Dienstag, 19. November 2013

PASSION (Brian de Palma, 2012)

Now I want to be loved.

Nach dem grausigen Redacted tut es gut, de Palma wieder in alter Form zu sehen. Dafür hat er sich auch immerhin fünf Jahre Zeit gelassen. Passion ist vor allem eine große Selbstreferenz und ganz offensichtlich de Palmas Weg zurück zu seinen eigenen Wurzeln. Es handelt sich dabei um ein Remake des mir unbekannten Thrillers Love Crime des Franzosen Alain Corneau. 

Etwas merkwürdig mutet die Ansiedlung der Geschichte in Berlin an, wobei die Stadt an sich keine Rolle spielt. Wahrscheinlich waren dafür eher praktische Gründe ausschlaggebend: de Palma drehte in Babelsberg, da lag es nahe, Berlin als Schauplatz zu verwenden. Die deutsch sprechenden Kommissare, die natürlich auch von deutschen Darstellern gespielt werden, verleihen Passion etwas Provinzielles und lassen den Film stellenweise fast wie eine Tatort-Folge wirken. Toll ist in jedem Fall Rachel McAdams als skrupelloses, intrigantes Biest.

Passion bietet all das, was einen guten de-Palma-Film ausmacht: eine spannungsreiche, mit vielen Wendungen versehene Story, die der Grenze zur Absurdität gefährlich nahekommt, ambivalente, undurchsichtige Charaktere, eine Prise Erotik, eine famose Bildregie und natürlich die fast schon obligatorische Splitscreen-Szene. Absolut gelungen.

  

Sonntag, 17. November 2013

REDACTED (Brian de Palma, 2007)

Was Brian de Palma geritten hat, dieses strunzdumme und grundnaive Propaganda-Filmchen zu drehen, das zudem noch wie ein billiger Abklatsch seines (weitaus besseren) Casualties of War wirkt, vermag ich nicht zu sagen. In jedem Fall offenbart er darin eine widerwärtig arrogante Haltung dem amerikanischen Militär gegenüber und schwingt sich zum moralischen Richter auf. Dabei bin ich mir durchaus darüber im Klaren, dass die Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht. Nur macht sie das keinen Deut besser, zumal de Palma in erzählerischer Hinsicht auf ganzer Linie versagt. Die Charaktere sind so flach wie die Sandwüste im Irak. Hier wird kein noch so billiges Klischee ausgespart. Gepaart mit dem krampfhaften Versuch, dem Ganzen dadurch Authentizität zu verleihen, dass er einen wilden Mischmasch diverser Medien und Videoquellen verwendet, ergibt dies eine unverdauliche Mischung, die einem noch Stunden später wie ein Sack Steine im Magen liegt. Nicht einmal für den abgegriffenen, wohl schon obligatorischen Nazi-Vergleich ist sich de Palma zu schade. Und wenn man dann meint, man habe nun wenigstens den Tiefpunkt des Films hinter sich gebracht, unterbietet de Palma selbst das noch mühelos, indem er zum Schluss die Worte "Collateral Damage" einblendet und echte Fotos irakischer Kriegsopfer zeigt, bevorzugt natürlich Frauen und Kleinkinder.

Ganz offensichtlich hat die allgemein um sich greifende, medial nach Kräften unterstützte Verblödung auch vor ihm nicht haltgemacht. Dies ist umso bedauerlicher, als ich de Palmas Arbeiten normalerweise sehr schätze. Redacted ist jedenfalls der absolute Tiefpunkt in seinem bisherigen Schaffen. Nach der Sichtung hätte ich fast gekotzt.

Dienstag, 5. November 2013

WALL STREET: MONEY NEVER SLEEPS (Oliver Stone, 2010)

It's not about the money, it's about the game

Völlig missratene Fortsetzung, die außer oberflächlichen Phrasen und Allerweltsweisheiten nicht viel zu bieten hat. Stone betet nur das nach, was eh jeder weiß und bemüht sich ansonsten, niemandem zunahe zu treten. So kommt Wall Street: Money never sleeps seltsam blutleer daher und lässt all die Stärken seines Vorgängers vermissen. Doch damit nicht genug, baut Stone noch ein albernes Familiendrama ein, das platter kaum sein könnte. 

Einigermaßen sehenswert wird der Film erst im letzten Drittel, wenn Gordon Gekko seine Tochter um 100 Millionen Dollar prellt und damit - dem allgemeinen Trend entgegen - die 10-fache Summe als Gewinn erzielt. Aber selbst das macht Stone durch das unglaubwürdige, auf Harmonie getrimmte Ende zunichte. 

Shia LaBeouf agiert völlig konturenlos und Carey Mulligan geht einem mit ihrer zur Schau gestellten Wehleidigkeit schon nach kurzer Zeit auf den Keks. So ist es an Michael Douglas, die Kohlen aus dem Feuer zu holen und den Film vor dem völligen Untergang zu bewahren. Viel retten kann er auch nicht mehr, doch sorgt er immerhin für ein paar Szenen, die auch nach dem Abspann noch in Erinnerung bleiben. Ansonsten eher ein Film zum Vergessen.

Montag, 4. November 2013

WALL STREET (Oliver Stone, 1987)

If you need a friend, get a dog!

Stones kritische Auseinandersetzung mit den Schattenseiten des Kapitalismus ist inzwischen ein Klassiker und Gordon Gekkos "Greed is good"-Rede hat bis heute nichts von ihrer Wirkung verloren. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass sie nicht nur die unter Börsenspekulanten und Wirtschaftsmagnaten weit verbreitete Mentalität treffend beschreibt, sondern eben auch unbestreitbar wahr ist. Gier ist eine der Triebfedern der Gesellschaft und ohne sie wäre die Menschheit nicht da, wo sie heute ist. 

Dreh- und Angelpunkt des Films ist ein glänzend aufgelegter Michael Douglas, der hier eine der eindrucksvollsten Leistungen seiner Karriere ablieferte. Toll auch Martin Sheen in der Rolle des unbeugsamen, aufrechten, durch und durch aufrichtigen Gewerkschaftlers, der sich Gekkos Avancen als Einziger widersetzt. 

Natürlich bedienen die Figuren die gängigen Klischees und sind gnadenlos überzeichnet; Stone kennt nur schwarz oder weiß - da bleibt wenig Raum für Zwischentöne. Doch verzeiht man ihm dies gerne, sind es doch gerade diese Zuspitzungen, die Wall Street zu dem herausragenden Film machen, der er ist.