Mittwoch, 30. Oktober 2013

THE THING (Matthijs van Heijningen, 2011)

Burn it!

Durchaus brauchbares Prequel zu Carpenters gleichnamigem Klassiker, der allerdings die klaustrophobische Atmosphäre desselben vermissen lässt. Dies ist vor allem auf die zahlreichen Logikfehler des Drehbuchs und die etwas farblosen Darsteller zurückzuführen. Leidlich spannend ist die Geschichte trotzdem, und die Anwesenheit einer weiblichen Wissenschaftlerin (anfangs sind es sogar zwei) bringt so etwas wie eine Alien-Komponente ins Spiel. 

Die Special Effects sind einigermaßen gelungen, doch wird das Alien für meinen Geschmack viel zu oft und zu deutlich gezeigt. Hier wäre ein dezenterer Einsatz wünschenswert gewesen, um der Phantasie des Zuschauers mehr Raum zu geben. Dafür ist die Helikopter-Sequenz am Ende, die den nahtlosen Übergang zum Carpenter-Film markiert, besonders gut gelungen. Insgesamt ein sehr ordentliches Debut des niederländischen Regisseurs.  

THE GREY (Joe Carnahan, 2011)

Fuck faith! Prove yourself!

Hat man den schwachen Beginn, der vom Offscreen-Gebrabbel des Protagonisten gekennzeichnet ist, gut hinter sich gebracht, entpuppt sich Carnahans Film über eine Gruppe Überlebender eines Flugzeugabsturzes, die sich einer Meute hungriger Wölfe gegenüber sieht, als äußerst mitreißender Thriller, der vor allem durch seinen realitätsnahen Ansatz und den Verzicht auf übertrieben dramatische Zuspitzungen überzeugen kann. Wobei es zunächst noch einen dicken Logikfehler zu verarbeiten gilt: Die Begründung, warum die Männer nach dem Absturz das Flugzeugwrack verlassen und sich zu einer Gruppe weit entfernter Bäume aufmachen, ist an den Haaren herbeigezogen und unter rationalen Gesichtspunkten nicht nachvollziehbar. Immerhin hätte das Flugzeugwrack etwas Schutz geboten, und die Chance, gefunden zu werden, war dort auch am größten. 

Wie auch immer: nimmt man dies einfach so hin, bereitet The Grey dem Zuschauer eine Menge Freude. Neben der Gefahr, die von den Wölfen ausgeht, ist auch das Thema Verlust ein prägendes Element, was der Geschichte zumindest etwas Tiefe verleiht. Toll ist auch das Ende, das aber an dieser Stelle nicht verraten werden soll.

Montag, 28. Oktober 2013

LE PACTE DES LOUPS (Christophe Gans, 2001)

Dritte Sichtung, wobei die letzte fast zehn Jahre zurückliegt – dafür jetzt erstmals auf Bluray. Die eigenwillige Mixtur aus Fantasy-Elementen, Historienfilm und Martial-Arts-Szenen rund um die historisch verbürgte Geschichte der Bestie vom Gévaudan, aufgepeppt durch eine krude Verschwörungstheorie, wirkt zwar auf den ersten Blick etwas inkonsistent, fügt sich aber dann doch erstaunlich gut zusammen. Vincent Cassel gibt einen charismatischen Bösewicht und Monika Bellucci die geheimnisvolle Schöne. 

Eindeutiger Schwachpunkt sind die Animationssequenzen mit der Kreatur, die den Eindruck erwecken, für vernünftige CGI habe das Geld trotz des üppigen Budgets nicht gereicht. Da sich dies auf wenige Szenen gegen Ende beschränkt, kann man darüber ebenso großzügig hinwegsehen wie über die ein oder andere inhaltliche Ungereimtheit. 

Unter dem Strich ist Gans ein rundum stimmiger und äußerst unterhaltsamer Film gelungen. Die stattliche Spieldauer von immerhin 2 ½ Stunden verging wie im Flug.

Freitag, 18. Oktober 2013

CARRIERS (David und Àlex Pastor, 2009)

Sometimes choosing life is just choosing a more painful form of death.

Bei Endzeitfilmen gibt es die verschiedensten Herangehensweisen, die alle ihr Für und Wider haben. Oft sind Zombies im Spiel, ersatzweise Kannibalen - irgendeine feindliche Macht eben, die eine Gefahr für die Protagonisten darstellt. Die Pastor-Brüder hingegen wählen einen ebenso minimalistischen wie realistischen Ansatz, indem sie den Alltag einer Gruppe von vier jungen Leuten zeigen, die sich mit den Gegebenheiten arrangieren müssen. Dabei verzichten sie auf Elemente der künstlichen Dramatisierung und richten den Fokus auf die permanente Ansteckungsgefahr in Verbindung mit der Frage, inwieweit man Infizierten, die ohnehin bald sterben werden, Hilfe angedeihen lässt und sich dabei der Gefahr aussetzt, sich selbst anzustecken. Ist es noch vergleichsweise einfach, einen Fremden samt kranker Tochter alleine zurückzulassen, fällt dies bei der Freundin oder dem eigenen Bruder schon deutlich schwerer. 

Trotz seiner pessimistischen Grundhaltung ist Carriers kein Film, der einen runterzieht oder gar deprimiert zurücklässt. Der anfangs eingeschlagene Weg wird konsequent weiter verfolgt. Die Handlung besteht im Prinzip aus kleinen Episoden, die Wegpunkte auf der Fahrt der vier Freunde zur Westküste markieren. Dabei baut sich eine enorme Spannung auf, die es zusammen mit der dichten Atmosphäre mühelos schafft, den Zuschauer über die gesamte Spieldauer zu fesseln. 

Ein toller Film, der dem Genre den ein oder anderen neuen Aspekt hinzufügen kann. Umso bedauerlicher, dass Carriers nicht die Wertschätzung erfahren hat, die er verdient.

Donnerstag, 17. Oktober 2013

DRAG ME TO HELL (Sam Raimi, 2009)

Choke on it, bitch!

Die Zahl der Raimi-Filme, für die ich mich begeistern kann, ist sehr überschaubar. Und soviel ist sicher: Drag me to Hell gehört nicht dazu. Ganz offensichtlich ein Versuch, zurück zu den Anfängen zu gehen. Dort stand der Kult-Klassiker Evil Dead, da kann man auch gleich die Story nochmal verwursten, von der Enge der Waldhütte in die Weite der Großstadt verlegen und das Ganze mit dem Erfolg der Spiderman-Filme im Rücken entsprechend aufwändiger produzieren. 

Das Ergebnis ist ein völlig uninspiriertes Filmchen, das den Zuschauer mit billigen Taschenspielertricks und Selbstreferenzen langweilt. Die Heimsuchungen durch den bösen Geist wiederholen sich ständig und nerven spätestens ab dem zweiten Mal. Immerhin sitzen einige der Schockeffekte aufgrund des hervorragenden Sounddesigns ganz gut, helfen aber auch nicht gegen die immer stärker um sich greifende Langeweile. Der Film dauert gerade mal 90 Minuten, die sich aber anfühlen wie zwei Stunden. Die Story ist dermaßen blöd, dass man noch nicht mal darüber lachen kann. Dadurch hat der Abspann eine ungeheuer befreiende Wirkung.

Dienstag, 8. Oktober 2013

SPRING BREAKERS (Harmony Korine, 2012)

Just fucking pretend like it's a video game.

Ein völlig abgefahrener Film, der es dem Zuschauer alles andere als leicht macht. Ist man zunächst versucht, ihn aufgrund seiner buntflimmernden Video-Clip-Ästhetik mit Zeitlupen sowie ständigen Wiederholungen von Bildabfolgen und Dialogzeilen schnell als an oberflächlichen Reizen interessiertes Popfilmchen abzustempeln, entpuppt er sich mit zunehmender Spieldauer als bitterböse Satire, die sich eben genau jener Stilmittel bedient und die Orientierung an oberflächlichen Reizen ad absurdum führt. Dabei werden die Erwartungen des Zuschauers gnadenlos unterlaufen. Der Film entwickelt sich über die gesamte Spielzeit nie so, wie man es erwartet. Das gipfelt im überraschenden Schluss, in dem die Grenzen zwischen realem Leben und Videospiel komplett verwischen. Da ist es dann auch schon fast wieder logisch, dass die beiden Mädels mit ihrer Nummer durchkommen und am Ende entspannt mit dem Lamborghini abdüsen, gemäß dem Motto: Gute Mädchen kommen in den Himmel, böse Mädchen überall hin.

Das alles ist sehr schön anzuschauen, wobei die bunten Bilder in krassem Gegensatz zu der Gewalt stehen, in deren Sog die Mädels immer stärker hineingerissen werden. Auf die Spitze treibt Korine das, wenn er sie im Voice-Over mit Mama oder Oma telefonieren lässt, die erzählt bekommen, wie paradiesisch das Leben doch sei und wie sehr man sich in Florida selbst verwirklichen könne, während die Kamera sterbende Körper einfängt. Eine ziemlich extreme Form der Selbstverwirklichung, die die Damen da praktizieren.

Samstag, 5. Oktober 2013

FRANKENWEENIE (Tim Burton, 2012)

I can fix it.

Burtons Interpretation des Frankenstein-Themas ist bekanntlich ein Remake seines eigenen Kurzfilms Frankenweenie aus dem Jahr 1984. Die Umsetzung als Stop-Motion-Film, zudem in stilvollem Schwarzweiß gehalten, hat unbestreitbar Charme. Wie in praktisch allen Burton-Filmen sind es auch hier die vielen Details, die liebevoll gestalteten Sets und die bizarren Figuren, die besondere Aufmerksamkeit erregen. Die vom biederen amerikanischen Mittelstand bevölkerte Vorstadt-Siedlung New Holland, in der sich das Geschehen größtenteils abspielt, ist dabei unverkennbar an das Städtchen in Edward Scissorhands angelehnt; mit der Figur des Lehrers Rzykruski, dessen Äußeres stark an Vincent Price erinnert, der dort in einer Nebenrolle zu sehen ist, gibt es eine weitere Parallele. Die Story orientiert sich grob an der des großen Vorbildes, bereichert um zahlreiche Verweise auf die Horrorfilme der 50er und 60er Jahre. Da darf selbst Godzilla nicht fehlen.  

Frankenweenie strotzt nur so von verrückten Ideen, und man merkt seinen Machern die liebevolle Verehrung der stilbildenden Horrorfilme des letzten Jahrhunderts und seiner Protagonisten zu jeder Sekunde an. Mit Frankenweenie ist Burton eine detailverliebte Hommage an ebenjene gelungen, die sich zudem wohltuend von seinen letzten Regiearbeiten abhebt, die zunehmend zu quietschbunten Johnny-Depp-Kostümparaden zu verkommen drohten.