Sonntag, 31. März 2013

SEX, LIES, AND VIDEOTAPE (Steven Soderbergh, 1989)

My life is shit. It's just shit.

Soderberghs Debut, für das er 1989 die Goldene Palme bei den FIlmfestspielen von Cannes gewann, ist aus heutiger Sicht eher unspektakulär, ungeachtet seines Einflusses auf die Entwicklung des Independentfilms. Man kann sich jedoch vorstellen, wie der Film vor mehr als zwanzig Jahren im prüden Amerika angekommen sein muss. 

Sein Thema ist natürlich zeitlos, die Probleme in der Beziehung zwischen Mann und Frau haben sich seither nicht wesentlich verändert. Und aufgrund der pointierten Dialoge und der guten Darstellerleistungen ist Sex, Lies, and Videotape immer noch äußerst kurzweilig und unterhaltsam. Absolut sehenswert. 

Samstag, 30. März 2013

ZULU DAWN (Douglas Hickox, 1979)

Bullets run out... and those bloody spears don't.

Zulu Dawn ist eine Art Prequel zum 15 Jahre früher erschienen Zulu. Im Gegensatz zu jenem war Zulu Dawn nur mäßiger Erfolg beschieden - freundlich formuliert. In Deutschland lief der Film noch nicht mal im Kino, und ich gebe zu, dass ich bis vor zwei Wochen gar nichts von seiner Existenz wusste. Hinter dem Titel hätte ich vermutlich auch eher einen Horrorfilm vermutet. Erzählt wird die historische Schlacht am Berg Isandhlwana am 22. Januar 1879, bei der eine britische Heeresabteilung von etwa 1.300 Mann trotz technischer Überlegenheit von mehr als 20.000 Zulu-Kriegern komplett vernichtet wurde. Dies geschah unmittelbar vor dem Kampf um Rorke's Drift, von dem der Film Zulu erzählt. Das Drehbuch stammt von Cy Endfield, der beim ersten Film Regie geführt hat. Was ihn bewogen hat, 15 Jahre später und im fortgeschrittenen Alter diese Drehbuch zu schreiben, würde mich schon interessieren. Vielleicht war es tatsächlich das 100-jährige Jubiläum dieser historischen Niederlage.

Nun denn, mit entsprechend geringen Erwartungen bin ich die Sichtung angegangen und wurde äußerst positiv überrascht. Schon anhand des Casts wird schnell klar, dass es sich hier keineswegs um eine Low-Budget-Produktion handelt. Burt Lancaster, Peter O'Toole und John Mills sind Namen, die für Qualität stehen, zudem steuerte Elmer Bernstein den Score bei. Wie schon beim ersten Film wurde ausschließlich vor Ort gedreht, insbesondere in der südafrikanischen Provinz Natal. Das Ergebnis ist ein episches und überaus bildgewaltiges Abenteuer, das für die Entstehungszeit völlig untypisch ist. Solche Filme kennt man eher aus den 50er und 60er Jahren. Ursächlich für die bittere Niederlage der britischen Truppen war nach heutigem Kenntnisstand eine Kette von Fehlentscheidungen und Fehleinschätzungen der kommandierenden Offiziere, was im Film auch deutlich herausgearbeitet wird. Persönliche Eitelkeiten und Streitereien darüber, wer denn nun das Kommando habe, und taktische Fehler gehörten ebenso dazu wie eine permanente Geringschätzung des Gegners. Dies resultierte in der für kriegerische Auseinandersetzungen in den Kolonialgebieten ungewöhnlich hohen Zahl eigener Verluste. Für die Zulus war es ein Pyrrhussieg. Es dauerte kein halbes Jahr mehr bis zu ihrer endgültigen Vernichtung durch das britische Empire.

Warum Zulu Dawn mit einer derartigen Ignoranz seitens der Filmfreunde gestraft wird, ist mir völlig schleierhaft. Der filmhistorische Stellenwert der beiden Filme lässt sich übrigens prima an der Bluray-Umsetzung ablesen. Während der fast 50 Jahre alte Zulu in atemberaubender Farbenpracht auf die Scheibe gebannt wurde, ist die Bildqualität des 15 Jahre jüngeren Prequels bestenfalls als dem Alter angemessen zu bezeichnen. Verdient hat Zulu Dawn diese Missachtung wirklich nicht.  

UNDER SIEGE 2: DARK TERRITORY (Geoff Murphy, 1995)

Assumption is the mother of all fuck-ups.

Nach dem großen Erfolg des ersten Teils musste natürlich eine Fortsetzung her. Diese ist im Allgemeinen nicht sehr beliebt, ich hingegen mag sie genauso gerne wie Teil 1. Das Setting in einem Zug gefällt mir sogar noch besser als das Schiffs-Szenario des Vorgängers. Im Vergleich zu diesem wurde das Budget deutlich aufgestockt, was u. a. eine grandiose Actionsequenz am Ende ermöglichte, in der der Zug auf einer Brücke frontal mit einem mit Benzin beladenem Güterzug kollidiert. 

Für die Regie verpflichtete man den Neuseeländer Geoff Murphy, der mich schon mit dem zehn Jahr zuvor entstandenen Endzeitfilm The Quiet Earth nachhaltig beeindrucken konnte und auch hier gute Arbeit ablieferte. Einige Abstriche muss man beim Cast machen. Zwar gelang es, den kompletten Krisenstab des ersten Teils wieder zu verpflichten, doch haben die beiden Oberschurken Everett McGill und Eric Bogosian nicht das Charisma eines Gary Busey oder gar Tommy Lee Jones. 

Dies lässt sich aber leicht verschmerzen, zumal die Vertonung dieses Mal in den kompetenten Händen von Basil Poledouris lag. Und so bietet Under Siege II anderthalb Stunden beste Unterhaltung. Und der Spruch, den ich als Zitat vorangestellt habe, ist inzwischen Legende.

Freitag, 29. März 2013

HAYWIRE (Steven Soderbergh, 2011)

I've never done a woman before.

Als ich kürzlich einen Artikel über Steven Soderbergh las, wurde mir bewusst, dass ich nur wenige Filme von ihm kenne, diese aber alle gut finde. Höchste Zeit also, den eigenen Horizont etwas zu erweitern...

Haywire ist ein James-Bond-artiger Actionfilm mit ständig wechselnden Sets rund um die Welt. Barcelona, Dublin, New York, New Mexico, Vera Cruz, Mallorca - viel mehr geht auch beim britischen Geheimagenten nicht. Bei Haywire ist die Protagonistin eine Frau, und zwar die frühere Mixed-Martial-Arts-Kämpferin Gina Carano, die nicht nur phantastisch aussieht, sondern aufgrund ihrer früheren Tätigkeit über höchst beeindruckende kämpferische Fähigkeiten verfügt. Sie ist es dann auch, die den Film so sehenswert macht. Die (nicht allzu große) schauspielerische Herausforderung meistert sie leidlich, doch die Kampfszenen sind nicht nur erstklassig choreografiert, sondern wirken darüber hinaus größtenteils sehr realistisch. Aufgrund ihrer Technik nimmt man es ihr durchaus ab, dass sie die Männer gleich reihenweise vermöbelt. 
 
Die Inszenierung ist makellos. Bemerkenswert ist die Montage der Befreiungssequenz des chinesischen Dissidenten in Barcelona: während sie sich optisch an den üblichen Formalien orientiert wie schnelle Schnittfolge, wackelnde Kamera, etc., wird die natürliche Geräuschkulisse zunächst komplett durch Musik überlagert. Als dann die ersten Schüsse fallen, sind diese nur dumpf zu hören, während die anfangs sehr langsame Musik stetig an Tempo gewinnt und im Laufe der Verfolgungsjagd immer dynamischer wird. In gleichem Maße kommen dann auch wieder die natürlichen Geräusche zum Einsatz, die sich zunächst mit der Musik mischen und diese zum Schluss ganz verdrängen. Großartig! In den Nebenrollen kann Soderbergh mit einem beeindruckenden Cast aufwarten: Ewan McGregor, Michael Douglas, Bill Paxton, Antonio Banderas und Michael Fassbender.

Nüchtern betrachtet ist Haywire ein formelhafter und spannender Actionreißer, der sich jedoch durch seine perfekte Inszenierung und die wunderbare Hauptdarstellerin, die zugleich Gefahr und Sex-Appeal ausstrahlt, von der Masse abhebt.

Mittwoch, 27. März 2013

ZULU (Cy Endfield, 1964)

We dropped at least 60, wouldn't you say? - That leaves only 3,940.

Sehr guter Kriegsfilm über die geschichtlich belegte Schlacht um Rorke's Drift, bei der etwa 150 britische Soldaten einem Angriff von 3.000 bis 4.000 Zulu-Kriegern standhielten. Endfield bemühte sich um eine objektive Darstellung der gegnerischen Parteien, wobei die Zulus natürlich nur eine gesichtslose Masse bleiben. Er verzichtete jedoch auf jeden Pathos, und so stehen die Sieger am Ende nicht als strahlende Gewinner da, sondern als glückliche Überlebende eines grausamen Massakers, auf das niemand stolz sein kann. "Sick" erwidert dann auch folgerichtig Lt. Bromhead (Michael Caine in seiner ersten größeren Rolle) nach gewonnener Schlacht auf die Frage, wie er sich fühle. Übelkeit, Ekel und Erschöpfung statt wehender Fahnen und Siegesfeiern. 

Sehr überzeugende Darsteller, allen voran Stanley Baker, der den Film auch mitproduziert hat. Endfield porträtiert ihn nicht als heldenhaften Führer, sondern als zaudernden Kommandeur, der zwischenzeitlich sogar kurz davor ist, dem Kampf zu entfliehen und sich hinter seiner nur leichten Verletzung zu verstecken. Letztlich trifft er jedoch die richtigen Entscheidungen und hat das notwendige Glück, die Schlacht zu überstehen. 

Zum Schluss wird's dann doch noch pathetisch, als die Zulus nochmal anrücken, die Briten in Kampfstellung gehen, um dann festzustellen, dass die Zulus ihnen durch einen Gesang Ehrerbietung für ihren tapferen Kampf erweisen und anschließend friedlich von dannen ziehen. Das ist natürlich kompletter Unsinn. In Wahrheit sind die völlig erschöpften Zulus abgerückt, weil die britische Verstärkung eintraf.