Montag, 30. Dezember 2013

ELYSIUM (Neill Blomkamp, 2013)

Do you think I enjoy breathing this air? 

Nach dem großartigen District 9 war meine Erwartungshaltung bezüglich Blomkamps zweitem Film entsprechend hoch. Insofern verlief die Sichtung von Elysium ein Stück weit ernüchternd. Das soll nicht heißen, dass der Film schlecht ist, doch lässt er Witz und Esprit des Vorgängers vermissen. 

Elysium ist aufwendiger, teurer und größer und verfügt mit Matt Damon und Jodie Foster über zwei Hollywood-Stars, die etwas Glanz in die Hütte bringen. Die Story liefert einen interessanten Ansatz, jedoch kommt dieser nicht über die Funktion eines bloßen Gimmicks hinaus. Was bleibt, ist ein rasant inszenierter Action-/SciFi-Thriller, der nicht langweilig wird, im Vergleich mit dem Vorgänger jedoch irgendwie seelenlos wirkt. Recht unterhaltsam ist er dennoch, aber eben auch nicht mehr.

DISTRICT 9 (Neill Blomkamp, 2009)

Get your fukkin' tentacle out of my face!

Als das Debut des Südafrikaners Neill Blomkamp in die Kinos kam, las man allenthalben in Kritiken davon, dass es sich um eine Allegorie auf die Apartheid, respektive Rassismus im Allgemeinen handeln würde. Eine Aussicht, die meinen Eifer, den Film zu sichten, nicht gerade befeuerte. Umso erstaunlicher, dass diese Einschätzung, die von zahlreichen Kritikern seinerzeit vertreten wurde, völlig fehlgeleitet ist. Natürlich ist District 9 weder eine Allegorie auf das eine noch das andere, das wird dem unvoreingenommenen Rezipienten bereits nach kurzer Zeit klar. Die Art und Weise, wie die Prawns dargestellt werden, nämlich als degenerierte, triebgesteuerte Wesen, deren Hauptinteresse im Verzehr von Katzenfutter und der eigenen Reproduktion liegt, ist nicht dazu angetan, Mitgefühl mit ihnen zu evozieren. Die einzige Ausnahme bildet der anscheinend deutlich intelligentere Christopher Johnson, der mit seinem Sohn heimlich daran arbeitet, das Mutterschiff startklar zu bekommen, um damit zum Heimatplaneten zurückkehren zu können. Zudem wird hier gleich ein ganzes Volk munter verunglimpft, indem die Niederträchtigkeit und Bösartigkeit der im Ghetto hausenden Nigerianer bei jeder Gelegenheit betont wird. District 9 könnte in Bezug auf die zur Rede stehenden Themen also allenfalls als Satire durchgehen. In Wirklichkeit handelt es sich jedoch um einen reinen Genrefilm. Und die Tatsache, dass Blomkamp sich bei der Ausgestaltung des Ghettos von der Vergangenheit Südafrikas hat inspirieren lassen, ist ebenso passend wie naheliegend.

Interessanter ist da schon die Art und Weise, wie er die Geschichte erzählt, nämlich als Vermengung dokumentarisch angehauchten Materials und herkömmlicher Erzähltechnik. Dies ist clever, denn damit erreicht er einen schnellen Einstieg in die Thematik, spart sich eine lange Einleitung und produziert ganz nebenbei eine atemlose Spannung, weil schon am Anfang angedeutet wird, dass die geplante Umsiedlungsaktion schiefgehen und etwas Schreckliches passieren wird. Erstaunlich auch, wie professionell das alles aussieht, angesichts des in der heutigen Zeit bescheiden anmutenden Budgets von 30 Millionen Dollar. Natürlich kommt einem Vieles bekannt vor, Blomkamp bedient sich ganz dreist u. a. bei Cronenbergs The Fly oder Verhoevens Starship Troopers, doch wer will ihm das verübeln? Die Mischung stimmt jedenfalls, die Story ist witzig und originell, die Special Effects sind größtenteils gelungen und die rasante, temporeiche Inszenierung lässt keine Sekunde Langeweile aufkommen. 
 
Ein höchst eindrucksvolles Debut, dass der Südafrikaner da abgeliefert hat.

Sonntag, 29. Dezember 2013

BONNIE AND CLYDE (Arthur Penn, 1967)

This here's Miss Bonnie Parker. I'm Clyde Barrow. We rob banks.

Penns Verfilmung der berühmten Geschichte um Bonnie Parker und Clyde Barrow und ihre Gang ist nicht die erste, ganz sicher aber die filmhistorisch bedeutendste und auch eine der schönsten Umsetzungen des Stoffes. Nicht umsonst zählt man sie zu den Wegbereitern des New Hollywood.

Penns Version der Geschichte romantisiert das Geschehen um das Gangsterpärchen, dargestellt von Warren Beatty, der auch als Produzent fungierte, und einer atemberaubend schönen Faye Dunaway, und bringt den Zuschauer damit dazu, mit den beiden zu sympathisieren. Damit war er stilprägend für später nachfolgende Filme, die das Thema aufgriffen oder variierten, sei es Scotts Thelma & Louise oder Stones NBK. Beachtlich in jedem Fall der für die damalige Zeit deftige Gewaltgrad des Films. Zudem hat bis dahin kaum ein Film das Konzept des Roadmovies derart verinnerlicht wie Penns Film, spielt hier doch beinahe jede Szene direkt im oder in unmittelbarer Nähe des Autos.  
 
Bonnie and Clyde ist ein zeitloser Klassiker des amerikanischen Kinos, und ein sehr einflussreicher dazu. Und auch 45 Jahre später ist er immer noch wunderbar anzuschauen.  

Donnerstag, 26. Dezember 2013

THE HOBBIT: THE DESOLATION OF SMAUG (Peter Jackson, 2013)

I am fire. I am death.

Nachdem ich den ersten Teil im herkömmlichen 2D im Kino gesehen hatte, gönnte ich mir dieses Mal die 3D-Vorstellung mit doppelter Framerate - mit Rücksicht auf meine Tochter, die mich begleitete, jedoch nur in der synchronisierten Fassung. Wobei dies bei den Mittelerde-Filmen kein großes Manko ist, da sowohl die HdR- als auch die Hobbit-Reihe sehr gut synchronisiert wurde - das muss selbst ich als eingefleischter Synchro-Hasser anerkennen. Die Synchronstimme von Smaug erinnerte mich übrigens an Till Lindemann von Rammstein - er ist es aber nicht.

Nun denn: der zweite Hobbit-Film ist actionlastiger und weniger "kindlich" als der erste, aber dennoch nicht ganz so gut wie jener. Atmosphärisch fand ich den ersten Teil stimmiger. Zudem ist die Flussfahrt mit den Fässern im zweiten Teil zu sehr durchchoreografiert und erinnert teilweise mehr an ein Videospiel als an einen Kinofilm. Doch ist das Jammern auf hohem Niveau, denn unter dem Strich ist auch The Desolation of Smaug ein rundum gelungener Film geworden, der nun mal mit dem Makel zu kämpfen hat, dass er den Mittelteil einer Dreierserie bildet, also weder einen richtigen Anfang noch ein Ende hat. Das hatte seinerzeit auch schon The Two Towers etwas zu schaffen gemacht. 

Erfreulich ist, dass es Jackson gekonnt vermieden hat, sich bei den Actionszenen zu wiederholen, sondern stattdessen mit neuen Ideen aufwarten kann. Ein paar neue Charaktere gibt's auch, ebenso wie altbekannte Elben aus den HdR-Filmen. Höhepunkt des Films ist sicherlich die Szene, in der Gandalf erfolglos versucht, die sich ausbreitende Dunkelheit mit Licht zu bekämpfen. Dies wurde von Jackson schlichtweg grandios inszeniert, womit er einmal mehr unter Beweis stellt, welch visionärer Filmemacher er ist. Und das Problem mit dem fehlenden Ende löst er auf äußerst elegante Weise: mit einem ebenso fiesen wie gelungenen Cliffhanger im klassischen Sinne, der nochmal kräftig den Appetit auf Teil 3 anheizt.  

Montag, 23. Dezember 2013

THE LONE RANGER (Gore Verbinski, 2013)

I buried you.

Pirates of the Caribbean im Wilden Westen – auf diese einfache Formel lässt sich The Lone Ranger reduzieren. An den Unterhaltungswert des ersten Piratenfilms kommt er zwar nicht heran und stellenweise gestaltet sich das Treiben arg albern – insbesondere im zu lang geratenen Finale – doch macht das Ganze durchaus Spaß. Die eigentlich zentrale, weil titelgebende Figur lässt Johnny Depp mit seiner aus den Piratenfilmen hinlänglich bekannten Performance erwartungsgemäß zur Randfigur verkommen. 

An der ein oder anderen Stelle hätte dem Film eine Kürzung gut zu Gesicht gestanden, doch kommt es nicht soweit, dass man sich langweilt. Seinem Anspruch, kurzweilige und anspruchslose Unterhaltung zu bieten, wird der Film in jedem Fall gerecht, und mehr will er auch gar nicht.  

Sonntag, 22. Dezember 2013

PUSHER II (Nicolas Winding Refn, 2004)

Der zweite Pusher-Film nimmt sich der Figur des Tonny (Mads Mikkelsen) an, der im ersten Teil vor allem dadurch auffiel, dass er seinen Kumpel Frank an die Polizei verraten hat. Man merkt dem Film an, dass Refn inzwischen ein paar Filme gedreht hatte und über mehr Erfahrung verfügte, denn Pusher II wirkt reifer und souveräner als der Vorgänger, ohne dabei jedoch an Intensität und Authentizität zu verlieren. Kam bei diesem noch oft die Handkamera zum Einsatz, wurde dies hier deutlich reduziert. 

Und auch der Drogenhandel spielt nicht mehr die zentrale Rolle, wenn auch der Konsum des Stoffes omnipräsent ist. Vielmehr rückt Refn den Vater-Sohn-Konflikt in den Mittelpunkt. Auch dies ist nicht sonderlich originell, erzählt er doch die typische "Sohn-kämpft-um-Respekt-und-Anerkennung-durch-den-Vater"-Geschichte, doch wie schon beim Vorgänger sorgen die sympathischen Charaktere und die erstklassigen Darsteller - allen voran Mikkelsen - dafür, dass keine Spur von Langeweile aufkommt. 

Und so ist Pusher II unter dem Strich sogar noch eine Idee besser als der erste Film. Bei Filmserien eher die Ausnahme als die Regel, aber umso erfreulicher.

PUSHER (Nicolas Winding Refn, 1996)

Refns Debut gewährt einen authentischen und äußerst intensiven Einblick in die Kopenhagener Unterwelt. Der Reiz des Films liegt weniger in der Story, die nichts Besonderes bietet, sondern einem kleinen Drogendealer folgt, der durch Pech und Ungeschicklichkeit von einer Schwierigkeit in die nächste stolpert. Vielmehr sind es die detailliert gezeichneten Charaktere, die ungeachtet dessen was sie tun allesamt irgendwie sympathisch rüberkommen, was nicht zuletzt natürlich ein Verdienst der hervorragenden Darsteller ist. Und Kim Bodnia sehe ich sowieso gerne.  

Pusher ist ein äußerst fesselnder kleiner Film, der förmlich danach schreit, sich weitere Geschichten aus der Kopenhagener Drogenszene zu Gemüte zu führen. Glücklicherweise gibt es ja noch zwei Fortsetzungen...