Mittwoch, 23. April 2025

SOLEIL ROUGE (Terence Young, 1971)

Do you always shoot your bed partner in the morning?

Soleil Rouge wird mitunter gerne als Spaghetti Western bezeichnet, eine Einordnung, mit der ich mich etwas schwertue. Fraglos gibt es aber zahlreiche Gemeinsamkeiten mit diesem wunderbaren Subgenre des uramerikanischen Westerns. So handelt es sich um eine europäische Produktion mit dem erfolgreichen James-Bond-Regisseur Terence Young auf dem Regiesessel. Gedreht wurde in Spanien, und zwar in der Gegend um Granada in Andalusien. Auch der Gewaltgrad ist zünftig, ebenso wie der beachtliche Bodycount. Musikalisch untermalt wurde das Ganze leider nicht von Ennio Morricone, sondern dem französischen Komponisten Maurice Jarre, der seine Sache aber auch ganz gut macht. Dennoch gelingt es ihm im Gegensatz zum italienischen Großmeister nicht, dem Film seinen Stempel aufzudrücken oder zumindest einen musikalischen Wiedererkennungswert zu geben.

Bei der Wahl der Darsteller war man gleich interkontinental unterwegs. Neben den Europäern Alain Delon, dem Schweizer Bondgirl Ursula Andress, das sich hier erfreulicherweise deutlich freizügiger gibt als in Dr. No, und dem Amerikaner litauischer Abstammung Charles Bronson gibt es auch den japanischen Star Toshirō Mifune zu bewundern, der hier einen Samurai und Leibwächter des japanischen Botschafters spielt. Und so stehen – zumindest in der ersten Hälfte des Films – erwartungsgemäß die kulturellen Unterschiede zwischen den von Bronson und Mifune verkörperten Figuren im Besonderen und der japanischen und der amerikanischen Kultur im Allgemeinen im Fokus. Dies tritt mit zunehmender Spieldauer aber immer mehr in den Hintergrund. Trotzdem lebt Soleil Rouge natürlich in erster Linie vom Duell der beiden, wobei sich die anfängliche Rivalität zunehmend in Richtung einer partnerschaftlichen Freundschaft entwickelt. Und am Ende stellt sich dann sogar noch eine Prise Wehmut ein.

Youngs Verdienst ist, das Ganze nicht zu ernst zu nehmen und mit der entsprechenden Leichtigkeit in Szene zu setzen. Zwischendurch gibt es immer mal wieder groß angelegte Actionsequenzen, die zwar den ein oder anderen inszenatorischen Makel aufweisen, doch fällt das nicht groß ins Gewicht. Und so bietet Soleil Rouge über die gesamte Spieldauer unterhaltsame, leicht verdauliche Kost, die einfach Spaß macht.

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