Montag, 25. August 2025

DAY OF THE WOMAN (Meir Zarchi, 1978)

He's cooling off, all right. At the bottom of the river.

Nach dem abstoßenden Remake hatte ich zunächst wenig Lust, mir das Original anzuschauen. Letztlich siegte aber die Neugierde. Und erwartungsgemäß ist Day of the Woman zwar alles andere als ein perfekter Film, aber um Längen besser als sein Remake, wobei das Niveau desselben auch nur schwer zu unterbieten ist.

Bezüglich der Verwirrung um den Filmtitel ist zu sagen, dass der Film ursprünglich unter dem (meiner Meinung nach) durchaus stimmigen Titel Day of the Woman veröffentlicht und vorwiegend in Drive-In Kinos gezeigt wurde. 1980 erfolgte eine Wiederveröffentlichung durch einen Filmverleih, der darauf bestand, den Originaltitel durch den ebenso reißerischen wie unpassenden Titel I spit on your Grave zu ersetzen. Beim Remake wurde dann diese Bezeichnung übernommen.

Zarchis Ansatz für die Umsetzung der Story ist ein überaus minimalistischer. Der Film wurde mit wenig Aufwand produziert und hat nicht einmal einen Score, was der auch so schon beklemmenden Atmosphäre zugute kommt. Die Gegend um das abgelegene Haus an einem Flussarm irgendwo in Connecticut bildet die perfekte Kulisse und zugleich Gelegenheit für einige atemberaubend schöne Landschaftsaufnahmen. 

Im krassen Gegensatz dazu steht die extrem realistische Darstellung von Jennifers Vergewaltigung durch die vier Einheimischen, die ich in dieser Länge - die gesamte Szene dauert etwa 30 Minuten - und detaillierten Ausmalung wahrlich nicht gebraucht hätte. Harter Tobak, zumal ich nicht sicher bin, ob Zarchis Motive dafür nicht nur dem Zweck verpflichtet, sondern womöglich auch voyeuristischer Natur waren. Wie auch immer: die Szene zeigt die Geschehnisse in einer so direkten und drastischen Form, wie ich das noch bei keinem anderen Film gesehen habe. Allerdings vermittelt sie dem Zuschauer dadurch auch ein sehr gutes Gefühl für die Perspektive des Opfers. Und eine Vergewaltigung ist nun mal eine extrem widerwärtige Sache - da beißt die Maus keinen Faden ab. Interessanterweise nimmt die Vergewaltigung sogar mehr Raum ein als die späteren Rachemorde, deren Inszenierung im direkten Vergleich beinahe dezent daherkommt. Das zumindest macht deutlich, dass der Fokus hier klar auf der Opferperspektive liegt. Beim Remake ist es genau umgekehrt. Unbedingt zu loben ist an dieser Stelle die äußerst intensive darstellerische Leistung Camille Keatons, die die in höchstem Maß fordernde Rolle mit Bravour meistert.  

Day of the Woman ist ein zutiefst beklemmender Film, dessen Sichtung durchaus eine gewisse Herausforderung darstellt. Hinzu kommen allerdings noch einige inhaltliche Ungereimtheiten sowie inszenatorische Schwächen, die den Filmgenuss zusätzlich erschweren. Zarchi hat kein Gespür für Timing. Viele Szenen wirken unnötig in die Länge gezogen. Während dies bei der Vergewaltigung noch nachvollziehbar ist, weil dies das extreme Leiden des Opfers besser greifbar macht, wünscht man sich bei vielen anderen Szenen ein etwas zügigeres Tempo oder zumindest eine dynamischere Schnittfolge. Dennoch ein absolut sehenswerter Film, der das Thema mit einem ebenso reduzierten wie realistischen Ansatz aufgreift.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen