Sonntag, 6. Juli 2025

Death of a Gunfighter (Don Siegel & Robert Totten, 1969)

I got a bad habit of losing my temper.

Death of a Gunfighter, der in Deutschland unter dem albernen (wenn auch inhaltlich zutreffenden) Titel "Frank Patch - Deine Stunden sind gezählt" erschienen ist, zeigt die texanische Kleinstadt Cottonwood Springs an der Schwelle zur Zeitenwende. Im Jahr 1903 ist der Wilde Westen auf dem Rückzug und mit der Eisenbahn soll die Moderne Einzug halten. Dabei ist der Marshal Frank Patch mit seiner rabiaten Amtsführung, die immer mal wieder das ein oder andere Todesopfer fordert, nach Auffassung des Stadtrats ein Hindernis, das mögliche Investoren verschreckt. Da sich Patch mit guten Worten nicht überzeugen lässt aus dem Amt zu scheiden, ruft man den County Sheriff zu Hilfe.

Im Vorspann wird die Regie für den Film einem gewissen Allen Smithee zugeschrieben, ein Pseudonym, das hier erstmals zum Einsatz kam und später noch bei weiteren Filmen Verwendung finden sollte. Der ursprüngliche Regisseur Robert Totten überwarf sich während der Dreharbeiten mit dem Hauptdarsteller Richard Widmark und Don Siegel, der bereits ein Jahr zuvor erfolgreich mit Widmark bei Madigan zusammengearbeitet hatte, führte das Projekt zu Ende. Da aber Tottens Anteil am fertigen Film größer war, wollte er nicht als Regisseur genannt werden. Gegen die Nennung Tottens legte wiederum Widmark sein Veto ein. Und so kam "Allen Smithee" zu seinem ersten Spielfilm.

Aufgrund der oben geschilderten Umstände weist Death of a Gunfighter einige für Siegel eher untypische Elemente auf, die vermutlich Totten zuzuschreiben sind, wie die starke Fokussierung auf die einzelnen Figuren, das Verweilen auf markanten Gesichtern (Sergio Leone lässt grüßen) oder auch die sich anbahnende romantische Beziehung zwischen Hilda und Dan. Insbesondere die lange Einstellung mit Hildas nackten Füßen irritiert den treuen Siegel-Freund, kennt man so etwas doch ansonsten eher vom Fußfetischisten Quentin Tarantino, der allerdings zur Drehzeit gerade mal dem Kindergarten entwachsen war.

Gerade aber die Hauptfiguren sind interessant, vor allem natürlich Marshal Patch (wie immer großartig: Richard Widmark), ein Relikt aus der Vergangenheit, der stur darauf beharrt, seine Arbeit solange auszuführen, wie er es möchte. Niemand in der Stadt ist in der Lage ihm Paroli zu bieten und ihm offen gegenüber zu treten, zu groß ist der Respekt vor seiner bisweilen unbeherrschten Art. Wunderbar übrigens auch Amy Thomson in einer Nebenrolle als Hure, die mehrfach dabei zu sehen ist, wie sie unkontrolliert Essen in sich reinstopft oder einfach nur grimmig dreinschaut.

Kernthema des Films ist natürlich die Ablösung des Althergebrachten durch das Neue und Moderne, das naturgemäß nicht ohne Reibungsverluste vonstatten gehen kann. Sehr schön versinnbildlicht in der Szene, in der das Auto des Bürgermeistens beinahe mit dem Reiter kollidiert. Dass das Alte am Ende weichen muss - sprich: Patch erschossen wird - verrät schon der Titel. Eingerahmt wird das in die Szene, in der seine Frau beobachtet, wie sein Sarg in den Zug verladen wird: die erste Einstellung des Films findet damit ihre Fortsetzung in der letzten.