Mittwoch, 16. März 2016

SPECTRE (Sam Mendes, 2015)

I can think of worse ways to go.

Schon im Vorfeld war klar, dass es schwierig werden würde, an das Niveau des sehr erfolgreichen Vorgängers Skyfall anzuknüpfen. Dessen waren sich ganz offensichtlich auch die Macher bewusst, und so bemüht man sich erkennbar, die Magie alter Zeiten heraufbeschwören. Das fängt schon beim Vorspann an, der erstmals seit dem Neustart der Reihe wieder mit der traditionellen Pistolenlauf-Sequenz aufwartet. Unterlegt ist diese allerdings von einem wirklich scheußlichen Song, der gewiss als einer der schwächsten Bond-Songs in die Geschichte eingehen wird. Auffällig sind die vielen Selbstreferenzen, die jedoch im Gegensatz zum hervorragenden Casino Royale völlig humorlos und ironiefrei vorgetragen werden. Schon die Story wirkt wie eine Verneigung vor den Anfängen der Reihe. Da gibt es eine Zugfahrt inklusive Schlägerei wie seinerzeit in From Russia with Love, das in mehreren Bondstreifen bemühte Motiv des Oberschurken als Gastgeber, wobei es sich in Wahrheit eher um eine Gefangennahme handelt, und mit Blofeld kommt ein alter Gegenspieler Bonds zu einem neuen Auftritt. Und da zeigt sich gleich auch die Schwäche dieser überbordenden Selbstverliebtheit: Nicht genug damit, dass Blofeld ein böser und mächtiger Gegenspieler ist, ist er zugleich auch quasi Bonds Adoptivbruder, der seinen Hass auf jenen als Triebfeder seines Handelns begreift, und nicht nur der heimliche Boss aller vorherigen Bondgegner sondern auch dafür verantwortlich ist, dass Bond alle Menschen verloren hat, die ihm mal etwas bedeutet haben. Blofeld ist seine ganz persönliche Nemesis. Doch damit immer noch nicht genug: Blofeld hat auch den Chef des britischen Geheimdienstes gekauft, um mit diesem gemeinsam den weltweiten Einsatz seines Spionagesystems zu erreichen. Wer angesichts solcher Kapriolen seine Fassung bewahrt, kann sich meines Respekts sicher sein. Mir jedenfalls wurde das alles irgendwann einfach zu viel und ich war nicht mehr bereit, der kruden Story inhaltlich zu folgen.

Nun ist Spectre nicht der erste Bondfilm mit zweifelhafter Story und oft genug ist es den Vorgängern gelungen, dieses Manko mit mitreißender Action zu kompensieren. Doch auch in diesem Punkt kann Bond Nummer 24 nicht völlig überzeugen. Abgesehen von der tollen Pre-Credits-Sequenz, die den Höhepunkt des Films darstellt, gibt es wenig, was das Herz des Actionfreundes höher schlagen lässt. Zwar ist die Verfolgungsjagd mit den Autos routiniert inszeniert, wirkt aber erstaunlich bieder und vermittelt den Eindruck, als habe Mendes nicht gewusst, wie er die Handbremse löst. Und auch in puncto Bondgirls schwächelt Spectre. Monika Bellucci sieht für ihre 50 Lenze ziemlich alt aus (wenn auch nicht unattraktiv) und zu sagen, die blasse Léa Seydoux hätte keine Austrahlung, ist eine maßlose Untertreibung. Dass Bond sich in dieses unreife kleine Mädchen verlieben und wegen ihr seine Agententätigkeit an den Nagel hängen soll, ist die Krönung der an Absurditäten nicht armen Geschichte.

Gibt es auch Positives zu berichten? Durchaus: der neue Aston Martin DB10, der extra für den Film gebaut wurde, ist ein Hingucker, kommt aber leider nur zu einem kurzen Einsatz, es gibt ein paar schöne, wenn auch nicht übermäßig exotische Locations zu bewundern und die erste Film Hälfte ist dank eines gewohnt starken Daniel Craig ziemlich unterhaltsam geraten, bevor das Script dann im zweiten Teil ziemlich aus dem Ruder läuft. Und so ist Spectre zwar nicht völlig misslungen, zählt nach meinem Empfinden aber in jedem Fall zu den schwächeren Bonds.

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