor
allem auch die bis dahin vorherrrschende bedrohliche Atmosphäre deutlich
abkühlt. Damit keine Zweifel aufkommen: die Szene ist wunderschön
fotografiert und toll gespielt, aber sie passt einfach nicht zum Rest
des Films. Lustigerweise bezeichnet Coppola im Bonus-Material die
Redux-Fassung als eine surreale Version des Kino-Cuts und hier führt er
als Beleg insbesondere die Plantagenszene ins Feld. Ich bin genau der
gegenteiligen Meinung: die Redux-Fassung mit ihren zahlreichen
Ergänzungen hat nicht nur weniger Tempo, sondern wirkt auch
bodenständiger. Alles in allem hat mich die gestrige Sichtung in meiner
Meinung bestärkt, dass die Kinofassung der Redux-Fassung überlegen ist.
Im Gegensatz zur gängigen Meinung sehe ich Apocalypse Now
nicht in erster Linie als Kriegsfilm, sondern vielmehr als Reise in den
Wahnsinn - eben wie der Titel der Romanvorlage schon sagt: eine Reise
ins Herz der Finsternis. Coppola inszenierte diese Reise wie einen
schlechten Drogen-Trip, einen surrealen Fiebertraum, in dem die Grenzen
zwischen richtig und falsch, zwischen Vernunft und Wahnsinn immer mehr
verschwimmen. Charging a man with murder in this place was like handing out speeding tickets in the Indy 500 sagt Willard und trifft dabei den Nagel auf den Kopf. If
that's how Kilgore fought the war I began to wonder what they really
had against Kurtz. It wasn't just insanity and murder, there was enough
of that to go around for everyone. Natürlich merkt Willard sehr
bald, dass die Militärführung Kurtz deshalb töten lassen will, weil er
nicht das macht, was sie ihm sagen, weil er sich nicht mehr von ihnen
kontrollieren lässt. Der beste Dialog des Films kommt dann kurz vor
Schluss, als Kurtz Willard nach seinem Auftrag fragt. They told me that you had gone totally insane, and that your methods were unsound sagt er, worauf Kurtz ihn fragt: Are my methods unsound? - I don't see any method at all
entgegnet Willard. Eine Aussage, die nicht nur Kurtz‘ Verhalten
beschreibt, sondern den gesamten Vietnamkrieg in sieben Worten
charakterisiert.
Apocalypse Now zählt ohne Zweifel zu Coppolas besten Arbeiten und ist ein Film, der mit jeder Sichtung wächst. Der arg strapazierte Begriff "Meisterwerk" ist hier durchaus angebracht.
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