Samstag, 29. Oktober 2016

THE NEON DEMON (Nicolas Winding Refn, 2016)

 I ate her.

Die Arbeiten von Nicolas Winding Refn lerne ich mit jedem seiner Filme mehr zu schätzen und im Laufe der Jahre hat der Däne sich zu einem meiner Lieblingsregisseure entwickelt. Dies nicht zuletzt deshalb, weil sein Œuvre inzwischen eine beachtliche Vielfalt aufweist und insbesondere seine letzten Filme eine betörend schöne Bildersprache aufzuweisen haben. Von den Kopenhagener Gangster-Geschichten, mit denen er vor zwanzig Jahren angefangen hat, über die Charakterstudie Bronson, den spirituellen Valhalla Rising und den massentauglichen Drive bis hin zu dem völlig abgedrehten Only God forgives, der für den Mainstream-Kinogänger, der Drive noch abfeierte, wie ein Schlag in die Fresse gewirkt haben muss.

Mit The Neon Demon geht er diesen Weg konsequent weiter und es fällt nicht schwer zu prophezeien, dass auch Refns neuestes Werk auf keine allzu große Gegenliebe beim Massenpublikum stoßen wird. Wie schon beim Vorgänger ist eine Story nur noch rudimentär vorhanden. Narzissmus, Neid, Gier, Eifersucht, Nekrophilie - die Liste der Themen, die  The Neon Demon beackert, ist lang und mit dieser Aufzählung noch nicht einmal vollständig wiedergegeben. Dabei produziert er wieder einmal verstörend schöne Bilder, die schnell eine Sogwirkung entfalten und zugleich faszinieren und abstoßen. Bestes Beispiel dafür ist die lesbische "Vergewaltigung" der Frauenleiche - eine Szene, die nach Filmende noch lange im Gedächtnis bleibt. Untermalt wird das Geschehen meist von sphärischen Klängen oder rhythmischem Disco-Sound, für den wieder Cliff Martinez verantwortlich zeichnet, mit dem Refn schon bei seinen letzten beiden Filmen zusammengearbeitet hat. Übrigens zählt auch Spring Breakers zu seinen Arbeiten, mit dem The Neon Demon durchaus einige Gemeinsamkeiten hat.

The Neon Demon ist ein faszinierender Trip, der die oberflächliche Welt der Models und Modeagenturen von einer ganz eigenen Seite beleuchtet und zugleich dem Wort Konsumgesellschaft eine neue Bedeutung verleiht. Dabei lotet Refn die Extreme in alle nur erdenklichen Richtungen aus und scheut vor keiner Eskalation zurück. Da ist das Ende nur konsequent. Richtig schocken kann es zu diesem Zeitpunkt nicht mehr.

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