Mittwoch, 26. März 2014

THE KILLERS (Don Siegel, 1964)

The only man that's not afraid to die is the man that's dead already.

Don Siegels The Killers war ursprünglich als Fernsehfilm geplant, doch letztlich als zu hart für das zartbesaitete TV-Publikum empfunden. Leider kenne ich weder Hemingways Kurzgeschichte, die Siegels Film zugrundeliegt, noch die erste Verfilmung derselben durch Robert Siodmak aus dem Jahr 1946. Siegels Version jedenfalls gefällt mir ganz ausgezeichnet. Meiner Erstsichtung vor knapp zehn Jahren lag die Aufzeichnung einer (synchronisierten) Fernseh-Ausstrahlung zugrunde. Dieses Mal hatte ich die Gelegenheit, den Film im O-Ton zu schauen. Der überwiegende Teil der Handlung besteht aus Rückblenden, die als Verhöre geschickt in die Rahmenhandlung eingeflochten wurden.

Die Erzählweise und das Outfit der beiden Killer erinnern an Tarantinos Reservoir Dogs oder auch Pulp Fiction, und ich bin überzeugt, dass er sich von Siegels Film hat inspirieren lassen. Die wendungsreiche Story schafft es mühelos, den Spannungsbogen bis zum Schluss aufrecht zu erhalten und besticht u. a. durch die detaillierte Charakterzeichnung. Die Hauptrollen sind ausgezeichnet besetzt, insbesondere John Cassavetes bietet eine herausragende Leistung. Angie Dickinson ist ohnehin ein erfreulicher Anblick und als Bonbon gibt's noch Ronald Reagan in seiner letzten Filmrolle zu sehen. 

Ein toller Film und eine von Siegels besten Arbeiten.   

Dienstag, 25. März 2014

TWO MULES FOR SISTER SARA (Don Siegel, 1970)

Everybody's got a right to be a sucker once.

Ein höchst vergnügliches Filmchen mit einem glänzend aufgelegten Clint Eastwood. Die letzte Sichtung liegt bei mir mindestens 25 Jahre zurück. 

Atmosphärisch und inhaltlich ist Siegels Film dem Spagetti-Western näher als dem klassischen US-Western, was nicht zuletzt durch die von Eastwood verkörperte Figur unterstrichen wird. Die Parallelen zum "Man with no Name" aus Leones Dollarfilmen sind sicher kein Zufall. Die zwischenmenschlichen Probleme, die es dem Vernehmen nach sowohl zwischen Eastwood und MacLaine als auch zwischen Siegel und ihr gegeben haben soll, merkt man dem fertigen Produkt glücklicherweise nicht an. Höhepunkt sind der recht blutige Angriff auf die französische Festung gegen Ende und natürlich die wie immer tolle Musik von Ennio Morricone.

Two Mules for Sister Sara bietet knapp zwei Stunden unbeschwerte und leichtfüßige Unterhaltung. Ein Wiedersehen, das mir Freude bereitet hat.

Freitag, 21. März 2014

SALVADOR (Oliver Stone, 1986)

Best thing about Latin women is they don't speak English.

Salvador erzählt von den Erlebnissen des Fotografen Richard Boyle (James Woods), der Anfang der 80er Jahre im Strudel des Bürgerkrieges im mittelamerikanischen El Salvador unterwegs ist auf der Jagd nach Fotos, um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Neben der finanziellen Not treiben ihn auch persönliche Motive: seiner Geliebten Maria, einer Einheimischen, die mit den linken Rebellen sympathisiert, droht Ungemach durch die rechten Todesschwadronen.

Wie bei Stone nicht anders zu erwarten, beleuchtet er die Rolle der US-Regierung kritisch, die aus Angst vor einer kommunistischen Invasion den Diktator mit Waffenlieferungen unterstützte. Doch auch die Gegenseite kommt nicht viel besser weg, da sich ihre Methoden kaum von denen der Machthaber unterscheiden. So sind die Hauptleidtragenden unter der Zivilbevölkerung zu suchen, die gleich reihenweise abgeschlachtet wird.

Seinen Reiz bezieht Salvador aus der in höchstem Maße authentisch wirkenden Rekonstruktion der damals herrschen Verhältnisse mit geschickt in die fiktive Handlung integrierten historisch verbürgten Ereignissen. So erlebt man den Konflikt aus der subjektiven Perspektive des Versagers Boyle, der sein Leben in der Heimat nicht im Griff hat, es durch geschicktes Taktieren und gute Kontakte aber versteht, zwischen den beiden Konfliktparteien nicht unter die Räder zu kommen und sie teilweise sogar gegeneinander auszuspielen. James Woods spielt das durchaus überzeugend und trägt den Film souverän über die zwei Stunden.

Dienstag, 18. März 2014

ESCAPE PLAN (Mikael Håfström, 2013)

You hit like a vegetarian.

Ich bin ein bekennender Fan von Arnold Schwarzenegger und kann fast jedem seiner Filme etwas abgewinnen - zumindest solange es sich nicht um eine seiner Komödien handelt. Nicht dass ich Arnie für einen begnadeten Schauspieler halten würde, das ist er sicher nicht, aber ich sehe ihn einfach gerne. Und wenn er dann noch seinen Kumpel Sylvester Stallone an seiner Seite hat, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen.

Escape Plan ist bereits der dritte Film, in dem die beiden zusammen zu sehen sind, wobei Arnie hier eine deutlich größere Rolle hat als in den beiden Expendables-Streifen. Die erste Geige spielt natürlich dennoch Stallone. Lässt man die an den Haaren herbeigezogene und völlig unrealistische Story außer acht, wird einem zwei Stunden beste Unterhaltung geboten, vom Schweden Mikael Håfström schnörkellos inszeniert. Ein paar Plottwists gibt's auch, wobei diese nicht unbedingt schwer vorherzusehen sind, garniert mit ein paar knackigen Onelinern. Und am Ende kann man sich an einem deftigen Showdown erfreuen, der keine Wünsche offen lässt. Mehr braucht es nicht.

Sonntag, 16. März 2014

CAPTAIN PHILLIPS (Paul Greengrass, 2013)

There's gotta be something other than being a fisherman and kidnapping people.

Spannend erzählter Thriller, der auf einer wahren Begebenheit beruht. Greengrass verzichtet auf jeden überflüssigen Schnickschnack und kommt ohne Umschweife zur Sache. Er versucht gar nicht erst, Ursachenforschung zu betreiben und den sozialpolitischen Hintergrund der Fischer in Somalia näher zu beleuchten – und das ist auch gut so. Durch die geradlinige Inszenierung hält er den Spannungsbogen die gesamte Spieldauer über aufrecht. 

Positiv bemerkbar macht sich die Entscheidung, überwiegend auf dem Meer zu drehen statt in einem Filmstudio. Dies kommt dem Realismus zugute. Einen entscheidenden Beitrag zum Gelingen liefert auch Tom Hanks mit einer rundum überzeugenden Leistung. Mitreißend bis zum Schluss. Guter Stoff.

Mittwoch, 12. März 2014

A SERIOUS MAN (Joel Coen, 2009)

The boss isn't always right, but he's always the boss.

Völlig bekloppter Film der Coen-Brüder, der ganz ohne Zweifel zu den Highlights ihres bisherigen Schaffens zählt. Die Story um den vom Pech verfolgten jüdischen Physikprofessor Larry bietet eine Aneinanderreihung absurder Situationen und witziger Szenen, wunderschön bebildert von Roger Deakins. Bei den skurrilen Charakteren haben die Coens sich selbst übertroffen. Mein Favorit ist Onkel Arthur, der ständig im Bad rumhängt und seine Zyste absaugt. Die meinerseits im Vorfeld gehegten Bedenken, zahlreiche Anspielungen auf die jüdischen Gebräuche nur mit entsprechender Detailkenntnis verstehen zu können, stellten sich glücklicherweise als unbegründet heraus. Die in Kritiken häufig verbreitete Lesart, Larry Gopnik als eine Art moderner Hiob zu sehen, ist durchaus nachvollziehbar, muss man sich jedoch nicht zwingend zueigen machen, denn wenn der Film eine Kernaussage hat, dann am ehesten die, dass man den Dingen nicht zuviel Bedeutung beimessen sollte – wunderbar erklärt anhand der schrulligen Anekdote um die Inschrift auf den Zähnen. 

Erstaunlich fand ich die Ähnlichkeit einiger Darsteller mit bekannten Hollywood-Größen. So sieht Larrys Nebenbuhler Sy Ableman aus wie Francis Ford Coppola, der erste Rabbi erinnerte mich stark an den jungen Nicolas Cage und der Anwalt, den Larry beauftragt, könnte ein Bruder von George Clooney sein. Womöglich nur meine persönliche Wahrnehmung und wohl auch nur Zufall, aber ich fand die Ähnlichkeiten schon bemerkenswert.

A serious Man ist ein höchst vergnüglicher und außerordentlich kurzweiliger Film, der zudem mit einer liebevollen Ausstattung, großartigen Darstellern und einem überaus sympathischen Protagonisten aufwarten kann. Und gerade wenn man meint, alles wendet sich doch noch zum Guten für den braven Larry, wartet schon der nächste Tiefschlag.  

Freitag, 7. März 2014

GET THE GRINGO (Adrian Grunberg, 2012)

Damit, dass der sympathische Trunkenbold Mel Gibson auf seine alten Tage nochmal einen richtig guten Film machen würde, konnte man wirklich nicht rechnen. Doch ein solcher ist Get the Gringo tatsächlich geworden. Warum auf dem Cover das 18er-Siegel prangt, erschließt sich mir nicht, denn hier wird leichtverdauliche, unbeschwerte Kost geboten, deren leichtfüßige und humorvolle Inszenierung für gute Laune sorgt. Die ein oder andere derbe Szene gibt es zwischendurch auch mal, doch macht dies die Altersfreigabe nicht weniger lächerlich. 

Die passende musikalische Untermalung bietet Antonio Pintos gitarrenlastiger Score, der stellenweise Erinnerungen an Tito & Tarantula weckt und das mexikanische Flair noch besser zur Geltung bringt. Zusammen ergibt das eine äußerst bekömmliche und kurzweilige Mischung, die bestens unterhält. Unerwartet gut und daher umso schöner.

Donnerstag, 6. März 2014

THE MAN WHO WASN'T THERE (Joel Coen, 2001)

Life has dealt me some bum cards. Or maybe I just haven't played 'em right. 

Von der Story und den Charakteren her ein typischer Coen-Film über einen Friseur, dem sich scheinbar die günstige Gelegenheit bietet, aus seinem geregelten, gleichförmigen, aber auch langweiligen Leben auszubrechen und das große Geld zu verdienen. Wenn man nur ein paar Filme der Brüder gesehen hat, ahnt man früh, dass das nicht gutgehen kann. Gewisse Parallelen zu Jerry, dem Protagonisten ihres Meisterwerks Fargo, sind nicht von der Hand zu weisen. 

Was den Film von den übrigen Arbeiten der Coens unterscheidet, sind die stilvollen Schwarzweiß-Bilder einerseits, die in erster Linie der Atmosphäre zugute kommen, und die ungewöhnlich tranige Inszenierung andererseits, die dem Rezipienten speziell in der zweiten Filmhälfte einiges an Geduld abverlangt. Auch der Humor kommt nach dem vielversprechenden Beginn im weiteren Verlauf etwas zu kurz. Sehenswert aber ist The Man who wasn't there schon alleine wegen der atemberaubend schönen Bilder des Coen-Stamm-Kameramanns Roger Deakins. Zahlreiche Einstellungen könnte man sich eingerahmt an die Wohnzimmerwand hängen. Auch darstellerisch wird die gewohnte Qualität geboten. Neben der Standardbesetzung der weiblichen Hauptrolle mit Frances McDormand gefallen vor allem Billy Bob Thornton und James Gandolfini. 

Insgesamt dennoch einer der schwächeren Coen-Filme, der nicht so recht in die Puschen kommen will.