You've gotta ask yourself a question: "Do I feel lucky?" - Well, do you, punk?
Aus heutiger Sicht wirkt die Aufregung, die Dirty Harry bei seiner Veröffentlichung evozierte, schwer nachvollziehbar. Dabei muss man das natürlich im Kontext des damaligen Zeitgeistes sehen. Aber im Grunde hat Callahan ja recht, wenn er Gesetze als "crazy" bezeichnet, die verhindern, dass eindeutige Beweise nicht verwendet werden dürfen, wenn sie auf nicht legale Weise erworben wurden, und somit ein mehrfacher Mörder wieder auf freien Fuß gesetzt werden muss. Mit Selbstjustiz hat Calahans Vorgehen nicht im geringsten etwas zu tun, auch wenn dies seinerzeit zum Teil so interpretiert wurde.
Don Siegel war bekannt für seinen schnörkellosen und effizienten Inszenierungsstil, was insbesondere in seinen frühen Tagen oft auch dem geringen Budget geschuldet war. Auch hier tritt dieses Merkmal klar zu Tage. Die Einstellungen des Films wirken nicht ausgefeilt und komponiert wie beispielsweise bei Eastwoods anderem Mentor, Sergio Leone, sondern eher hastig dahingerotzt. Dies passt wiederum perfekt zur Tonart des Films und bedeutet im Übrigen auch nicht, dass Dirty Harry auf der visuellen Ebene wenig zu bieten hätte. Im Gegenteil: Bruce Surtees, mit dem sowohl Siegel als auch vor allem Eastwood später noch öfter zusammenarbeiten sollten, setzte das San Francisco der späten 60er Jahre als Metropole der Flower-Power-Bewegung wunderbar in Szene und schuf dabei mitunter Bilder betörender Schönheit. Und eine geeignetere Stadt für einen Polizei-Thriller als San Francisco gibt es einfach nicht. Die Handlung als solche ist weder sonderlich originell noch übermässig spannend, aber das nimmt Dirty Harry nichts von der Faszination, die auch nach mehr als 50 Jahren noch von ihm ausgeht. Ein großartiger Film!
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