Sonntag, 21. Juni 2015

IN THE BLOOD (John Stockwell, 2014)

When all the bastards are gone and dead, only then rest your head.

Ava und Derek, die beide auf eine bewegte Vergangenheit zurückblicken und sich während des Drogenentzugs kennen gelernt haben, verbringen ihre Flitterwochen auf einer Karibikinsel (weiß gar nicht, ob gesagt wird, auf welcher Insel sie sich befinden – hab's jedenfalls nicht mitbekommen und ist im Prinzip auch egal). Jedenfalls hat Derek einen schlimmen Unfall und verschwindet auf dem Weg ins Krankenhaus. Ava, die nur wenig Unterstützung durch die örtliche Polizei erfährt, macht sich auf die Suche nach ihrem Mann.

In the Blood ist ein günstig produziertes B-Movie mit zum Teil amateurhafter Kameraführung, schlechtem Schnitt und abenteuerlicher Story. Und dennoch hatte ich meine Freude daran, denn das Ganze ist spannend und in recht hohem Tempo erzählt, der Gewaltgrad ist deftig und einige bekannte Gesichter sind auch dabei. Luis Guzman, Danny Trejo und Treat Williams zum Beispiel. Die Rolle des Derek spielt Cam Gigandet, dessen Gesichtszüge mich stark an den jungen Steve McQueen erinnerten. Die Hauptattraktion ist aber die ehemalige Mixed-Martial-Arts-Kämpferin Gina Carano, die zwar nur über wenig schauspielerisches Talent verfügt, dafür aber über eine starke erotische Ausstrahlung. Dass sie zudem äußerst „schlagfertig“ ist, hat sie in Soderberghs Haywire eindrucksvoll bewiesen, wobei sie im Vergleich zu jenem hier etwas mehr Gewicht auf die Waage bringt. Dies mögen dem asketisch veranlagten Zuschauer vermutlich fünf Kilo zu viel sein, ich hingegen finde, dass die zusätzlichen Pfunde ihre Rundungen umso besser zur Geltung bringen. In der Wahl ihrer Mittel ist sie – wie auch schon im vorgenannten Film – wenig zimperlich. Ob Waterboarding auf einer öffentlichen Toilette, gezielte Stiche in verschiedene Organe eines ihrer Opfer oder Erstickungssimulationen mit einer Plastiktüte – hier wird schnell klar, dass mit der Frau nicht zu spaßen ist. Gnadenlos bringt sie jeden zur Strecke, der mit dem vermeintlichen Tod ihres Mannes irgendwie in Verbindung steht. Sei es die Krankenschwester an der Rezeption, die sie angelogen hat oder der korrupte Polizeichef. Darüber hinaus ist sie auch noch hart im Nehmen. Mit Handschellen auf dem Rücken gefesselt in einem Streifenwagen? Kein Problem für die Dame – mal eben schnell das Handgelenk ausgerenkt, aus den Handschellen geschlüpft, Gelenk wieder eingerenkt und 20 Sekunden später mit derselben Hand dem Gegner die Fresse poliert – so einfach geht das. In ihrer rasenden Wut lässt sie sich weder von einem Schuss in die Schulter noch einem Messerschnitt quer über den Bauch aufhalten. Was beim Lesen wahrscheinlich lächerlich klingt, wirkt im Film aber gar nicht so schlimm, weil man ihr abnimmt, dass sie so unter Adrenalin steht, dass sie das kaum wahrnimmt.

Amaury Nolasco gibt im Übrigen einen durchaus charismatischen Gegenspieler ab und ist ebenfalls ein harter Bursche. Obwohl er schwer krebskrank ist – was man ihm überhaupt nicht ansieht, prügelt und schießt er sich durch die Gegend wie ein junger Gott. Ein Treffer in den eigenen Oberschenkel lässt ihn ein paar Minuten humpeln, bevor er relativ schnell wieder rund läuft und sich schließlich einen fast ebenbürtigen Kampf mit der wilden Gina liefert. Über einen Mangel an Logikfehlern und Ungereimtheiten kann man sich wirklich nicht beschweren, aber der Unterhaltungsfaktor ist hoch genug, um sich dadurch den Spaß nicht verderben zu lassen. Für Freunde anspruchsloser und kurzweiliger Unterhaltung, die man mit im Ruhemodus befindlichen Hirn genießen kann, durchaus sehenswert. Alle anderen sollten einen großen Bogen um In the Blood machen.

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