Mittwoch, 24. Juni 2015

JURASSIC WORLD (Colin Trevorrow, 2015)

We need more teeth.

Der Wiederbelebung der Jurassic-Park-Reihe mehr als zwanzig Jahre nach ihrem Beginn habe ich mit einiger Vorfreude entgegen gesehen, zumal ich die bisherige Trilogie erst kürzlich wieder gesichtet hatte. Und Jurassic World liefert genau das, was ich im Vorfeld erwartet hatte: spannungsgeladene Action, deren Hauptattraktion nicht die Schauspieler sondern die Dinosaurier sind, und vor allem atemberaubende Spezialeffekte, die dem Zuschauer die lange Zeitspanne, die seit dem ersten Film vergangen ist, bewusst machen. War der digitale Ursprung der Viecher bei jenem noch in einigen Szenen erkennbar (wobei auch damals zum Teil Modelle und Puppen verwendet wurden), sehen sie dieses Mal dermaßen echt aus, dass man meinen könnte, es handele sich um lebende Tiere. Glücklicherweise macht Trevorrow nicht den Fehler, die Saurier zu oft zu zeigen. Ein Beispiel dafür ist das erste Auftreten des künstlich geschaffenen Indominus Rex, dessen Präsenz man zunächst nur daran erkennen kann, dass sich die Äste der Bäume bewegen, durch die er sich zwängt. Wobei gerade die Kreation dieses Phantasie-Sauriers eine witzige Anspielung auf das Schneller-Höher-Weiter-Prinzip ist, nach dem Hollywood-Blockbuster funktionieren. Der Tyrannosaurus Rex ist nicht mehr furchteinflößend genug, die Menschen haben sich an ihn gewöhnt. Folglich muss ein neuer Saurier her, der noch größer und noch furchteinflößender ist. Doch auch der Tyrannosaurus Rex hat noch nicht ausgedient. Am Ende hat er seinen großen Auftritt.

Etwas ärgerlich ist die tragende Rolle, die der historisch völlig unbedeutenden und zudem in der im Film gezeigten Form niemals existent gewesenen Spezies der Velociraptoren nun bereits zum vierten Mal beigemessen wird. Ich persönlich würde mir einmal einen Vertreter der Reihe wünschen, der ohne Velociraptor auskommt. Richtig cool hingegen sind die Flugsaurier, die auf die Parkbesucher losgelassen werden. Ein weiteres Highlight ist der riesige Mosasaurus, der leider nur zu zwei kurzen Auftritten kommt, wobei insbesondere die Fütterung mit dem weißen Hai – eine witzige Anspielung auf Jaws – erinnerungswürdig ist. Über die Ungereimtheit, dass ein solches Tier in dem Becken, in dem es im Film gepflegt wird, unmöglich unter Kontrolle zu halten wäre und wahrscheinlich schon lange vor dem Indominus Rex sein Gehege verlassen hätte, muss man großzügig hinwegsehen.

Wie schon bei den Vorgängerfilmen kommen auch bei Jurassic World Schauspieler aus der zweiten Reihe zum Einsatz. Dies sicherlich einerseits aus Budget-Gründen, andererseits um nicht zu sehr von der Hauptattraktion abzulenken. Dennoch ist es gelungen, mit Chris Pratt, der übrigens aussieht wie der Fernsehkoch Steffen Henssler, einen starken Hauptdarsteller zu verpflichten, der zudem über eine charismatische Ausstrahlung verfügt. Weniger überzeugend ist Bryce Dallas Howard, deren stereotyper Charakter der oberflächlichen Geschäftsfrau, die im Laufe der Handlung geläutert wird, nicht sonderlich überzeugend ist. Immerhin demonstriert sie, dass man auch in High Heels über Stock und Stein rennen kann, bis sie irgendwann plötzlich flachere Schuhe trägt. Wer Jurassic World auf Logikfehler prüft, wird sie reichlich finden. Dies tut dem hohen Unterhaltungswert indes keinen Abbruch, und angesichts des überwältigenden Erfolgs an den Kinokassen darf sich das Volk mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf weitere Fortsetzungen freuen. Vielleicht dann auch mal eine ohne Velociraptor.

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